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Wirtschaft Umfrage: So geht es in Magdeburg dem Handwerk

Im Frühjahr hat sich die Stimmung im Handwerk etwas aufgehellt. Das ergab die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer. Dabei gebe es viele Probleme.

Von Martin Rieß 25.07.2023, 02:00
Bei der Ausbildung in vielen Handwerksberufen lernen die Lehrlinge unter anderem, wie man ein Gewinde schneidet.
Bei der Ausbildung in vielen Handwerksberufen lernen die Lehrlinge unter anderem, wie man ein Gewinde schneidet. Foto: dpa

Magdeburg - Die Lage der Konjunktur im Handwerkskammerbezirk Magdeburg hat sich seit dem vergangenen Jahr insgesamt leicht verbessert. Sie ist aber weiterhin gezeichnet von den vielfältigen Krisen der vergangenen drei Jahre, die sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Handwerksgruppen auswirken. Das geht aus dem Frühjahrskonjunkturbericht der Handwerkskammer Magdeburg hervor. Zum Kammerbezirk gehören neben der Landeshauptstadt auch die beiden Landkreise in der Altmark, die Landkreise Börde, Jerichower Land und Harz sowie Teile des Salzlandkreises.

Dabei fällt auf: Die Einschätzung der Situation aus den einzelnen Gebieten gerät durchaus unterschiedlich. So beurteilten die Lage im Altmarkkreis Salzwedel 57 Prozent der Betriebe mit gut, knapp gefolgt von Magdeburg mit 56 Prozent.

Viel Optimismus in den Handwerksbetrieben

Mit 45, 48 und 52 Prozent schlagen sich auch die Landkreise Börde, Salzlandkreis beziehungsweise Jerichower Land wacker. Mit einem Anteil von nur 35 Prozent, die die Lage für gut halten, liegt der Landkreis Harz deutlich hinten.

Mit 16 Prozent Unternehmen, die die Lage als schlecht beurteilen, kommt Magdeburg aber auch in diesem Bereich recht weit vorn an. Besonders viele Handwerksbetriebe, für die die Lage schlecht aussieht, gab es indes im Jerichower Land mit 20 Prozent. Während die Börde auf 17 Prozent kommt, liegt der Salzlandkreis bei nur zehn Prozent.

Forderungen an die Politik im Bund und im Land Sachsen-Anhalt

Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, sagte während der Präsentation der Zahlen: „Das Handwerk blickt zwar wieder optimistischer in die Zukunft, wegen der zahlreichen weiterbestehenden Risiken bleiben die Herausforderungen für die Betriebe jedoch groß. Nach wie vor sind die Sicherheit der Energieversorgung, die Inflation und die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen erhebliche konjunkturelle Risikofaktoren.“ Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Politik den Betrieben keine zusätzlichen Belastungen aufbürdet und zur Verunsicherung beiträgt. „Leider ist genau das zuletzt auf Bundesebene geschehen, etwa die unausgegorenen Schnellschuss-Gesetzgebungen zur Gebäudeenergie und Energieeffizienz“, so seine Kritik.

Und auch im Land sieht er Handlungsbedarf: „Auf Landesebene wurde das Vergabegesetz zum 1. März weiter verkompliziert, was für das Handwerk nur schwer oder gar nicht umsetzbar ist und zu einem weiteren Rückgang der Baugenehmigungen führen wird. Auch bei den Härtefallhilfen, die deutlich später kamen als angekündigt, sind die Hürden so hoch, dass sie vom Handwerk kaum überwunden werden können“, so Grupe. Er fordert einen Abbau von Bürokratie, eine Reform der Sozialsysteme und mehr Wertschätzung beruflicher Bildung. Mehr denn je bräuchten die Betriebe verlässliche Rahmenbedingungen.

Als richtige Entscheidungen lobte er die Weiterführung der Meistergründungsprämie und die Verdopplung des Fördervolumens für die Praktikumsprämie in Sachsen-Anhalt.

Zahlen aus Magdeburg und den Landkreisen Harz, Jerichower Land, Börde, Stendal, Salzlandkreis und dem Altmarkkreis Salzwedel

Beim Blick in die Zahlen zeigen sich indes durchaus regionale Unterschiede. Im Kammerbezirk Magdeburg gibt es rund 11.300 Handwerksunternehmen. 345 haben sich an der diesjährigen Frühjahrsumfrage beteiligt.

