Corona-Krise Stundenlanges Warten an Magdeburger Deponie
Der Magdeburger Wertstoffhof Hängelsberge erlebte am Dienstag einen großen Zulauf. Es kam zu Wartezeiten bis zu drei Stunden.
Magdeburg l Es ist die Zeit des Aufräumens in Garten und Grundstück. Der Frühjahrsputz hat auch die Magdeburger Kleingärtner und Grundstücksbesitzer gepackt. Der Rasen wird vertikutiert, Hecken und anderes beschnitten, die grüne Oase nach dem Winter auf Vordermann gebracht. In Säcken im Kofferraum oder gleich mit Anhänger pilgerten die Magdeburger am Dienstag zum derzeit einzig geöffneten Wertstoffhof der Stadt: die Deponie Hängelsberge.
Die beiden Wertstoffhöfe Cracauer Anger und Silberbergweg sind bis auf Weiteres geschlossen, ebenso die Abfallannahmestelle für Grünschnitt und Elektroaltgeräte der Gise in der Sandbreite. Auch die Zentrale des Städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs (SAB) in der Sternstraße ist für den Besucherverkehr gesperrt. Hintergrund ist die Corona-Krise.
Mit den Schließungen will die Stadt Magdeburg eine Personalreserve für die regelmäßige Abfallentsorgung im Stadtgebiet sicherstellen, wie sie mitteilte. Nur so könnten die personellen Kräfte des Städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes gebündelt werden, um die Rest-, Bio- und Altpapierabfallabfuhr sicherzustellen. Vorrang habe dabei die Abholung der Abfallbehälter von privaten Haushalten und Unternehmen in Magdeburg.
Was da auf die Deponie Hängelsberge zukommt, wusste man in der Stadt. Schon in der Ankündigung, den Standort Cracauer Anger zu schließen, hieß es: „Es muss mit erheblichen Wartezeiten gerechnet werden.“ Und so kam es am 31. März 2020. Schon in den Morgenstunden staute sich der Anlieferverkehr zur Deponie.
Vor allem aus dem Norden, also aus Richtung Hohendodeleber Chaussee und Niendorfer Grund, bildete sich eine lange Autoschlange. Aber auch aus der entgegengesetzten Richtung wollten etliche Anlieferer zum Wertstoffhof, die Straße Tauberg ähnelte zeitweise einem langen Parkplatz. Unter den Wartenden war auch das Ehepaar Heidemarie und Kurt Bobe. Die Rentner aus Stadtfeld haben ihren Kleingarten auf Vordermann gebracht und wollten nun das, was sie nicht kompostieren können, in der Deponie abgeben. „Über zwei Stunden warten wir“, sagte Kurt Bobe und zuckte mit den Schultern.
Seine Frau und er nahmen es aber gelassen und mit Humor. „Wir haben die Volksstimme dabei, um uns die Zeit zu vertreiben“, sagten sie und lachten. Das Einzige, was Kurt Bobe kritisch anzumerken hatte, war der Zustand an der Kreuzung zur Deponie. „Es wäre gut, wenn da jemand die Zufahrten regulieren würde“, sagte er. Seit zweieinhalb Stunden übte sich auch Ronald Osterburg in Geduld. Er hatte unter anderem Heckenschnitt dabei, den er loswerden wollte. „Selbst Schuld“, meinte der Lemsdorfer lachend. „Wenn ich gewusst hätte, dass ich hier so lange warten muss, dann hätte ich es nicht gemacht. Wer nicht wirklich herkommen muss, sollte es sein lassen“, war sein Tipp an alle Anlieferer.
Damit sprach er das aus, worum die Stadtverwaltung im Vorfeld gebeten hatte. Zum Schutz der Anlieferer und der Mitarbeiter des Wertstoffhofes kann nur eine geringe Anzahl von Anliefernden gleichzeitig auf dem Wertstoffhof Hängelsberge Abfälle entsorgen. „Jeder sollte für sich und im gesundheitlichen Interesse anderer entscheiden, ob eine Anlieferung seiner Abfälle, zum Beispiel Grünschnitt, wirklich dringend notwendig ist“, hatte Stadtsprecher Michael Reif bereits in der Vorwoche erklärt.
Private Haushalte könnten bei Bedarf über die reguläre Sperrmüllabholung des Abfallwirtschaftsbetriebes oder einen gebührenpflichtigen Wunschtermin Sperrmüll entsorgen. Elektroaltgeräte werden dort ebenfalls mit gesammelt, wenn diese bei der Anmeldung angegeben werden. Grünschnitt aus privaten Haushalten kann derzeit über die Biotonne und auch durch Eigenkompostierung auf dem eigenen Grundstück verwertet oder zwischengelagert werden, hieß es aus der Stadtverwaltung.
Die Öffnungszeiten der Deponie Hängelsberge hat die Stadtverwaltung geändert. Die Abgabe von Abfällen aus privaten Haushalten ist dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und sonnabends von 7 bis 14 Uhr möglich. Montags ist bis auf Weiteres geschlossen. Anlieferungen aus dem gewerblichen Bereich, wie beispielsweise mineralische Abfälle, sind dienstags bis freitags von 7 bis 14 Uhr möglich.
Die frühen Termine für Abfälle aus dem gewerblichen Bereich sind indes nicht für jede Firma nutzbar. Steven Kremer stand seit drei Stunden in der Schlange. „Die Extra-Zeiten für die gewerbliche Anlieferung können wir nicht in Anspruch nehmen, wurde uns auf Nachfrage gesagt. Für kleine Firmen wie uns gilt das nicht“, berichtete er. Kremer arbeitet für die Magdeburger Firma Heinemann, ein vier-Mann-Betrieb. Er und sein Kollege hatten Bauschutt im Anhänger, den sie entsorgen wollten. Sie mussten sich notgedrungen in die Reihe der privaten Entsorger einreihen und warten, bis sie an der Reihe waren.
Im Umland, beispielweise im Nachbarlandkreis Börde, sind die Annahmestellen aktuell geschlossen.