Versuchte Tötung Haftbefehl gegen Magdeburger Bahnprügler
Ein 22-Jähriger Hamburger wurde in einer Magdeburger Straßenbahn fast totgeprügelt. Nun wurde gegen zwei Jugendliche Haftbefehl erlassen.
Magdeburg l Noch sind nicht alle Fragen für die Ermittler geklärt, doch langsam ergibt sich ein Bild von der Prügelattacke in einer Magdeburger Straßenbahn am Sonnabendabend: Es ist gegen 20.30 Uhr als das spätere Opfer mit der Straßenbahn der Linie 1 von der Großen Diesdorfer Straße im Stadtteil Stadtfeld in Richtung Damaschkeplatz mit mehreren Personen in der Niederflurbahn unterwegs ist.
Die Bahn ist mit Kameraüberwachung ausgerüstet. Ein Fakt, der später in der Beweisführung noch eine wichtige Rolle spielen dürfte. Wie Zeugen den Ermittlern berichten, sollen die Jugendlichen damit begonnen haben, Sitzpolster aus der Verankerung zu reißen. Auch die beiden Mädchen seien daran beteiligt gewesen. In dieser Situation fordert das spätere Opfer die Jugendlichen auf, dies zu unterlassen.
Daraufhin prügeln und treten sie, so der Vorwurf, auf den in Magdeburg geborenen Hamburger ein. Der 22-Jährige erleidet nach Volksstimme-Informationen neben mehreren Hautabschürfungen auch mehrfache Frakturen im Gesicht, unter anderem an der Augenhöhle und Schädelbasis. Die Verletzungen werden von den Ärzten als lebensgefährlich eingestuft und in der Uniklinik Magdeburg behandelt. Erst am Montag können die Ärzte Entwarnung geben.
Während der Schlägerei wird auch der Straßenbahnfahrer auf den Tumult hinten in der Bahn aufmerksam. Der Fahrer betätigt, wie Tim Stein von den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) erklärt, den Notruf und informiert über die Leitstelle die Polizei. Er stoppt die Bahn am Damaschkeplatz, woraufhin das Opfer sich auf die Straße geflüchtet haben soll. Dort soll es weitere Schläge gegeben haben. Als die Polizei kurze Zeit später eintrifft, sind die Jugendlichen bereits weg.
Laut Stein von den MVB habe der Fahrer richtig gehandelt und sofort den Notruf gewählt. Die Eigensicherung spiele dabei auch eine wichtige Rolle. „Man kann auch nicht erwarten, dass sich die Mitarbeiter selbst in Gefahr bringen“, sagt Stein. Dennoch werde man in nächsten Halbjahr damit beginnen, ein Deeskalationstraining für Mitarbeiter mit Kundenkontakt einzuführen. Von den Bussen und Bahnen sind laut MVB etwa 60 Prozent videoüberwacht. Bei Neufahrzeugen seien die Videovorrichtungen schon standardmäßig.
Noch am Sonntag stellen sich die beiden Hauptbeschuldigten im Polizeirevier, heißt es aus Ermittlerkreisen weiter. Sie sind in Begleitung ihrer Eltern. Der 16-jährige Magdeburger, unter anderem bereits bekannt wegen gefährlicher Körperverletzung und der 18-Jährige werden vorläufig festgenommen. Auch er soll bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, Raub und Betruges bekannt sein.
Die Staatsanwaltschaft hält sich in dem Fall bedeckt und verweist auf die laufenden Ermittlungen. Am Abend teilt die Polizei nur knapp mit, dass das Amtsgericht Magdeburg Haftbefehl gegen den 16- und 18-Jährigen erlassen hat.
Erst kurz vor Ostern hatte es in Magdeburg eine Prügelattacke in einer Straßenbahn gegeben, die für großes Aufsehen gesorgt hat. Eine 18-jährige Schülerin und ein 28-jähriger Medizinstudent sind von einem 34-jährigen Syrer angegriffen und schwer verletzt worden. Aktuell läuft dazu der Prozess am Magdeburger Landgericht.
Unter den 394 Straftaten in Bussen und Bahnen sowie 210 an den Haltestellen in Magdeburg wurden im vergangenen Jahr 58 Gewalttaten in den Fahrzeugen und 73 außerhalb registriert. Das teilte die Landesregierung kürzlich auf eine Kleine Anfrage der AfD im Landtag mit. Ein Anstieg der Zahlen ist danach nicht erkennbar.
Mehr Videoüberwachung fordert unser Autor im Kommentar zum Thema.