Opal-Netz Tausende Magdeburger schauen in die Röhre
Nutzern von Kabelfernsehen, deren Versorgung auf Grundlage des Opal-Netzes erfolgt, könnte der Empfang zum Jahreswechsel gekappt werden.
Magdeburg l Ursache dafür ist die veraltete Opal-Technik. Mit dieser optischen Anschlussleitung (Opal) wurden in den 1990er Jahren Tausende Magdeburger Haushalte versorgt. Damals konnte mit der Technik schnell der Fernsehempfang aus der Dose organisiert werden. Das Verfahren hat heute allerdings einen Haken. Es ist nicht mehr zeitgemäß, weil es nicht breitbandfähig ist und keine Internetversorgung ermöglicht.
Betroffen sind Kunden der Telekom sowie von Vodafone Kabel Deutschland, die ihr Fernsehsignal auf den Opal-Leitungen der Telekom zu den Kunden transportieren. In Magdeburg sind das aktuell Haushalte in Ottersleben (380), Sudenburg (1370), West (140) und Nord (120). Telekom-Sprecher Georg von Wagner: „Die Technik ist in die Jahre gekommen und es gibt keine Ersatzteile mehr. Gleichzeitig betreiben wir neben unserem Netz noch diese Technik – das muss nicht sein und deswegen wird Opal bundesweit abgebaut beziehungsweise abgeschaltet.“ Die Folge ist das Aus des Netzes - ohne Ersatz?
Das ist nicht generell zu beantworten und hängt vom Einzelfall ab. Während Telekom-Sprecher Georg von Wagner mitteilt, dass „grundsätzlich alle Haushalte mit neuer Technik versorgt werden können“, kann Versorger Vodafone Kabel Deutschland dies nicht zusichern. Sprecherin Heike Koring: „Alle Maßnahmen zum Ausbau unserer Netze erfolgen aufgrund von Wirtschaftlichkeitserwägungen, das heißt unter Bewertung der entstehenden Kosten im Verhältnis zur Zahl der Haushalte und den zu erwartenden Erlösen. Sollte es für einen anderen Anbieter, mit anderen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, andere Voraussetzungen für eine Weiterversorgung geben, sehen wir das im Sinne der Nutzer als Vorteil.“
Ein solcher Anbieter hat nicht nur sein Interesse angekündigt, sondern auch schon konkrete Schritte eingeleitet. Die Magdeburger Firma MDCC hat auf das Opal-Aus reagiert und erschließt nun zusätzliche Straßenzüge mit neuen Leitungen. Im Lemsdorfer Weg, der Heidestraße und der Salzmannstraße wird sogar schon gegraben. MDCC-Sprecher Ralf Taschner: „Uns sind bereits rund 1600 Wohneinheiten in Magdeburg bekannt, die von dem Opal-Problem betroffen sind. Wir prüfen, ob wir die Versorgung übernehmen können. In den meisten Fällen wird das möglich sein.“ Bis zu 800.000 Euro hat MDCC für die Verlegung neuer Leitungen in den betroffenen Gebieten mit 1600 Haushalten schon eingeplant.
Für die Versorgung müssen allerdings zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Hauseigentümer müssen dem Magdeburger Unternehmen den Anschluss des Hauses an das Breitbandkabelnetz gestatten und einen sogenannten Gestattungsvertrag abschließen. MDCC kauft in der Regel das Hausnetz vom Vorgängerversorger ab und investiert auch dort gegebenenfalls neu.
Wer dagegen als Einzelperson einen direkten Vertrag mit dem Opal-TV-Anbieter hatte, sollte sich ebenfalls um eine neue Versorgung kümmern. Ob das bis zum Jahresende jeweils klappt, hängt wieder vom Einzelfall ab. Nach Angaben von Georg von Wagner habe die Telekom die Vodafone Kabel Deutschland GmbH als Untermieter auf ihren Leitungen schon frühzeitig über das drohende Opal-Aus informiert: „Kabel Deutschland kennt das Thema auch schon seit 2013. Mithin hätte die Gesellschaft genug Zeit gehabt, ihre Kunden zu informieren und ein neues Netz zu bauen.“
Das ist offenbar nicht in jedem Fall erfolgt. Vodafone-Kabel-Deutschland-Sprecherin Heike Koring hatte mitgeteilt, dass alle betroffenen Haushalte Anfang Oktober ein Kündigungsschreiben erhalten sollten. Wer bis dahin von der Opal-Abschaltung noch nichts mitbekommen hatte, konnte sich demzufolge erst jetzt um Ersatz kümmern. Die späte Kündigung bereitet deshalb auch mitunter MDCC, die in Magdeburg bereits 80.000 Haushalte versorgt, Schwierigkeiten. Sprecher Ralf Taschner: „Wir versuchen alles, aber wir können ja nicht von heute auf morgen die Straßen aufgraben für neue Leitungen, sondern brauchen Baugenehmigungen und entsprechendes Wetter.“
Dennoch will MDCC, die schon 300 Kilometer Glasfaserkabel in Magdeburg verbaut hat, sein Netz schnellstmöglich auch dort erweitern, wo Opal noch liegt. Dafür müssen alle Betroffenen Bescheid wissen, sich gegebenenfalls bei dem Anbieter ihrer Wahl melden und ihre persönliche TV-Situation klären lassen. Anderenfalls schauen sie ab Januar tatsächlich in die Röhre, die ja heute meist schon ein moderner Flachbildfernseher ist. Ohne TV-Signal zeigt aber auch der modernste Fernseher kein Bild.