Stadtrat Streit um Magdeburger Hermann-Gieseler-Halle soll mit 250.000 Euro beigelegt werden
Magdeburg
Am 6. Mai kann der Stadtrat in Magdeburg einen Schlussstrich unter das Kapitel Verkauf der Hermann-Gieseler-Halle ziehen. Dann sollen die Ratsmitglieder dem außergerichtlichen Vergleich zustimmen, den die Stadtverwaltung mit der Steinhoff Familienholding GmbH ausgehandelt hat.
Neben der Rückzahlung des Kaufpreises für die denkmalgeschützte Halle soll die Stadt einmalig eine Ausgleichszahlung leisten. Nach Volksstimme-Informationen soll diese Summe knapp über einer Viertelmillion Euro liegen. Dafür verzichtet Steinhoff auf einen möglichen langwierigen Rechtsstreit um das Grundstück für die neue Stadtfelder Grundschule.
Gerichtsstreit soll abgewendet werden
Der Kauf der Gieselerhalle und der Flächentausch für die Schule waren 2016 gemeinsam notariell beurkundet worden. Ob sie auch gemeinsam rückgängig gemacht werden können, darüber gab es seitens der eingeschalteten Anwälte unterschiedliche Ansichten. Um ein langes Verfahren mit ungewissem Ausgang zu verhindern, soll jetzt die Zahlung geleistet werden.
Steinhoff wollte ursprünglich neben der Halle einen Poco-Möbelmarkt bauen. Die Sporthalle war mehr oder weniger Beiwerk und sollte später entwickelt werden, in welche Richtung war bis zuletzt unklar. Nach Protesten gegen das Vorhaben gab es ein Umdenken im Stadtrat und der Bebauungsplan wurde abgelehnt. Daraufhin zog sich der Investor brüskiert zurück.
Konzept im Uni-Seminar
Nun bleibt die Frage, was mit der sanierungsbedürftigen Gieselerhalle passieren soll. Diese soll jetzt eine Gruppe von sechs Studenten der Otto-von-Guericke-Universität beantworten. Im Rahmen eines Projektseminars der Wirtschaftsfakultät erstellen sie in den kommenden Monaten ein Konzept, wie die Hermann-Gieseler-Halle künftig sinnvoll genutzt werden könnte.
Dozent Jörg Bühnemann erklärt: „Es geht darum, ein Nachnutzungskonzept zu entwickeln, das den Betrieb der Halle langfristig wirtschaftlich trägt und gleichzeitig der Stadt etwas bringt.“ Dies sei wichtig, um auf die Suche nach potenziellen Investoren zu gehen. Eine Verbindung von Bildung, Spiel und Erleben sei dabei aktuell das Ziel, das alle Altersgruppen ansprechen soll.
Bürgerverein Stadtfeld als Partner
Als Projektpartner mit an Bord ist der Bürger für Stadtfeld e. V., der sich in den vergangenen Jahren vehement für den Erhalt des Baudenkmals eingesetzt hatte. Der Vorsitzende Thomas Opp nennt das auch weiterhin als ein Ziel. „Gleichzeitig wollen wir gerne die Infrastruktur für Familien im Stadtteil stärken. Wenn es die Chance gibt, beides zusammenzuführen, sollte sie genutzt werden“, sagt er.
Der Verein wünscht sich einen Indoorspielplatz, der mit Markthalle und Gastronomie mit regionalen Produkten ergänzt werden könnte. So etwas gebe es im kinderreichen Stadtfeld nicht. Aufgrund der schwierigen Lage müsse „etwas Sinnvolles entstehen, was Publikum schafft“, so Opp.
27 Fragen zur Gieselerhalle
Um zu erfahren, was sich die Stadtfelder beziehungsweise die Magdeburger allgemein für die Traditionshalle tatsächlich wünschen, führen die Masterstudenten derzeit eine Online-Umfrage durch. 27 Fragen gilt es dabei zu beantworten. Damit sie als repräsentativ gilt, müssen mindestens 500 vollständig ausgefüllte Umfragen zusammenkommen, sagt Seminarteilnehmerin Anna Jünge.
Die anonym durchgeführte Befragung wird noch einige Wochen laufen. Für jene, die darauf keinen Zugriff haben, gehen die Studenten auch vor Ort, um die Stadtfelder nach ihrer Meinung zu fragen. „Wir werden am 8. und 15. Mai 2021 jeweils von 10 bis 12 Uhr vor Kaufland und von 12 bis 14 Uhr am Schellheimerplatz sein“, kündigt Anna Jünge an. „Wir stellen uns eine große Begegnungsstätte vor, mit lokalen Händlern, einem Café und einer Spielinsel“, umreißt sie die bisherige Konzeptidee für die Hermann-Gieseler-Halle.