Film-Inspiration „Fack ju Göte“ Theater an Magdeburger Schulen: Schiller war ein Influencer
Mit „Fack ju, Schiller“ kommen Schauspieler Thomas Wiesenberg und Lehrerin Anika Janakiev an Magdeburger Schulen. Das Stück soll junge Menschen bestärken, für ihre Leidenschaften einzustehen.
Magdeburg - „Sie kamen in Scharen, um Schiller und Goethe in Weimar anzutreffen“ oder wie es Jugendliche 2024 sagen würden: Sie waren Influencer. So wie die Social-Media-Stars heute hatten die beiden Männer auch großen Einfluss – nur ohne Instagram oder TikTok. Dass die Sprache der großen literarischen Werke von Friedrich Schiller nicht mehr die ist, die man auf den Schulhöfen zu hören bekommt, hat auch Schauspieler Thomas Wiesenberg erkannt, der seine Arbeit als „Kulturtainment“ beschreibt. Also Kultur und Entertainment beziehungsweise Unterhaltung.
An Film von 2013 angelehnt
Bei seinem Stück „Fack ju, Schiller“ sollen Schüler daher mitgenommen werden und auf eine neue Art und Weise die Werke kennenlernen und ihre Lehren daraus ziehen. Wie der Titel es schon verrät, gibt es dabei eine Anlehnung an die erfolgreiche Filmreihe „Fack ju, Göte“. Der erste Film erschien 2013 und handelt von einer strebsamen Referendarin und einem jungen Mann, der sich nach seiner Zeit im Gefängnis als Quereinsteiger an die Schule schummelt.
Sie beide haben komplett unterschiedliche Lehrmethoden – genau wie Thomas Wiesenberg und Anika Janakiev es in ihrem Stück zeigen. Sie ist nicht nur in ihrer Rolle Lehrerin, sondern unterrichtet wirklich Deutsch und Philosophie. Außerdem ist sie Lerncoach: „Ich mag einfach keinen starren Unterricht.“ Daher bieten die beiden das Stück den Schulen an.
Schillers Leben an Magdeburger Schulen
Wie auch im Film will sie zunächst linearen Unterricht machen, plant Lernkontrollen und will die Jugendlichen mit schweren Texten von Friedrich Schiller aus dem 19. Jahrhundert quälen. Er hingegen tritt in dem albernen Kostüm als Schiller auf, reißt sich regelmäßig seine Perücke vom Kopf und findet so manches „scheiße“. Wiesenberg hinterfragt in seiner Rolle auch das viele Interpretieren der einzelnen Texte viele Jahre nach dem Tod des Dichters.
Vielleicht habe Schiller etwas ganz anderes damit sagen wollen als das, was zahllose Interpretationswerke darin sehen. Sie ist davon zunächst empört, er von ihr „gelaaaaangweilt“. Was sie aufführen, ist aber eben nicht nur Theater, sondern auch Bildung, wie die beiden betonen. Das Leben von Schiller wird lebendig erzählt und auch in die Geschichte eingeordnet.
Gemeinsame Aufgabe lösen
Zwischendrin müssen die Elftklässler des Editha-Gymnasiums auch mal mitmachen und ein paar Fragen beantworten. Dabei werden einige Passagen aus Schillers Werken in die heutige Sprache übersetzt, hinterfragt und erklärt. Auch sein ungesunder Lebensstil mit viel Alkohol, durchgearbeiteten Nächsten und Zigaretten wird thematisiert. Sozusagen wird über die „Work-Life-Balance“, also die Balance zischen Arbeit und Freizeit, des deutschen Dichters gesprochen.
Am Ende des 40-minütigen Stücks bekommen die Schüler große Holztafeln mit Buchstaben darauf, die sie sortieren und in die richtige Reihenfolge bringen müssen, um das Wort „Gedankenfreiheit“ lesen zu können. Mit dem Stück der beiden Magdeburger würden zwei Ziele verfolgt werden. Zunächst soll die Leidenschaft im Fokus stehen, wie Wiesenberg erklärt.
Leidenschaft finden
Wofür hat man selbst eine so große Leidenschaft, dass man dafür seine Freiheit aufgeben würde oder fliehen? Wofür stehen die Jugendlichen so sehr ein, wie Friedrich Schiller für das Schreiben? Es soll aber auch die Jugendlichen wieder für Sprache begeistern.
„Das Stück hat sehr gut gezeigt, dass der große Schiller auch nur ein Mensch war mit Problemen, die wir heute auch noch haben. Er hatte Geldsorgen oder Liebeskummer, war verzweifelt“, sagt eine begeisterte Stimme aus dem Publikum.
Maximal 100 Schüler
Ein Schüler hat im Anschluss noch eine Frage an die beiden: „Könnt ihr nicht wirklich unsere Lehrer sein und den Unterricht machen?“ Dafür bekommt er Zustimmung. Für die beiden Darsteller ist das ein Erfolg. „Es ist schön zu sehen, wenn die Schüler mitgehen“, sagt Anika Janakiev. „Sie können dann leichter etwas mitnehmen und sich das Gelernte zu eigen machen.“ Dass die erste Unterrichtsstunde durch das Stück „echt cool“ war, bekommen die beiden auch von den Kids zurückgemeldet. Bei „Fack ju, Schiller“ handle es sich nicht um eine abgeschlossene Theater-Reihe. Sie bieten Schulen das Stück für Jugendliche ab der 10. Klasse an und spielen vor maximal 100 Schülern. Daher könnten interessierte Lehrkräfte und Schulen jederzeit das Stück anfragen.