Magdeburg/Paderborn l „Auf nach Hollywood!“ heißt es derzeit für den 24-Jährigen Jascha Heidicke, der inzwischen zwar in Paderborn lebt, ursprünglich aber aus Magdeburg kommt. Die Musik, die er kreiert hat, ist in einem Trailer für den neuen Hollywood-Streifen „Breakthrough – Zurück ins Leben“ zu hören. Physisch bleibt er vorerst aber an seinem Wahl-Wohnort in Nordrhein-Westfalen, an den es ihn vor etwa eineinhalb Jahren der Arbeit wegen verschlug.
„Ein Freund von mir hatte bei Facebook eine Stellenausschreibung gesehen und mir empfohlen, mich doch zu bewerben“, erzählt er. Gesagt, getan. Und ehe er sich‘s versah, war er als Komponist und Musikproduzent bei der Firma Imascore in Paderborn angestellt. Eine Riesenüberraschung und große Freude.
In dieser Funktion komponiert er Musik für Trailer und TV-Spots, auf die Produzenten weltweit zugreifen können. Das tat die Firma Colossal Trailer Music aus Los Angeles für besagten Hollywood-Film. Alltäglich sei das nicht. Er versuche zwar, seine Musik so zu schreiben, dass sie auf viele Genres passt, doch ob es am Ende gefällt, bleibt immer wieder eine Wundertüte.
Einmal Komponist für Filmmusik zu werden, diesen Wunsch hatte Jascha Heidicke schon in seiner Jugendzeit. Aus einer Künstler- und Musikerfamilie stammend – Kammerspiele-Sängerin Susanne Bard ist seine Mutter, Autor Dirk Heidicke sein Vater, und sein Großvater war Cellist im Orchester – fing er bereits als Kind an, sich am Klavier auszuprobieren und kreativ zu entfalten.
Klavierausbildung und theoretische Notenkenntnisse braucht er heute jedoch nicht mehr vordergründig. Zwar steht ihm an seinem Arbeitsplatz auch eine Klaviatur zur Verfügung, die ist aber nicht in ein Klavier integriert, sondern an einen Computer angeschlossen. Denn das meiste werde heutzutage am Computer produziert.
Dass die Musik dann aus ihm fließt, sei einer der schwierigsten Parts in seinem Job. „Man liefert Kreativität am Fließband“, sagt Jascha Heidicke. Darauf zu warten, dass ihn die Muse küsst, wie man so sagt, ist unter diesen Umständen natürlich nicht möglich. Zwar könne er aus vielen Situationen immer wieder neue Inspiration schöpfen, doch es gibt auch Tage, an denen er sich einfach an seinen Platz setzt und anfängt, an etwas zu arbeiten, ganz ohne Muse oder kreativen Flow. Und manchmal sind es eben jene Stücke, von denen er sich vielleicht gar nicht so viel erwartet hatte, die es dann in einen Trailer oder TV-Spot schaffen.
Grundsätzlich stellt er auf diese Weise immer wieder neue Alben zusammen. Sie werden anschließend in eine Trailerbibliothek eingespielt, aus der Trailerproduzenten schöpfen können. „Es hat sich eine eigenständige Industrie rund um die Trailer entwickelt", erzählt er. Sein ganz großer Traum war immer, einmal Filmmusik zu komponieren. Inzwischen sei er so nah an diesem Ziel, dass er diesem Traum gar nicht mehr so vordergründig ergeben ist.
„Im Moment bin ich glücklich und möchte nirgendwo anders sein“, sagt er. Das Team in seiner Firma sei toll, und das Unternehmen habe Fuß im Markt gefasst. Der Trailer zu Disneys Neuverfilmung „Der König der Löwen“ sei einer der meistgeklickten Trailer im Internet. „An solchen Produktionen mitgearbeitet zu haben, ist allein schon eine große Ehre“, sagt Heidicke.
Wie er überhaupt auf die Idee kam, Komponist für Filmmusik zu werden, ist naheliegend: Er verband seine zwei Leidenschaften im Beruf. „Ich bin ein begeisterter Filmliebhaber“, sagt er. Seine Liebe zur Musik hinzugenommen, ist sein Berufswunsch die logische Konsequenz aus beidem.
Dass er Filme anders schaut als andere, kann er so nicht bestätigen. „Die beste Filmmusik ist die, die man nicht hört“, hieße es immer. Gemeint ist damit, dass sie die Story eines Films unterstützt, ohne selbst zu sehr in den Vordergrund zu drängen. „Und so bin ich dann manchmal ganz in einen Film versunken und am Ende selbst überrascht, dass ich die Filmmusik gar nicht so sehr wahrgenommen habe“, erzählt er. Aber natürlich hört er sich auch viel Musik an – und da sei es schwer, das Produzentenohr abzuschalten.
Viel Freizeit bleibe ihm neben seiner Arbeit nicht. Denn durch die Zusammenarbeit unter anderem mit Unternehmen in den USA und damit verbundenen Zeitverschiebungen sei er häufig Tag und Nacht verfügbar. Hin und wieder gebe es auch sogenannte Custom-Anfragen für Musik. Um diese Aufträge zu bearbeiten, bleibt häufig nicht viel Zeit, weil die Abgabefristen kürzer sind. Dann nimmt Jascha Heidicke, der ursprünglich eine Ausbildung zum Tontechniker absolviert hatte, durchaus auch mal Überstunden in Kauf.
Früher habe er auch gern Sport getrieben oder gelesen, doch das sei in der Zwischenzeit ein wenig in den Hintergrund getreten. Aber zu stören scheint es ihn nicht. Schließlich ist er mit seinem jetzigen Job ganz nah dran an der Erfüllung eines Jugendtraums – und das schon mit 24 Jahren. Was will man mehr!?