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Verkehr Stadt Magdeburg lehnt dritte Elbbrücke ab

Regelmäßige Staus und doch: Die Stadt Magdeburg bleibt bei ihrer Ablehnung einer dritten Elbquerung samt Verkehrsertüchtigung für Ostelbien.

Von Jana Heute 16.11.2017, 11:22

Magdeburg l Die Ratsfraktion CDU/FDP/BfM hatte das alte Streitthema in Magdeburg neu aufs Tapet gebracht: eine dritte Elbüberquerung für Magdeburg im Süden der Stadt. Die Stadtverwaltung mit Rathauschef Lutz Trümper (SPD) tritt seit Jahren auf die Bremse. Obwohl viele Magdeburger wegen der regelmäßigen Staus dafür plädieren.

Verkehrsuntersuchungen hätten ergeben, dass kein Bedarf bestünde, so Trümper. Stimmt nicht, konterte die Ratsfraktion und initiierte einen Prüfauftrag an die Stadtverwaltung. Man wollte es genauer wissen.

Das 27-seitige Papier liegt jetzt vor. Überraschungen? Nein! Die ermittelten Verkehrsbelastungen hätten „keinen Bedarf an zusätzlichen Verkehrsanlagen“ ergeben. Abgelehnt werden sowohl die dritte Elbbrücke als auch eine dazu gehörende Ostumfahrung mit Anbindung an die Bundesstraße 1 und auch Entlastungsstraßen für Cracau, Prester und Brückfeld.

Der Prüfbericht listet fast durchweg Argumente kontra Verkehrsertüchtigung auf. Etwa mit Verkehrszahlen. Eine dritte Elbquerung könne demnach rund 10.600 Fahrzeuge am Tag aufnehmen. Eine daran anknüpfende Ostumfahrung würden rund 11.500 Kfz nutzen (innerörtliche Entlastungsstraße: rund 9700 Autos).

Zum Vergleich: Die Neue Strombrücke passieren rund 22.200 Kfz pro Tag, die Bundesstraße 1/Jerichower Straße 37.900, den Ring knapp 65.000. Mit den erwarteten Verkehrsmengen würden die neue Brücke bzw. Straßen nur „schwach belastet“, so das Fazit.

Weiteres Argument: die Kosten. Für die dritte Elbquerung werden etwa 65 Millionen Euro benötigt – plus Planungskosten (ca. 3 Millionen Euro) oder Kosten für Grunderwerb. Ostumfahrung oder Entlastungsstraße würden mit je 17 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Kritisch sieht der Bericht auch die Folgen für die Umwelt. Die Elbauenlandschaft würde zerschnitten, Lärm in ruhige Wohngebiete verlagert. Außerdem würden Abbaurechte für Sande und Kiese zwischen Prester und Umflut berührt.

In ersten Reaktionen zeigen sich Stadträte enttäuscht vom Ausgang der Prüfung. Die regelmäßigen „Blackouts bei gleichzeitigen Großveranstaltungen“ etwa in der Messe und im Stadion seien nicht berücksichtigt, kritisiert z. B. CDU-Rat Manuel Rupsch. Von der dritten Elbquerung und Umfahrung hätte zudem die ganze Stadt Magdeburg etwas, nicht nur Ostelbien. Man werde das so nicht stehen lassen und sich weiter dafür stark machen, so Rupsch.

SPD-Stadtrat Jens Rösler sieht vor allem vordringlichen Bedarf für eine Entlastungsstraße zur Erschließung der östlichen Neubaugebiete und ärgert sich, dass in dem Prüfbericht auch dieser Punkt quasi gleich mit vom Tisch gefegt wird. „Das ist wieder so ein Papier, in dem die Verwaltung behauptet, wir haben kein Problem. Aber das haben wir“, so Rösler. Es sei nicht hinnehmbar, dass trotz baulicher Entwicklung die Infrastruktur besonders in Cracau und Prester nicht ausgebaut werde.

Am 7. Dezember 2017 liegt der Bericht im Stadtrat Magdeburg vor. Die Debatte um die Verkehrslage an der Elbe dürfte damit in jedem Fall Fahrt aufnehmen.