Vor Sanierung Magdeburger Stadthalle: Alles muss raus!
Vor der Sanierung der Stadthalle Magdeburg nutzten Hunderte Besucher die Chance, um tschüss zu sagen und sich Erinnerungsstücke zu sichern.
Magdeburg l Besuch bei einer alten Dame: Die Magdeburger Stadthalle, Baujahr 1927, ist in die Jahre gekommen und braucht eine Frischzellenkur. Die bekommt sie auch: Für stattliche 70 Millionen Euro (ein Gutteil sind Fördermittel) wird das nach den Plänen von Johannes Göderitz und Wilhelm Deffke im Stil des Neuen Bauens geschaffene Haus umgebaut und komplett modernisiert.
„Alles muss raus!“, hieß darum am Sonntag auch das Motto beim großen Besuchertag in der Traditionshalle am Heinrich-Heine-Platz. Nicht nur zahlreiche Magdeburger, sondern auch viele Neugierige aus dem Umland waren angereist, um noch einmal einen Blick in den großen Saal und hinter die Kulissen zu werfen und so manches Erinnerungsstück zu ergattern. Auf dem Flohmarkt gab es so ziemlich alles, was nicht niet- und nagelfest war. Von der Servierplatte, über Strohhüte, bunte Requisiten, Büromöbel, Küchenutensilien bis hin zu ausrangierter Tontechnik und natürlich unzähligen Künstlerplakaten.
Denn sie alle gaben sich in den letzten Jahrzehnten die Klinke in die Hand: Puhdys, Marianne Rosenberg, Costa Cordalis, die Schürzenjäger, Udo Lindenberg und viele, viele mehr. Sven Ottke boxte hier und Tänzer wirbelten über das Parkett. So roch der Saal, vollgestopft mit all den guten alten Stücken, aus sämtlichen Poren nach Geschichte.
Es waren so viele Besucher gekommen, dass draußen erst einmal Schlangestehen angesagt war. Gabi und Yves Werner hatten noch Glück. Sie zählten zur Eröffnung um 10 Uhr zu den Ersten, mussten da noch nicht lange warten. Der Weg von Haldensleben hatte sich gelohnt: Mehrere große Servierplatten und zwei riesige Pfannen zählten zur Ausbeute. „Die nutzen wir für unsere Außenküche, wenn Besuch kommt“, freuten sich beide über ein Stück Magdeburger Stadthalle. Sie selbst haben hier früher Konzerte besucht und finden es klasse, dass die Halle jetzt saniert wird. „Wenn sie fertig ist, kommen wir auf jeden Fall wieder“, so versprechen sie.
Fündig geworden ist auch Christian Staake, der aus Staßfurt angereist war. Ein kleiner Bühnenscheinwerfer für fünf Euro hatte es ihm angetan. Staake ist vom Salzlandtheater und stöberte im Fundus nach Nützlichem. „Wir haben selbst noch viel alte Technik“, berichtet er. Der alte Scheinwerfer soll als Ersatzteilspender herhalten. Auch viele andere Besucher fanden beim Flohmarkt oder der Versteigerung das ein oder andere begehrte Stück. Mit dem Erlös aus dem Verkauf sollen nach Auskunft von Hallenchef Steffen Schüller die Kosten der Beräumung der Stadthalle beglichen werden.
Der Abschied am Sonntag war für die Fans zum Glück nur auf Zeit. Nach etwa dreieinhalb Jahren Bauzeit soll es dann 2024 heißen: Willkommen zurück in der Stadthalle!