Technikmuseum Unikat in Magdeburg: 100-jährige Dreschmaschine von Buckau-Wolf ist wieder wie neu
In diesem Zustand gibt es sie vermutlich kein zweites Mal in Deutschland – im Technikmuseum Magdeburg wird jetzt eine komplett restaurierte Dreschmaschine von Buckau-Wolf ausgestellt. Das ist die Geschichte zu dem Projekt.
Magdeburg - Die Maschinenfabrik von Rudolf Wolf ist vor allem für die Produktion von Dampfmaschinen oder Lokomobilen bekannt geworden. Bis vor gut 100 Jahren wurden bei Buckau-Wolf aber auch Landmaschinen hergestellt.
Davon zeugt das neueste Ausstellungsstück im Technikmuseum Magdeburg. Es handelt sich um eine Dreschmaschine, die um 1920 in der Salbker Produktionsstätte gefertigt wurde.
Voll funktionstüchtig
Dass die Dreschmaschine schon ein Jahrhundert auf dem Buckel hat, sieht man ihr indes nicht an. Das liegt daran, dass die historische Maschine von September bis April dieses Jahres eine Kernsanierung von Mitarbeitern der Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung (Gise) erhalten hat.
„Wir haben bis auf das Gestell und einige Siebe alle Schrauben und Holzteile erneuert“, sagt Jens Klein, Projektleiter bei der Gise. Anhand der Originalteile sowie mit Hilfe von Fotos wurden – sofern nötig – originalgetreue Nachbauten angefertigt. Hartholz kam zum Einsatz.
Über eine Lackprobe konnte der ursprüngliche Farbton – ein Beigerot – herausgefunden und die Maschine entsprechend neu lackiert werden. Das ganze Projekt war eine große Herausforderung – das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die 100-Jährige steht wie neu da und ist wieder voll funktionstüchtig.
„Die acht Teilnehmer und ein Angestellter haben eine tolle Arbeit geleistet. Wir sind sehr zufrieden“, lobt Klein. Die Maßnahme wurde durch die Landeshauptstadt sowie das Jobcenter Magdeburg finanziert. Der Magdeburger Immobilienentwickler Rolf Onnen sponsorte das nötige Holz.
Die Dreschmaschine selbst hat Marcel Guderjahn im Harz aufgespürt und aus einer Scheune gerettet. Er überließ sie als Dauerleihgabe dem Technikmuseum. Guderjahn konnte noch ein Glasnegativ – ebenfalls rund 100 Jahre alt – erwerben, welches eine Dreschmaschine von Buckau-Wolf in Funktion zeigt.
Dazu liegen Postkarten im Museum aus. Als Dankeschön für die Restaurierung grillte Guderjahn für die beteiligten Akteure.
Magdeburger Original
Christian Marlow ist Sammlungsleiter im Technikmuseum. Obschon sich der rein materielle Wert der Dreschmaschine in Grenzen hält, ist deren historische Bedeutung umso größer einzuschätzen – insbesondere für die Maschinenbautradition der Stadt Magdeburg. „Es ist davon auszugehen, dass die Dreschmaschine in diesem guten Zustand, komplett restauriert und funktionstüchtig, die einzig vorhandene in Deutschland, vermutlich sogar in Europa ist.“
Die Maschine von Buckau-Wolf, die über Transmission von einer Lokomobile angetrieben wurde, ist ein bedeutsames Zeichen für die Industrialisierung der Landwirtschaft in der Region und darüber hinaus. Wann genau sie gebaut wurde, ist nicht bekannt.
Dreschmaschinen wurden bei Buckau-Wolf im Zeitraum zwischen 1907 und 1926 produziert. Vermutlich ist das Exemplar im Technikmuseum eines der jüngeren – darauf lässt die Fabrikationsnummer „2247“ unter dem Emblem der Maschinenfabrik von Rudolf Wolf schließen. Produziert wurde das Modell im Zweitwerk in Salbke – dort wo heute SKL seinen Sitz hat.
Trennungsvertrag mit Lanz
Das bei Buckau-Wolf nach 1926 keine Dreschmaschinen, Diesel-Ackerschleppen oder Strohpressen mehr gefertigt wurden, hat einen besonderen Grund. Es gab ein Abkommen mit dem direkten Konkurrenten Lanz aus Mannheim.
„Im Jahr 1926 wurde ein Produktionstrennungsvertrag abgeschlossen. Rudolf Wolf verzichtete auf den Bau von Landmaschinen, dafür verzichtete Heinrich Lanz auf den Bau von Lokomobilen“, erläutert Marlow.
Die restaurierte Dreschmaschine von Buckau-Wolf ist direkt in die Ausstellung des Technikmuseums übernommen worden. Sie steht an prominenter Stelle im Mittelgang der einstigen Sket-Werkshalle in der Dodendorfer Straße 65. Im Museum stehen auch alte Lokomobile, die sie vor 100 Jahren vielleicht einmal angetrieben hat. „Wir haben jetzt Deckel und Topf“, so Marlow.
Die Dreschmaschine von Buckau-Wolf soll derweil nicht nur als Ausstellungsstück wirken. Ziel ist es, sie künftig in Funktion den Besuchern zu präsentieren. Denkbar wäre auch, sie auf Festveranstaltungen wie dem Landeserntedankfest zu zeigen. Die alte Technik soll so neu erlebbar werden.
Museumstag in Magdeburg
Beim Internationalen Museumstag an diesem Sonntag, 19. Mai, kann das Technikmuseum bei freiem Eintritt besucht werden.
In Magdeburg haben außerdem das Dommuseum Ottonianum, das Kulturhistorische Museum und Naturkundemuseum, das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen sowie das Friseurmuseum geöffnet und bieten spezielle Aktionen.