Tierschützer-Protest Patenlöwe Otto zu Gast
Circus Krone ist in Magdeburg, mit ihm 100 Tiere. Dazu gehört auch Patenlöwe Otto. Derweil bereiten Tierschützer eine Demonstration vor.
Magdeburg l Fast acht Kilogramm Fleisch isst Otto pro Tag. Ein kleines Stückchen Rindfleisch vom Stock gibt es von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Otto ist ein weißer Löwe, der 2014 auf dem Messeplatz in Magdeburg zur Welt gekommen ist. Damals gastiert der Circus Krone in der Stadt. Und Ex-Bürgermeister Rüdiger Koch übernimmt die Patenschaft für eines der Löwenbabys. Er tauft es auf den Namen Otto – passend zur Kampagne der Ottostadt Magdeburg. Jetzt ist der Münchener Zirkus nach drei Jahren zurück. Und Otto mit an Bord.
Die Tierkollegen des jungen Löwen haben ihren Premierenauftritt in Magdeburg. Dazu gehören Elefanten, Zebras, Hengste, Papageien und sogar ein Nashorn. Otto selbst sei noch zu jung für die Manege. Das erklärt Martin Lacey junior. Der Tierlehrer hat bereits einen Goldenen sowie einen Silbernen Clown beim Internationalen Circus-Festival von Monte Carlo gewonnen. „Das ist der Oscar für die Zirkuswelt“, sagt Susanne Matzenau vom Circus Krone.
Sie spricht mit strahlenden Augen von der weltgrößten Raubtiernummer, die Martin Lacey junior dieser Tage auf dem Max-Wille-Platz präsentiert. Mit insgesamt 26 weißen und goldfarbenen Tigern und Löwen steht der gebürtige Engländer dann in der Manege. „Die Tiere machen nur natürliche Bewegungen“, erklärt der Tierlehrer Magdeburgs Oberbürgermeister Trümper beim Besuch des Patenlöwen der Stadt.
Martin Lacey junior kommt aus einer Zirkusfamilie. Er erzählt, wie er mit den Raubkatzen lebt, von Beginn an versucht, ihren Charakter zu verstehen und einzuschätzen. Dass er als „bester Freund“ des Rudelführers von den Tigern und Löwen akzeptiert werde, liege nur daran, dass „ich die Tiere respektiere“, sagt Lacey junior. Und erklärt, wie er mit den Raubkatzen arbeitet: „Ich mache keinen Druck und breche nicht den Charakter der Tiere.“ Sondern sie sollen Spaß in der Manege haben.
Deswegen wird der Magdeburger Löwe Otto vorraussichtlich auch nie große Sprünge für das Publikum machen müssen. „Otto ist eher ein fauler Löwe, aber sehr intelligent“, spricht der Tierlehrer aus Erfahrung. Dementsprechend werde er auch die Übungen und Kunststücke für Otto auswählen. Ein „großes und imposantes Tier“ lautet die Einschätzung des Oberbürgermeisters, nachdem er sich ein Bild davon gemacht hat, „was aus Otto geworden ist“.
Für Lutz Trümper steht fest, wenn auf der kommenden Stadtratssitzung über den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen entschieden wird, wird er dagegen stimmen. Die Grünen wollen ein Verbot von Zirkusbetrieben mit Wildtieren auf kommunalen Flächen erreichen. Auch Vereine wie Peta, die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern oder die Stiftung Vier Pfoten sind nicht konform mit den großen Tieren wie Elefant, Nashorn und Co. im Zirkus. Die Tierschützer sprechen von „Verhaltensstörungen“ der Tiere im Circus Krone. Anna-Lena Krebs von Vier Pfoten erklärt: „Die extrem anspruchsvollen Wildtiere sind ständig auf Tour und haben unter Zirkusbedingungen nicht die Möglichkeit, ihren Bedürfnissen nachzukommen.“
Bettina Fassl (Tierschutzallianz) sieht es ähnlich. Sie kündigt eine „Mahnwache für ein Zeichen gegen Tierausbeutung in der Manege an“.Die Mitglieder der Tierschutzallianz rufen gemeinsam mit den Pfotenfreunden Deutschland auf, sich am Kleinen Stadtmarsch zu versammeln. Susanne Matzenau vom Circus Krone kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Sie sagt: „Wir können es uns gar nicht leisten, mit unseren Tieren schlecht umzugehen, wir lieben sie und so behandeln wir sie auch.“
Die Volksstimme-Leser Heike und Christoph Rudhard können genau so eine „Herzlichkeit und Gemeinschaft“ im Zirkus bestätigen. Sie schreiben an die Volksstimme: „Wer als Politiker im vermeintlichen Wählerauftrag den Zirkus mit Tieren verbieten will und dabei dessen Existenz bedroht“, habe seinen Anspruch „in unserer Kulturlandschaft verloren“. Genau wie „selbst ernannte Tierschützer“, die Fahrzeuge beschmieren oder sogar Bremsschläuche durchschneiden. Zudem widerlegt das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“ Vorwürfe der Tierrechtler. Vom Aktionsbündnis heißt es: Bei den Tieren des Circus Krone könne man „jeder Zeit zahlreiche Anzeichen des Wohlbefindens beobachten“. Was die Standards der Tierhaltung im Münchener Zirkus betrifft, hat OB Trümper mit den Mitarbeitern des Veterinäramtes der Stadt gesprochen. Er erklärt auf Nachfrage der Volksstimme: „Bisher gab es noch nie Beanstandungen.“