Aktion mit Symbolcharakter Warum in Magdeburg ein Kranich beim Friedensliedersingen zur Wachsamkeit mahnen soll
In der Magdeburger Stadtbibliothek wird ein überdimensionaler Papiervogel gefaltet, der zum Auftakt für die Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ auf dem Alten Markt aufgestellt wird. Was es damit auf sich hat.
Magdeburg. - In eindrucksvoller Größe und gefaltet aus Papier soll beim Friedensliedersingen am 16. Januar 2025 auf dem Alten Markt ein Kranich die Magdeburger ermutigen und stärken.
Als Symbol für Wachsamkeit und Vorsicht, aber auch Frieden, Beständigkeit und Respekt soll der Papiervogel daran erinnern, demokratische Werte wie Gleichheit, Freiheit und ein respektvolles Miteinander zu schützen. Anlässlich des Jahrestags der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg mahnt er zugleich, den kritischen Blick zu schärfen, um die Narrative rassistischer und faschistischer Strategien zu erkennen.
Gefertigt wird der Kranich sowie zahlreiche Laternen, die abends Licht in die Dunkelheit bringen sollen, ab 14.30 Uhr gemeinsam mit dem Awo-Landesverband in Magdeburgs Stadtbibliothek, Breiter Weg 109.
Freiheitsrechte verteidigen
Es ist eine von vielen Veranstaltungen, mit der sich die Stadtbibliothek an der heute startenden Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ beteiligt. Obgleich sich die Einrichtung seit der ersten Stunde – zunächst im Rahmen der früheren „Meile der Demokratie“, seit 2018 der Initiative „Weltoffenes Magdeburg“ – engagiert, scheint es in diesem Jahr, dem Jahr ihres 500-jährigen Bestehens, von besonderer Bedeutung zu sein. Bibliothekssprecher Maik Hattenhorst erklärt: „Für uns ist die Beteiligung und das Engagement essenziell und gehört zu unseren Geschäftsbedingungen, da es um die Verteidigung von bürgerlichen Freiheitsrechten, von Toleranz, von Presse- und Meinungsfreiheit in dieser Stadt geht.“
Flankiert wird die heutige Kranich-Faltaktion ab 15.30 Uhr mit einer Lesung aus dem im letzten Jahr erschienenen Buch „Hiddensee und der Orient“. Das Buch vereint eine Sammlung von Geschichten, die den kulturellen Austausch zwischen zwei scheinbar gegensätzlichen Welten beleuchten. Mitherausgeber und Islamwissenschaftler Mieste Hotopp-Riecke und der deutsch-syrische Schriftsteller Ammar Awaniy lesen aus dem Werk, das von dem transkaukasischen Forschungsinstitut ICATAT, das im Magdeburger Literaturhaus ansässig ist, herausgegeben wurde.
Nach der Faltaktion und dem anschließenden Singen von Friedensliedern ab 18 Uhr auf dem Alten Markt folgen bis zum 27. Januar 2025 zahlreiche weitere Lesungen und Gesprächsveranstaltungen. So beispielsweise am 23. Januar gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und dem Verein Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit.
Tiersymbole in der NS-Zeit
An diesem Tag liest der in Magdeburg ansässige Autor Jan Mohnhaupt aus seinem kulturgeschichtlichen Buch „Tiere im Nationalsozialismus“. Wie Maik Hattenhorst erklärt, gehe es darin um die lange Zeit wenig beachtete, aber doch nicht unerhebliche Geschichte des Gebrauchs von Tieren, Tiersymbolik, auch Tierschutzbestrebungen im Nationalsozialismus.
Zum Finale der Aktionswoche am 27. Januar, dem weltweiten Holocaustgedenktag, werde es in traditioneller Form ab 16 Uhr an der Gedenkplatte vor dem Magdeburger Hauptbahnhof Kundgebung und Lesung in Gedenken an die aus Magdeburg deportierten Juden und weitere Verfolgte geben.