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Standortdebatte Magdeburger Domplatz-Theater wackelt

Das Theater Magdeburg bringt 2018 wieder ein Musical auf die Domplatz-Open-Air-Bühne. Ab 2020 könnte damit Schluss sein.

Von Katja Tessnow 14.06.2018, 01:01

Magdeburg l Seit 2011 mehren sich Jahr für Jahr die Stimmen jener, die keinen Gefallen mehr an der jährlichen Sommer-Bestellung des Magdeburger Domplatzes mit Theaterbühne samt Bauzaun finden. Damals scheiterten die Christdemokraten im Stadtrat mit einem Umzugsvorschlag in den Elbauenpark. Die dortige Seebühne war schon am Anfang des neuen Jahrtausends mehrfach sommerliche Theaterspielstätte, aber die heutige Theaterleitung empfand sie als „weder wirtschaftlich noch künstlerisch adäquaten Ersatz“ (Karen Stone) für den Domplatz.

Seit 2008 gingen – wegen Bauarbeiten 2012 unterbrochen – jeden Sommer hauseigene Produktionen einschlägigen Musical-Repertoires über die Domplatzbühne, von Titanic und Evita über Die Schöne und das Biest bis Rocky Horror, Hair und West Side Story.

Während in den Vorjahren bisweilen alle Vorstellungen schon vor der Premiere ausverkauft waren, offenbart ein Blick ins Kartenverkaufsportal des Theaters Magdeburg 2018 an vielen Spieltagen noch reichlich freien Raum auf der Besuchertribüne. Theatersprecherin Christine Villinger will zum aktuellen Stand des Vorverkaufs keine Auskunft geben, setzt aber auf anhaltendes Interesse während der Spielzeit von „Jesus Christ Superstar“ bis 8. Juli: „Abgerechnet wird am Ende. Wir erwarten eine Auslastung von ca. 85 Prozent. Diese ist und bleibt wetterabhängig.“

Die Premiere wird überschattet von neuen kritischen Stimmen zum Domplatz-Open-Air. Arno Frommhagen, Gastronom Sprecher des Unternehmervereins IG Innenstadt, berichtet von einem Meinungswandel unter den Mitgliedern, zumindest bei der Mehrheit jener, die im Domplatz-Umfeld ihre Geschäfte betreiben. So hätten sich 46 von 232 Mitgliedern der Interessengemeinschaft – in erster Linie Domplatz-Anrainer – an einer IG-internen Umfrage beteiligt. „65 Prozent waren für einen Umzug“, so Frommhagen.

„Den meisten war es wichtig, nicht das Theater zu diskriminieren oder zu beschädigen, sondern lediglich die Umstände um und auf dem Domplatz zu ändern.“ Dass sich das Theater nicht in der Lage sehe, die wochenlange Aufbauzeit zu dezimieren und den Platz nicht länger für volle zwei Monate komplett zu bestellen, stoße vielen bitter auf. Der Domplatz würde so seiner eigentlichen Bestimmung als „Ruhepol“ mit Wasserspielen entzogen.

Ein überraschend eindeutiges Ergebnis zeitigte unlängst auch die Umfrage des MDR: „Domplatz-Open-Air – Ja oder Nein?“ Mehr als 70 Prozent der rund 5200 Teilnehmer sprachen sich laut MDR-Angaben für eine Verlegung des Sommer-Musicals an einen anderen Standort aus.

Theater-Sprecherin Villinger reagiert gereizt auf die Frage nach der Sicht ihres Hauses auf solche Stimmen: „Es gibt einen gültigen Stadtratsbeschluss zum Domplatz-Open-Air bis einschließlich 2019. Diesem fühlen wir uns verpflichtet. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Auf die vertragliche Bindung der Sommerbühne vor dem Dom bis 2019 verweisen auch Oberbürgermeister Lutz Trümper und sein Kulturbeigeordneter Matthias Puhle. Während Puhle eher vorsichtig mögliche langfristige Überlegungen für alternative Standorte andeutet, zeigt sich Trümper komplett offen für die Diskussion ab 2020. „Ich verstehe die kritischen Stimmen und zum Beispiel für Touristen ist der Zaun kein schöner Anblick. Ich habe schon einmal die Fläche zwischen Hyparschale und Stadthalle als Alternative genannt. Auch von dort kann man Domblick genießen“, so Trümper. Die Idee kommt laut Frommhagen auch bei den Innenstadtunternehmern gut an.