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Vor knapp 100 Jahren sank die "Titanic" - Bernd Haberland baut eine Legende nach

14.03.2012, 03:07

Der Luxusdampfer "Titanic" steht prachtvoll auf dunkelblauem Wasser. Der Mond leuchtet in der finsteren Nacht. Eisberge türmen sich auf. Kleine Rettungsboote schippern an der Seite des großen Schiffes. Decks sind beleuchtet, aus den Bullaugen strömt warmes Licht.

Bernd Haberland, ein Tüftler, ein Neugieriger, ein Geschichtsinteressierter und Hobby-Modellbauer, hat das Schiff im Maßstab 1:400 nachgebaut. Es steht in einem Zimmer seiner Magdeburger Wohnung. Dort, wo auf Regalen und Vitrinen Flugzeuge, Raketen, Panzer und Schiffe stehen. 219 Bausätze hat der 69-Jährige bisher zusammengesetzt.

Die "Titanic" wurde im vorigen November fertig. Dass sie jetzt im Modellbau-Kosmos von Bernd Haberland eine so große Rolle spielt, hat einen geschichtlichen Hintergrund: In der Nacht vom 14. zum 15. April jährt sich zum 100. Mal der tragische Untergang des einst als unsinkbar geltenden Schiffes.

Zwei Jahre hat Bernd Haberland am 67 Zentimeter langen Prachtstück gebastelt, setzte Stück für Stück aus dem Bausatz zusammen. Die kleinen Boote suchte er sich aus einem anderen Bastelkasten heraus. Das Wasser "mischte" der findige Senior aus Schaumstoff, Spachtelmasse und Acryl. Die Eisberge überzog er mit Schneepulver.

Auf dem Tisch liegen Bücher, die die Geschichte der "Titanic" erzählen gleich neben Fachzeitschriften für Modellbauer. Die Idee mit dem Licht kam ihm, als das Schiff fertig war. Nachträglich bohrte er ein Loch ins Schiff, fummelte Glühlampen und Leuchtstreifen ins Innere. Bernd Haberland hat gewisse Ansprüche. Die Lichter "dürfen nicht zu doll strahlen". Alles soll natürlich aussehen, er orientiert sich am Original. Das Internet und Bücher helfen ihm dabei.

Den filmischen Kassenschlager mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet findet er "ganz okay". "Ein bisschen zu viel Liebesgeschichte" wird nach seinem Geschmack im Streifen erzählt. Da fand er die "Titanic"-Sommertheater-Fassung auf dem Domplatz schon viel besser: "Es war faszinierend zu sehen, wie die Bühnenbauer das umgesetzt haben." Schon als Kind haben ihn technische Details gefallen.

Seine erste Modellbahn stand unter dem Weihnachtsbaum, als er sieben Jahre alt war. Seitdem baut Bernd Haberland. Was zu DDR-Zeiten schwierig war, das Suchen nach Teilen, das Beschaffen von Bausätzen, wurde nach der politischen Wende einfacher. "Jetzt konnte ich vieles nachholen", sagt er. Dazu kamen die neuen Weiten des Internets. Er recherchiert viel: "Ich verbinde immer alles mit der Zeitgeschichte."

Sein Hobby hat sich längst herumgesprochen. Nachbarn und Bekannte kommen vorbei, um die "Titanic" anzuschauen. Die Pinzette ist sein Handwerkszeug, Pinsel, Schraubendreher, Lupe liegen griffbereit. Neben den Modellen stehen Ordner, in denen Bernd Haberland seine Modelle katalogisiert. "Mein allerliebstes Stück?", fragt er. "Meist das, was gerade fertig ist", lautet die Antwort. Dabei schaut der Senior auf das Schnellboot Klasse 143 A. Aber gleich danach gehen in der "Titanic" die Lichter an und seine Augen leuchten mit. (mbo)