Freizeit Mit Video: Das sind die Geschichten des ältesten Parks in Magdeburg
Wer den Garten der Möllenvogtei besucht, kann tief in die Geschichte Magdeburgs eintauchen. Der kleine Park selbst dürfte die älteste Grünanlage der Stadt sein.
Magdeburg - Von einem Park zu sprechen, mag beim Garten der Möllenvogtei manchen verwegen erscheinen. Handelt es sich doch um eine Anlage, die von der Größe her weit hinter anderen Magdeburger Parks zurücksteht. Keine 3.000 Quadratmeter ist er groß, rund 75 Meter mal 40 Meter.
Und doch ist er eine Station für Magdeburger Stadtführer. Denn dieser kleine Park ist der älteste der Elbestadt. Angelegt wurde er vor vielen Jahrhunderten.
Was den Garten der Möllenvogtei interessant macht
Unklar ist freilich, ob seinerzeit hier eher Ackerbohnen und Rüben angebaut wurden, als dass hier Rasen und Ziergehölze zum Verweilen einluden. Mitsamt einer Reihe historischer Gebäude rundherum steht der kleine Park jedenfalls unter Denkmalschutz.
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Freizeit: Von Attraktionen und Gaudi ist der Garten der Möllenvogtei weit entfernt. Ganz im Gegenteil handelt es sich bei ihm um einen Ruhepol inmitten des Großstadttrubels. Abgeschirmt durch hohe Mauern vom Großstadtlärm plätschern im nördlichen Teil ein Brunnen. Wer zur Besinnung kommen möchte, abschalten möchte, trifft mit dem Möllenvogteigarten sicher nicht die schlechteste Wahl.
Große Bühne für den kleinen Park in Magdeburg
Und doch rückt der Möllenvogteigarten zuweilen ins Licht der Öffentlichkeit. So hatte der Stadtmarketingverein ProM hier auch in diesem Jahr sein Sommerfest ausgerichtet, und Hunderte Gäste waren gekommen.
Und nicht allein das: Seit mehreren Jahren ist der kleine Park zwischen Fürstenwall und der Bebauung am Domplatz im Sommer Theaterspielstätte. Auch in diesem Jahr gastiert das Poetenpack aus Potsdam wieder im Möllenvogteigarten. Am Mittwoch der neuen Woche hat „Jeppe vom Berge oder Eine Nacht im Paradies“ Premiere. Bis zum 13. August sind für die Vorstellungen im Vorverkauf nur noch einzelne Plätze zu haben – für die Termine danach sieht es besser aus. Vorstellungen sind bis zum 20. August geplant.
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Und auch für ein anderes Ereignis wird der kleine Park in Szene gesetzt: Zum Kaiser-Otto-Fest bietet gerade er einen würdigen Rahen, wenn es darum geht, das Mittelalter lebendig werden zu lassen.
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Barrierefrei ist der Garten der Möllenvogtei übrigens nicht: Über die Wendeltreppe zum Fürstenwall ist er für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ebenso schwer zu erreichen wie über das historische Pflaster im Bereich des Stadttors.
Gastronomie und Geschichte in der Nachbarschaft
Für eine eigene Gastronomie ist der Park freilich zu klein. Doch wer seinen Hunger und Durst stillen möchte, findet in der näheren Umgebung Angebote. Ein paar Schritte sind es beispielsweise nur bis zum Domplatz, zum Fürstenwall und zur Elbuferpromenade, wo verschiedene Restaurants und Freiluft-Angebote die Gaumen der Menschen verwöhnen.
Der Garten der ehemaligen Möllenvogtei reicht bis in die Entstehungszeit des Magdeburger Altstadtkerns zurück. In karolingischer Zeit existierte ein umfriedeter Wirtschaftshof mit Herrenhaus, Kapelle, Backhaus, Speicher, Schuppen und einer Mühle unter dem Schutz des fränkischen Grenzkastells, errichtet von Karl dem Großen.
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Die Bezeichnung „Möllenvogt“ für den Verwalter des erzbischöflichen Mühlenhofs tauchte um 1461 auf. Ab 1497 übte der Möllenvogt auch die Gerichtsbarkeit in Stellvertretung des Erzbischofs aus. Im Jahr 1492 wurde eine Kette bei der Flutrenne entfernt und 1493 wurden die Pforten und der Graben beseitigt, um eine öffentliche Hinterausfahrt anzulegen.
Der „Hafen hinter der Möllenvogtei“ verfiel um 1520. Ab 1525 verlor die Ausfahrt an Bedeutung mit dem Ausbau der elbseitigen Befestigungsanlagen. Das Amt des Möllenhofes wurde 1810 aufgehoben, und die Möllenvogtei diente fortan als Regierungsbehörde. 1842 wurde das repräsentative Gebäude des Oberpräsidiums Fürstenwallstraße 20 im Norden des Vogteigartens errichtet.
Sehenswürdigkeiten am und im Garten der Möllenvogtei in Magdeburg
Im und um den Möllenvogteigarten treffen bauliche Zeugnisse der Magdeburger Geschichte in großer Zahl aufeinander. Das betrifft nicht allein den Dom, der hinter der direkt angrenzenden Bebauung hervorlugt.
