Starkregen und Hagel Mit Video: Unwetter in Magdeburg - Das ist die erste Bilanz
Die Feuerwehr hatte am Abend des 24. Juli 2023 alle Hände voll zu tun. Erst brennt eine Lagerhalle in Magdeburg-Buckau. Dann entlädt sich über der Stadt eine Gewitterzelle.
Magdeburg - Bäume stürzen um. Straßenbahn- und Busverkehr wird unterbrochen. Riesenpfützen bilden sich. Es gibt mindestens 150 Einsätze der Feuerwehr. Verletzt wurde nach ersten Einschätzungen niemand.
Gegen 18.15 Uhr hat das schwarze, dunkle, bedrohliche Etwas über dem Himmel Magdeburg erreicht. Innerhalb weniger Sekunden verwandelt sich das schwülwarme, aber weitgehend sonnige Wetter ins Gegenteil. Blitz. Donner. Hagel. Sturm und Regen peitschen über die Stadt hinweg, als gäbe es kein Morgen mehr. Weltuntergangsstimmung pur wird wohl mancher Betrachter gesagt haben. Ein Video der Volksstimme gewährt einen kleinen Eindruck.
Im Video: Gewitterzelle entlädt sich über Magdeburg
Wer kann, rettet noch schnell Pflanzen vom Balkon, fährt das Auto in an einen sicheren Platz und schließt alle Fenster. Sekunden später trommeln Hagelkörner auf die Fensterscheiben und Sturmböen greifen sich Bäume, die den letzten Stürmen noch standgehalten hatten.
Große Regenmenge und ein Temperatursturz
Die Regenmengen, die in kurzer Zeit herunterprasseln, sind erheblich. An einer Messstation der Volksstimme im Norden Magdeburgs fallen rund 22 Liter pro Quadratmeter. Wetterdienst.de vermeldete innerhalb einer Stunde 13,3 Liter pro Quadratmeter und Spitzenwindgeschwindigkeiten von 72 Stundenkilometern. Das ist Windstärke 8 – stürmischer Wind – auf der Beaufortskala. Innerhalb von anderthalb Stunden war die Lufttemperatur von 27 um 12 auf 15 Grad Celsius gefallen.
An anderen Stellen dürften es mehr gewesen sein. Zur Erinnerung: Wenn innerhalb einer Stunde mehr als 15 Liter fallen, zählt die Menge laut deutschem Wetterdienst als Starkregen.
Pfützen bilden sich
Mit diesen Wassermassen kamen der aufgrund der langen Trockenheit für Wasser nicht sofort aufnahmebereite Boden und das Abwassernetz nicht überall zurecht. Es bildeten sich Riesenpfützen.
Dick kam es so auch unter der Eisenbahnbrücke in der Erich-Weinert-Straße, hier war die Fahrbahn überflutet. Zeitweise stand das Wasser einen halben Meter tief. Anlieger hatten mit Kegeln zwischenzeitlich den Bereich abgesperrt, damit sich die Autos nicht festfahren.
Im Video: Der Deutsche Wetterdienst
Autofahrer riskieren Totalschaden
Denn klar ist: Wer nicht genau darauf achtet, dass das Wasser nicht ins Innere seiner Autoelektrik eindringt, riskiert einen Totalschaden. Das bedeutet: Sich nicht an Stellen vorwagen, die zu tief im Wasser stehen. Und vor allem: langsam fahren. Denn wenn sich vor der Stoßstange eine Bugwelle aus Wasser aufbaut, wird dieses geradezu ins Innere des Fahrzeugs gedrückt.
Ein weiteres Beispiel: Im Carl-Krayl-Ring in Olvenstedt knickt ein Baum auf die Straße. Staunend stehen Kinder vor dem Ergebnis der Naturgewalt, während Eltern Fotos schießen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Olvenstedt den Bereich absichern. So wie die Olvenstedter sind zu diesem Zeitpunkt am frühen Abend dutzende Feuerwehrkameraden in nahezu allen Ecken der Stadt unterwegs, um die Folgen des nur rund 25-minütigen Weltuntergangs zu beseitigen.
Nahverkehr wird unterbrochen
Betroffen waren auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe. Sie können für längere Zeit den Betrieb der Linien 1, 4 und 6 auf einigen Streckenteilen nicht mehr gewährleisten. Bäume liegen auf den Gleisen und versperren den Bahnen den Weg. Auch der Busverkehr der Magdeburger Verkehrsbetriebe war betroffen. So hatte ein umgestürzter Baum die Halberstädter Straße blockiert.
Die Buslinie 52 zwischen Kastanienstraße und Sudenburg und der Schienenersatzverkehr der Linie 40 zwischen Westring und Sudenburg mussten ab Westringbrücke über die Sudenburger Wuhne, die Fichtestraße, die Braunschweiger Straße und die Rottersdorfer Straße umgeleitet werden. Damit umfuhren die Busse jene Station Südring, die für die Anbindung Sudenburgs ans Straßenbahnnetz während der laufenden Streckensperrung vorgesehen ist. Auch der 58er Bus konnte wegen eines umgestürzten Baums an der Endstelle Reform nicht planmäßig fahren.
Technisches Hilfswerk kommt zum Einsatz
In der Ohrestraße kippte ein solch großer Baum um, dass sogar das Technische Hilfswerk um Unterstützung gebeten wurde. Dass nicht allein der motorisierte Verkehr betroffen war, zeigte ein Beispiel von der Elbuferpromenade: Hier war ein Ast von einem Götterbaum in die Tiefe gestürzt und hatte den Weg oberhalb der Ufermauer zu einem großen Teil blockiert.