Die Handwerksbetriebe in verschiedenen Regionen bewerten ihre wirtschaftliche Situation unterschiedlich. In Magdeburg sehen sich derzeit 56 Prozent der befragten Betriebe in einer guten wirtschaftlichen Lage. Dieser Anteil ist im Vergleich zum Herbst 2022 gestiegen, als er bei 49 Prozent lag, und im Frühjahr 2022 bei 45 Prozent. 28 Prozent der Handwerksbetriebe in Magdeburg bezeichnen ihre Situation als befriedigend (Herbst 2022: 40 Prozent; Frühjahr 2022: 33 Prozent), während 16 Prozent sie als schlecht empfinden (Herbst 2022: 11 Prozent; Frühjahr 2022: 21 Prozent).

Im Altmarkkreis Salzwedel beurteilen 57 Prozent der befragten Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut (Herbst 2022: 54 Prozent; Frühjahr 2022: 43 Prozent). 30 Prozent sehen ihre Lage als befriedigend an (Herbst 2022: 29 Prozent; Frühjahr 2022: 30 Prozent), während lediglich 13 Prozent die Situation als schlecht einschätzen (Herbst 2022: 17 Prozent; Frühjahr 2022: 28 Prozent).

Im Landkreis Börde bezeichnen 45 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut (Herbst 2022: 48 Prozent; Frühjahr 2022: 47 Prozent). 38 Prozent bewerten ihre Situation als befriedigend (Herbst 2022: 36 Prozent; Frühjahr 2022: 38 Prozent), während 17 Prozent der Betriebe sie als schlecht empfinden (Herbst 2022: 16 Prozent; Frühjahr 2022: 15 Prozent).

Im Landkreis Harz hingegen sehen sich nur 35 Prozent der befragten Handwerksbetriebe in einer guten wirtschaftlichen Lage (Herbst 2022: 43 Prozent; Frühjahr 2022: 53 Prozent). 39 Prozent der Betriebe bewerten ihre Situation als befriedigend (Herbst 2022: 43 Prozent; Frühjahr 2022: 32 Prozent), während 16 Prozent sie als schlecht einschätzen (Herbst 2022: 14 Prozent; Frühjahr 2022: 15 Prozent).

Im Jerichower Land beurteilen 52 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut (Herbst 2022: 32 Prozent; Frühjahr 2022: 37 Prozent), während 28 Prozent sie als befriedigend einstufen (Herbst 2022: 48 Prozent; Frühjahr 2022: 48 Prozent). 20 Prozent der Betriebe empfinden ihre Lage als schlecht (Herbst 2022: 20 Prozent; Frühjahr 2022: 15 Prozent).

Im Salzlandkreis sehen sich 48 Prozent der befragten Handwerksbetriebe in einer guten wirtschaftlichen Lage (Herbst 2022: 35 Prozent; Frühjahr 2022: 38 Prozent). 42 Prozent bewerten ihre Situation als befriedigend (Herbst 2022: 52 Prozent; Frühjahr 2022: 38 Prozent), während nur 10 Prozent der Betriebe ihre Situation als schlecht empfinden (Herbst 2022: 13 Prozent; Frühjahr 2022: 15 Prozent).

Im Landkreis Stendal bezeichnen 53 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut (Herbst 2022: 46 Prozent; Frühjahr 2022: 44 Prozent). 38 Prozent sehen ihre Lage als befriedigend an (Herbst 2022: 39 Prozent; Frühjahr 2022: 38 Prozent), während lediglich 9 Prozent der Betriebe die Situation als schlecht einschätzen (Herbst 2022: 15 Prozent; Frühjahr 2022: 19 Prozent).

Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich die Einschätzungen der wirtschaftlichen Situation in den verschiedenen Regionen im Verlauf der Zeit verändert haben. Es ist erkennbar, dass einige Gebiete eine positive Entwicklung verzeichnen, während andere mit Herausforderungen konfrontiert sind.

Nach der Corona-Krise hatte es zunächst eine Erholung der Stimmung im Handwerk des nördlichen Sachsen-Anhalts gegeben, Energiekrise und Ukrainekrieg hinterlassen aber in der Wirtschaft ihre Spuren.