Immobilien Streit um Hausbau im Süden von Magdeburg
Eine neue Eigenheim-Siedlung in Magdeburg in Klein Ottersleben sorgt für Diskussionen im Stadtrat. Es geht auch um die Verkehrsanbindung.
Magdeburg l Rund 61.000 Quadratmeter Land für Ein- und Zweifamilienhäuser sollen an der Niendorfer Straße in Magdeburg in Klein Ottersleben anstelle der Gartensparte Flora 1919 entstehen. Anders als bei anderen Vorhaben sieht die Verwaltung hier bislang keinen Konflikt mit den Kleingärtnern. Es gebe eine einvernehmliche Vereinbarung zwischen dem betroffenen Gartenverein, dem Kleingärtnerverband Magdeburgs und dem Vorhabenträger, so die Stadtverwaltung.
Im Unterschied zu anderen Sparten, über deren Umwandlung in Bauland in den vergangenen Jahren die Rede war, handelt es sich hierbei nämlich um eine Fläche am Rande der Stadt Magdeburg. Hier alle Parzellen zu verpachten, erweist sich in vielen Fällen als schwierig. Mit der Aufgabe einer Sparte würde so dem Leerstand entgegengewirkt, so das Kalkül der Verwaltung.
Verbunden ist diese Randlage aber auch mit einem Punkt, den die Verwaltung selbst in ihrer Drucksache erwähnt: „Es ist abzusehen, dass das Kfz das bevorzugte Verkehrsmittel sein wird.“ Und damit war die Vorlage geliefert für eine grundsätzliche Diskussion, inwiefern ein solches Wohngebiet den Forderungen für die Zukunft entspreche.
Der bündnisgrüne Stadtrat Tom Assmann kritisierte, dass mit einer Forcierung des Autoverkehrs der Klimaerwärmung Vorschub geleistet werde. Das Argument aus der CDU/ FDP/ BfM-Fraktion, dass auf der Niendorfer Straße Busse der Regionalbusgesellschaft Bördebus fahren, mochte er nicht gelten lassen: Diese „Dorfbusse“, so der Stadtrat, führen beispielsweise viel zu selten.
Den Bündnisgrünen schwebt stattdessen grundsätzlich vor, dass eine weitere innerstädtische Verdichtung stattfindet, dass attraktiver Wohnraum abseits des Eigenheimbaus geschaffen werde.
Ob das funktionieren wird? Die Christdemokraten jedenfalls glauben daran nicht. Denn wer ein Einfamilienhaus wünscht, der steigt nicht auf eine Mietwohnung in der Stadt um. Der zieht, so er denn kein Angebot in Magdeburg findet, eher ins Umland. Eine ähnliche Entwicklung hatte es bereits in den 1990er Jahren gegeben. Dem Klima war damit auch nicht geholfen.
Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann jedenfalls sieht mit Blick auf die Nachfrage keine ausreichende Anzahl von Grundstücken, die für den Eigenheimbau zur Verfügung stehen könnten und die besser mit Bus und Bahn erschlossen sind.
Auch widerspricht der Beigeordnete dem Hinweis, dass das neue Baugebiet außerhalb der in Konzepten beschriebenen Vorzugsgebiete für die weitere Stadtentwicklung liege: Diese Konzepte beruhen auf Bevölkerungsprognosen von 195.000 bis 225.000 Einwohnern in Magdeburg ausgehen – nicht aber von mehr als 240.000, wie die aktuelle Entwicklung auch für die kommenden Jahre vermuten lässt.
Mit Blick auf ein anderes Problem in Ottersleben hatte Linke-Stadtrat René Hempel seinen Unmut am Mikrofon vorgetragen: Es sei völlig unverständlich, dass über Jahre kein Standort für eine neue Grundschule in dem Stadtteil habe gefunden werden können, dass jetzt aber auf einmal Platz für ein riesiges Baugebiet für Häuslebauer vorhanden sein solle. Ohnehin sei fraglich, ob der Bau von Eigenheimen den Verbrauch von Flächen rechtfertige.
Den Umweltschutz ebenfalls im Blick hat die SPD-Fraktion. Ihr Antrag, einen Hektar und damit einen Teil der Fläche für Ausgleichspflanzungen zu nutzen, fand eine Mehrheit. SPD-Fraktionschef Jens Rösler sieht eine Chance, nicht allein für Ersatz von gefällten Bäumen in der Sparte, sondern auch in anderen Teilen Otterslebens und in Sudenburg zu sorgen. Widerspruch gab es dazu von CDU-Stadtrat Reinhard Stern: „Sie wollen hier einmal wieder über das Geld anderer Menschen bestimmen.“
Die CDU/ FDP/ BfM-Fraktion regte folglich zum Änderungsantrag der Sozialdemokraten an, für den Ausgleich keinen Hektar festzulegen, was auch so beschlossen wurde. Wie die Fläche gestaltet werden könnte, kann sich Linke-Stadträtin Andrea Nowotny schon vorstellen: Bislang fehle es in dem Gebiet nicht zuletzt an einer Hundewiese, auf der die Tiere frei laufen können.
Die geänderte Drucksache zur Umwandlung der Gartensparte in ein Gebiet für Häuslebauer wurde schlussendlich mit großer Mehrheit vom Magdeburger Stadtrat beschlossen.