Treff am Salbker See Weltmeisterin übt mit Magdeburger Dudelsack-Spieler
Luft holen, die Noten durchgehen, mit den Fingern die Melodie spielen. Dudelsack-Spieler vom Magdeburger Verein Celtic Rings haben ihre Instrumente erklingen lassen.

Magdeburg - „Sie sind sehr fleißig und bestrebt, nicht nur schön, sondern alles richtig zu spielen“, sagt Anna Kummerlöw über das Spiel der Magdeburger Dudelsack-Spieler. Die 31-Jährige muss es wissen – sie hat das Spielen auf dem markanten Holzblasinstrument im Alter von zwölf Jahren erlernt und ist die einzige Weltmeisterin im Dudelsackspielen aus Deutschland. Oder besser gesagt im Bagpipes-Spielen, wie die Sackpfeife im Englischen heißt. Bis die Dudelsäcke ertönen am Übungswochenende, gibt die Expertin zunächst einmal die nötige Theorie etwa mit Notenkunde als Grundlage weiter. Geprobt wird mit der Spielpfeife, Practice Chanter genannt, mit acht Grifflöchern, wodurch man neun Töne auf ihr spielen kann. Durch Übungen wird das Erlernte vertieft.
Stonehenge nachgebaut
Bereits zu DDR-Zeiten interessierte sich Jörg Sorge für die schottische Musik. Mit der Wiedervereinigung konnte er das Land besuchen, wodurch seine Leidenschaft für die Kultur einen enormen Schub erfuhr. Diese lebt der Vereinschef in Sichtweite des Salbker Sees mit Gleichgesinnten aus und hat auf dem Vereinsgelände nicht nur eine eigene (kleinere) Version von Stonehenge, dem imposanten Bauwerk bei Salisbury (England), errichtet, das in der Jugendsteinzeit vor über 4000 Jahren entstanden war. Hier ist auch das kleinste Pub der Republik eingerichtet, wie Jörg Sorge augenzwinkernd sagt.
Und hier werden Melodien knapp über einer Oktave angestimmt – stilecht mit Dudelsäcken und Kilt sowie jeder Menge Puste gespielt. „Der Dudelsack ist unsere zweite Lunge“, sagt Sorge nicht ohne Grund. Ein Straßenkünstler aus Berlin habe ihm das Spiel zunächst beigebracht. „Ein halbes Jahr bin ich jeden Montag hingefahren“, so der 61-Jährige. Über die Highland Games in Halle bekam er Kontakt zu den Mitgliedern der Gruppe 38th District Pipes and Drums, eine Pipeband aus der Region Königslutter, und konnte seine Fähigkeiten stetig verbessern. Ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse, wohlgemerkt.
Lieder werde dreimal gelernt
Die Motivation, vermeintlich nur neun Noten lernen zu müssen, um einen Dudelsack spielen zu können, wurde da mit der nicht einfachen Koordination konfrontiert, die es für das Spiel bedarf. Schließlich soll das Lied ja auch gut klingen, so der Anspruch. „Außerdem lernen wir jedes Stück dreimal: Einmal auf der Chanter, dann auf dem Dudelsack und dann noch einmal im Zusammenspiel mit anderen Pipe-Spielern, was die höchste Kunst ist“, so Sorge.
Diesem Ziel kommen die Dudelsack-Spieler nun mit Hilfe von Anna Kummerlöw ein Stück näher. Auch wenn der Applaus, der gelegentlich während der Übungsabende montags und mittwochs ab 17.30 Uhr aus dem benachbarten Kleingartenverein zu hören ist, ausbleibt. Gern hätte man sich beim Celtic Fire, dem jährlichen Fest des Vereins am Salbker See, präsentiert. Wegen der Corona-Pandemie ist dies allerdings auch in diesem Jahr nicht möglich.
Dennoch können Interessierte den Verein Celtic Rings und dessen Mitglieder in Salbke kennenlernen. Zum Beispiel bei den wöchentlichen Treffs im Unterhorstweg 26. Jeder sei willkommen, so Sorge. Ein Kontakt ist auch unter Telefon 0151/ 23 03 58 92 möglich.