Kirche Unkraine: Warum ein Magdeburger Diakon ratlos ist und Krieg eine fressende Furie
Bedeutendes über Krieg und Frieden hat ein Magdeburger Diakon in Worte gefasst. Was Wolfgang Gerlich von der katholischen St.-Norbert-Gemeinde in Magdeburg Buckau zu sagen hat.
Es ist Krieg in Europa! Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine verstören, machen Angst, erzeugen Ratlosigkeit, Enttäuschung, Wut, Beklemmung und tiefe Sorgen.
Zeit meines Lebens galt bisher: Krieg gibt es immer nur anderswo, weit weg und höchstens im Fernsehen in schrecklichen Bildern präsent. Hin und wieder müssen wir traurig zur Kenntnis nehmen, dass Bundeswehrangehörige in ihren Einsatzgebieten verwundet werden oder fallen.
Unser Land ist de facto seit über sieben Jahrzehnten ein Land im Frieden, trotz mancher Szenarien von Bedrohung und Kaltem Krieg. Ist das nun alles vorbei? War der Frieden lediglich eine etwas längere Ausnahmesituation auf unserem Kontinent, abgesehen vom schrecklichen Balkankrieg in den 1990ern?
War Frieden für uns zu selbstverständlich?
Frieden aber ist mehr als das Schweigen von Waffen oder ausbleibende Cyberattacken. Frieden setzt letztlich Friedfertigkeit voraus. Friedfertigkeit – ein ziemlich altbacken klingendes Wort.
Friedfertigkeit meint auf jeden Fall etwas anderes als das strategische Abwägen von politischen und wirtschaftlichen Interessen, meint mehr als Lippenbekenntnisse oder totalitäre Ansprüche auf die Deutung von Geschichte und Gegenwart. Friedfertigkeit bedeutet vielleicht zuerst, einen Schritt von der eigenen Meinung, Auffassung und Gewissheit zurücktreten und bereit zu sein, mit den Augen des anderen die strittige Situation zu betrachten. Das gilt übrigens im Kleinen wie im Großen, zwischen Personen, in Familien, zwischen gesellschaftlichen Gruppen und eben auch zwischen Staaten.
„Dona nobis pacem“ – „Gib uns Frieden“
Mich macht jedenfalls die derzeitige Situation ratlos. Nur eines ist mir klar: Krieg ist eine Furie, die gnadenlos Menschenleben und Zukunft frisst!
Im Magdeburger Dom erinnert das Ernst-Barlach-Mal in besonders eindrücklicher Weise daran. Im sinnlosen Sterben an den Fronten des 1. Weltkrieges gab es keine Helden, sondern nur Verlierer: Söhne, Väter, Ehemänner. Das war damals so und gilt auch heute. Dieses Ehrenmal von Ernst Barlach hat eine lange Tradition als Ort des Betens für und um den Frieden. Solche Orte sind gut und nötig. Denn manchmal scheint es so, dass menschliche Vernunft und Einsicht allein es nicht schaffen, Friedfertigkeit zu ermöglichen.
Das „Dona nobis pacem“ – übersetzt „Gib uns Frieden“ ist ein Gebetsruf und fester Bestandteil der christlichen Gottesdienste.
Um den Frieden beten, dazu laden die Kirchen in diesen Tagen besonders ein, in Gottesdiensten, auch in einem stillen Gebet vor einem Kreuz oder im Anzünden einer Kerze und wortlosen Verharren, zum Beispiel am Ehrenmal von Ernst Barlach im Magdeburger Dom.
Gott ist ein Gott des Friedens. Möge er uns allen, vor allem den Verantwortlichen der Staaten und Armeen den Geist des Friedens schenken. Frieden ist gewissermaßen ein Name Gottes: Frieden, Pax, Peace, Salam, Schalom, Mir.