Wahl „Magdeburger des Jahres“ Magdeburger Baumfeuerwehr rettet Bäume bei Trockenheit
Thomas Hoffmann und Christine Möwius organisierten im Sommer eine „Baumfeuerwehr“. Mit Lastenrad und Wasserkanister zogen sie mit ihren Kindern los und löschten den Durst von Straßenbäumen während der großen Trockenheit und Hitze. Jetzt stehen sie zur Wahl zum "Magdeburger des Jahres" 2022.
Magdeburg - Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren in Magdeburg: Nicht nur ausgedörrte Wiesen bestimmen im Sommer das Bild. Auch Bäume sterben ab. Und bei denen reicht nicht ein Regen aus, damit sie wieder austreiben. Bis neue Bäume nachwachsen können, dauert es Jahrzehnte. Und selbst das gelingt nicht bei jedem Baum – gerade die jungen Bäume sind es, denen die Trockenheit zu schaffen macht, deren Wurzeln noch nicht bis in feuchte Bodenschichten in größerer Tiefe hinabreichen.
Hilfe der Menschen, die mit Kanister und Eimer bewaffnet den Bäumen mit Wasser helfen, ist also gefragt, Hilfe von Menschen wie Thomas Hoffmann und Christine Möwius beispielsweise. Sie haben die Idee der Baumfeuerwehr entwickelt – und sie gehen damit noch einen Schritt weiter, als allein die Bäume zu gießen. Sie haben es zu einem Ausflug für die Familie, zu einem pädagogischen Programm weiterentwickelt. Ein Lastenfahrrad wurde kurzerhand zu einer Baumfeuerwehr umgebaut – und mit der lassen sich nicht allein die trockenen Bäume mit Wasser versorgen, mit der lassen sich auch Kinder für das Thema interessieren.
Baumfeuerwehr in Magdeburg: Kinder sollen Freude an den Ausflügen haben
„Es war ein spontaner Einfall, die Baumfeuerwehr aufzubauen“, berichtet Thomas Hoffmann. Es ging darum, die Gieß-Challenge des Magdeburger Vereins „Otto pflanzt“ weiterzuentwickeln. Thomas Hoffmann stellte sich die Frage, wie man Kinder ins Bäumgeißen einbinden kann. Und das Blaulicht und die Arbeit der Feuerwehr Kinder faszinieren, war die Idee der Feuerwehr zum Löschen des Wasserbedarfs der Gehölze geboren.
Bei der Umsetzung kam ihm handwerkliches Geschick und seine Ausbildung zugute. Zwar arbeitet er nämlich in der IT-Wirtschaft. Doch zuvor hatte Thomas Hoffmann ein Studium der Elektrotechnik absolviert. Er berichtet: „Es ging ja darum, nicht allein einen 100-Liter-Tank auf das Lastenfahrrad zu bauen.“ Es ging um die richtige technische Ausstattung.
Damit die Baumfeuerwehr wie eine richtige Feuerwehr wirkt, wurden nicht allein blaue Lichter angebaut. Und damit das Wasser wie bei der richtigen Feuerwehr zum Einsatzort transportiert werden kann, suchte Thomas Hoffmann nach einer passenden Pumpe und passenden Schläuchen. „Es ging mir vor allem darum, dass die ganze Installation zum einen problemlos auch wieder vom Lastenfahrrad genommen werden kann, dass sie auf der anderen Seite aber auch vor dem Spritzwasser geschützt ist.“ Alles Aufgaben, die nicht unbedingt kompliziert sind – die zu bewältigen am Ende aber doch knapp drei Tage Arbeit in Anspruch genommen hat.
Feuerwehr-Konstruktion begeistert den Nachwuchs
Die Konstruktion begeisterte nicht allein seinen vierjährigen Sohn Elias. Sondern auch Hans, der mit Elias den Kindergarten besucht, und dessen Mutter Christine Möwius. Sie ist Lehrerin an der Kükelhaus-Schule und brachte ihr Geschick für Handarbeiten ins Projekt Baumfeuerwehr ein: Sie schneiderte für die beiden jungen Uniformen für die Baumfeuerwehr. Sie sagte: „Das ist eine gute Ergänzung zu der Arbeit, die Thomas bereits geleistet hat. Die Uniformen und die Helme gehören jetzt zu jedem Einsatz einfach mit dazu.“
Wenn es jetzt zum Einsatz geht, dann postieren sich die beiden Jungen auf den Trittbrettern am Lastenfahrrad, und los geht’s: Zunächst zur Wasserentnahmestelle. Denn klar ist, dass nach Möglichkeit nicht das wertvolle Trinkwasser zum Einsatz kommen soll. „Nach Möglichkeit nutzen wir die öffentlichen Pumpen“, berichtet Thomas Hoffmann. „Und da muss man kräftig sein“, sagt Elias. Hans meint: „Wir wechseln uns dann auch immer ab.“
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Rettung der Bäume: Auch Zehnjährige sind interessiert
Christine Möwius berichtet, dass die Idee offenbar auch Schulkinder interessiert: „Meine zehnjährige Tochter ist auch schon mit dabei gewesen, und es hat ihr auch Spaß bereitet.“
Mit dem gefüllten Wasserbehälter geht es dann zum Einsatzort. Die Stadtfelder hatten sich ein paar junge Bäume in ihrem Viertel gesucht, die gut zu erreichen sind und die sie in eine Art Dauerpflege genommen haben: Die Baumfeuerwehr war in diesem Sommer immer wieder im Einsatz an der Fröbelstraße und am Schellheimerplatz.
Idee soll als Kiez-Projekt andere mitnehmen
Gemeinsam mit anderen Magdeburgern, die jungen Bäumen während der Dürre des Sommers helfen wollten, haben sie auch einen Ausflug mit anderen mit Kanistern ausgestatteten Lastenfahrrädern zur Kanonenbahn unternommen, um dort wenigstens ein paar Bäumen helfen zu können. Ein solcher Einsatz der Baumfeuerwehr ist dann aber eher ein Tagesausflug und keineswegs jeden Tag zu leisten, an dem die jungen Gehölze zusätzliches Nass gut gebrauchen könnten.
Denn klar ist: Allein wird es der kleinen Baumfeuerwehr nicht gelingen, alle Bäume allein in ihrem Viertel ausreichend zu bewässern. „Es geht darum, auch andere für das Thema zu begeistern.“
Erfahren Sie hier mehr zur Wahl "Magdeburger des Jahres" 22 und zu allen Kandidaten.
Daher soll die Baumfeuerwehr nun nach Möglichkeit weiterentwickelt werden. Thomas Hoffmann denkt an einen Aufbau oder einen Fahrradanhänger, der im Kiez an andere Eltern oder Kindertagesstätten ausgeliehen werden kann.