Verkehr in Magdeburg Tunnel und neue Brücken: Lkw-Chaos in Magdeburgs Innenstadt befürchtet
Werden mit der Freigabe des Strombrückenzuges viele Lkw die Innenstadtroute in Magdeburg durch Tunnel und über die Elbe als Alternative nutzen? Diese Befürchtung hat SPD-Stadtrat Jens Rösler. Was die Stadt dazu sagt.

Magdeburg - Der neue Magdeburger City-Tunnel ist bereits geöffnet, zum Jahresende (geplant ist Dezember 2023) soll der Strombrückenzug ebenso für den Verkehr freigegeben werden. SPD-Stadtrat Jens Rösler befürchtet dann, dass es zu einem Lkw-Chaos in der Innenstadt kommen könnte. Dazu hat die Stadtverwaltung jetzt Stellung genommen.
Spätestens mit der Freigabe des Strombrückenzuges gibt es auch für schwere und hohe Lkw keine Hindernisse auf der Strecke vom Magdeburger Ring über die Ernst-Reuter-Allee bis zur Berliner Chaussee, meint SPD-Stadtrat Rösler. Früher sei dies durch die Höhenbeschränkungen unter den alten Eisenbahnbrücken nicht möglich gewesen. „Damit ist zukünftig vermehrter Lkw-Verkehr auf dieser Strecke durch die Innenstadt zu erwarten. Bei Stau auf der B1 wird auch der Lkw-Fernverkehr über die Ernst-Reuter-Allee ausweichen. Ein Lkw-Chaos in der Innenstadt ist vorprogrammiert“, beschrieb Rösler in einer Rats-Anfrage im März-Stadtrat an Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) seine Befürchtungen.
Der seines Erachtens nach verstärkte Lkw-Verkehr werde die Einkaufsbereiche des Breiten Weges stärker trennen, einen Kontrapunkt zur Innenstadtbelebung setzen und obendrein den Anwohnern in der Brückstraße und westlichen Berliner Chaussee zusätzliche Verkehrsbelastungen bescheren, ergänzt er.
Von der Verwaltung wollte er wissen, wie sie die Sachlage einschätzt und was möglich und vorgesehen ist, um eine zusätzliche Belastung durch den Verkehr auf der Strecke zu vermeiden.
Magdeburg Innenstadt: Umweltmessstation wird am Tunnel installiert
Für die Verwaltung hat jetzt der zuständige Beigeordnete für Umwelt und Stadtentwicklung, Jörg Rehbaum, Stellung bezogen. Er geht darin davon aus, dass es im Normalfall, also ohne Störungen auf der B1, zu keinen erhöhten Verkehrsmengen von durchreisenden internationalen Lkw geben werde. Nur der Lieferverkehr, der direkt das Stadtzentrum ansteuert, nutze im Bedarfsfall den Tunnel.
Allerdings: Im Falle einer Störung auf der A2 und einem Rückstau auf der B1 bestehe laut Rehbaum durchaus die Gefahr, das Lkw diese „Alternativtrasse“ nutzen wollen. „In diesen Einzelfällen kann diese Trasse temporär in Absprache mit der Polizei gesperrt werden“, so der Beigeordnete. Es besteht die Möglichkeit, den Tunnel für die Durchfahrt von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen zu sperren. Diese Sperrung wird dann über entsprechende Variotafeln und Wechselwegweiser ausgeschildert. Allerdings sei diese Maßnahme nur vorgesehen, wenn es zu einer Überschreitung von Grenzwerten in Bezug auf die Umweltbelastung kommt.
Im Bereich des Tunnels werde ein Umweltmanagementsystem installiert. Dafür wird im Bereich der östlichen Ausfahrt aus dem Tunnel, im Bereich des City Carrés, eine Umweltmessstation montiert. Infolge von erheblichen Lieferzeiten wird diese Montage erst im zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres erfolgen.
Verkehr in Magdeburg: Verkehrsströme steuern
Je nach Verkehrslage beziehungsweise Umweltbelastung seien Steuerungsmaßnahmen in Bezug auf den Straßenverkehr möglich. Das seien hauptsächlich drei Maßnahmen: 1. Die Umleitung des Verkehrs auf andere Routen durch den Einsatz der Verkehrsinformation, insbesondere in Form von Variotafeln, wie sie beispielsweise auf dem Magdeburger Ring installiert worden sind. 2. Die Sperrung des Tunnels für den Schwerlastverkehr über 3,5 Tonnen.
3. Über die Ampeln rund um den Tunnel kann der Verkehrszufluss gesteuert werden. Dabei helfen beispielsweise Induktionsschleifen, die in den Straßen rund um den Tunnel verbaut sind. Mit ihnen wird der Verkehr im Zufluss und im Tunnel selbst erfasst. Ist das Aufkommen zu hoch, schaltet ein Verkehrsrechner in ein Programm, das die Grünphasen regelt. Konkret: Es wird weniger Grün angezeigt.
Zur Verkehrssteuerung hatte sich die Stadt von einem Münchener Unternehmen ein umfangreiches, intelligentes Verkehrssystem installierten lassen. Damit lässt sich nicht nur der Verkehr steuern, sondern auch die Sperrung des City-Tunnels im Havariefall.
Dazu gehören unter anderem intelligente Steuergeräte, smarte Verkehrszeichen und Ampelanlagen. All diese einzelnen Anlagen sind über einen Verkehrsrechner miteinander vernetzt, wodurch kurzfristige Reaktionen auf Störungen möglich werden, wie es von dem Unternehmen auf Anfrage hieß.