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Informationstag zieht Hunderte Familien an und dürfte künftig an Bedeutung gewinnen Vierte Messe zur Schullandschaft vor dem Hintergrund einer umstrittenen Debatte

Von Rainer Schweingel 14.11.2011, 05:39

Mehrere Hundert Familien haben sich am Sonnabend in der Stadtbibliothek über Magdeburgs Schullandschaft informiert. Der Stadtelternrat lud zur vierten Schulmesse ein, auf der mehr als 30 Bildungseinrichtungen ihre Angebote vorstellten.

Altstadt l "Unser Jakob geht zwar erst in die dritte Klasse, aber es ist nie zu früh, sich über die weitere Schullaufbahn zu informieren." Vater Gerrit Bartoly, der mit Frau Bianka und den Kindern Jakob und Töchterchen Hanna (Kita-Alter) zur Schulmesse gekommen war, sprach aus, was viele Besucher in die Stadtbibliothek trieb. Nirgends sonst als auf dieser Messe können sich Eltern frühzeitig und kompakt über die Schulen in Magdeburg informieren.

Knapp die Hälfte aller Schulen stellt sich vor

"Genau aus diesem Grund organisieren wir auch jedes Jahr diese Messe. Sie soll Eltern eine Übersicht und Hilfestellung bei der Schulsuche bieten", begründet Vorsitzende Kirsten Bruns die vierte Auflage der Präsentation, die erneut der Stadtelternrat maßgeblich organisierte.

Vertreter von knapp der Hälfte der 73 Schulen in Magdeburg waren vor Ort, darunter zum Beispiel die Dreisprachige Internationale Grundschule in der Peter-Paul-Straße. Die kann sich vor Nachfrage kaum retten (etwa doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze/Schuljahr 2012 schon ausgebucht), ist aber trotzdem regelmäßiger Gast auf der Messe. Schulleiterin Irina Horstmann begründet: "Wir wollen unsere Schule weiter bekannt machen, unsere Zweisprachigkeit mit Englisch und Französisch vorstellen und unsere Kooperation mit der Universität erläutern."

Auch die Evangelische Sekundarschule (60 Schüler/3 Klassen) aus der Freien Straße zeigte sich vor Ort. Schulleiterin Annette Kiderlen verweist auf das besondere Profil: "Wir legen großen Schwerpunkt auf die Technikausbildung und die Berufsorientierung." Am Sonnabend wird deshalb ein Kooperationsvertrag mit dem benachbarten SKET unterschrieben. Schüler sollen künftig Teile der Technikausbildung in den Lehrwerkstätten absolvieren können.

Nicht nur das. Voraussichtlich 2013 zieht die Schule aus dem Plattenbau aus und 100 Meter weiter in eine umgebaute Werkhalle des SKET (Volksstimme berichtete). "Darauf freuen wir uns sehr", so Schulleiterin Annette Kiderlen. Wer mehr wissen will, kann sich am Sonnabend ab 10 Uhr beim Tag der offenen Tür informieren.

Anders als in den Vorjahren wurde bei dieser Schulmesse ein Thema besonders heiß diskutiert: Die Öffnung der Schuleinzugsbereiche. Der Stadtrat hatte jüngst mit einer Stimme Mehrheit einen Beschluss gefasst, nach dem Eltern künftig für ihre Kinder eine freie Schulwahl unabhängig vom eigenen Wohnort zustehen soll. Für das umstrittene Vorhaben ist zwar noch ein endgültiger Beschluss im Stadtrat notwendig, aber die Chancen und Gefahren waren gleichermaßen Thema auf der Messe.

Schulbeigeordneter Rüdiger Koch (SPD) kündigte in seiner Ansprache schon mal an, künftig nicht mehr Grundsanierungen von Grund- und Sekundarschulen vornehmen zu können, wenn deren Bestand nicht gesichert sei. Koch: "Mit der Öffnung wird der Verwaltung ein wichtiges Instrument genommen. Wir können nicht mehr mit der Veränderung von Schuleinzugsbereichen dazu beitragen, dass Schulstandorte erhalten bleiben." Der Stadtelternrat formuliert seinen Standpunkt diplomatisch: "Egal was passiert sagen wir: Die Situation darf sich für Schüler und Eltern nicht verschlechtern", wertet Kirsten Bruns die Debatte.

Kampf um den Schüler steht ins Haus

Insofern darf man abseits der Schulmesse gespannt sein, ob und wie sich Magdeburgs Schullandschaft durch die mögliche Freigabe verändern wird. Im Januar will die Verwaltung dem Stadtrat ihren Standpunkt über die Folgen des Vorhabens vorlegen. Dann steht die endgültige Abstimmung an. Bleibt es bei der Öffnung, könnte die Schulmesse 2012 einen Teilnahmerekord erleben. Dann müssten alle Schulen um Kunden, pardon Schüler, kämpfen.