Der Eingang auf der Westseite führt vom Domplatz kommend durch das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor Magdeburgs. Es war im Jahr 1493 an der Stelle des Turms „Hebbenstrid“ als Ausfahrt aus der Stadt in südlicher Richtung im Stil der Backsteingotik gebaut worden.
Zu den Zeugnissen vergangener Jahrhunderte zählt beispielsweise aber auch das älteste Wohnhaus Magdeburgs im Remtergang 1. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut und hat die Feuerstürme des Dreißigjährigen Kriegs und des Zweiten Weltkriegs überstanden. Seine Fassade ist vom Möllenvogteigarten besonders gut zu sehen. Vor wenigen Jahren wurde das älteste Wohnhaus Magdeburgs erst liebevoll restauriert.
Direkt an den kleinen Park am Rande der Altstadt grenzt das Haus der Romanik an, welches im 17. Jahrhundert bereits gestanden haben muss. Es war über Jahrhunderte als Amtshaus genutzt worden. Heute ist hier unter anderem eine Ausstellung zur Straße der Romanik untergebracht.
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Daneben ist vom Park aus die Bebauung aus dem 18. Jahrhundert zu sehen – es handelt sich um die dem Domplatz abgewandte Seite des einstigen Königlichen Palais.
Das Oberpräsidialgebäude der Provinz Sachsen, erbaut 1842 bis 1844, befindet sich auf der Nordseite des Parks und beherbergt heute das Wasser- und Schifffahrtsamt Elbe sowie die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe.
Auf der Ostseite des Parks schließlich befindet sich die Mauer mit dem oberhalb gelegenen Fürstenwall. Eine Metalltreppe jüngeren Datums verbindet die beiden Grünanlagen.
Im Park selbst finden sich freigelegte Gewölbe, ein Brunnen und Reste der Sankt-Gangolfi-Kapelle.
Natur und Kunst im kleinen Park
In den Mauernischen auf der Seite zum Fürstenwall ist eine Sammlung von historischen Skulpturen untergebracht. Allen fehlen die Köpfe, doch einen Eindruck von der Bildhauerkunst früherer Jahrhunderte vermitteln sie allemal. Hier kann man beispielsweise einer Madonna mit Kind, die um das Jahr 1500 entstanden ist, so nahe kommen, wie dies sonst kaum möglich ist. Die traurige Geschichte dieser Skulpturen: Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern geborgen, sind also Zeugnisse der zerstörten Pracht Magdeburgs.
Ein Landschaftspark mit Rückzugsräumen für Tiere ist der Garten der Möllenvogtei wohl auch aufgrund seiner geringen Größe kaum. Um so mehr entfalten hier aber die Bäume ihre Wirkung, die hier seit Jahrzehnten stehen.
Dominant ist eine Stieleiche in der Mitte der Anlage. Wann sie gepflanzt wurde, ist nicht bekannt. Mit ihrem großen Kronendach reicht sie aber bis in eine Höhe von 30 Metern und fungiert damit auch als wichtiger Schattenspender für den alten Park. Dass sie einige Jahre auf dem Buckel hat, mag der Umstand verdeutlichen, dass sie bei einem Umfang von mehr als 3,4 Metern einen Stammdurchmesser von bald 1,1 Metern erreicht hat.
Wo ein Baum durch die Decke wächst
Ein wenig um die Gunst der Besucher buhlt hier ein anderer Baum: eine Rosskastanie. Die ist zwar nur 18 Meter hoch und hat einen etwas schlankeren Stamm – doch sie wächst in der Mauer zum Fürstenwall durch ein Loch in der Decke in die Höhe. Während die Wurzeln fest im Möllenvogteigarten verankert sind, spannt sich die Krone ein paar Meter weiter oben so über den oberhalb des Möllenvogteigartens liegenden Fürstenwall auf.
Dritter im Bunde der großen Bäume im kleinen Park ist eine rund 20 Meter hohe Pyramideneiche.
Tipps für die Anfahrt zum Garten der Möllenvogtei in Magdeburg
Bus und Bahn: Mit dem öffentlichen Personennahverkehr ist der Garten der Möllenvogtei am besten von der Haltestelle Domplatz/Volksbank aus zu erreichen. Etwas längere Fußmärsche sind von den Haltestellen Hasselbachplatz oder Haeckelstraße Museum erforderlich.
Fahrrad: Zentral gelegen, ist der Möllenvogteigarten gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Er ist aber so klein, dass man sicher nicht unbedingt den Drahtesel über das Gelände treiben möchte. Fahrradständer befinden sich vor dem Haus der Romanik am westlichen Eingang in den Park sowie in paar schritte weiter vor dem Magdeburger Dom.
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Auto: Für den Park gibt es keine eigenen Parkplätze. Das bedeutet, dass Besucher die kostenpflichtigen Parkplätze am Straßenrand nutzen müssen oder sich einen Platz im Parkhaus suchen müssen. In erträglicher Entfernung gibt es Parkhäuser im Hundertwasserhaus, am Schleinufer, in der Leibnizstraße und in der Keplerstraße.