Stadtumbau Weniger Autos, mehr Gemeinschaft
Wie können Magdeburger Siedlungen lebenswerter gestaltet werden? Mit dieser Frage haben sich Studierende beschäftigt.
Magdeburg l Keine Autos, mehr Bäume, mehr Platz für Gemeinschaft, mehr Platz für abgasfreie Mobilität, intensive Nutzung des Regenwassers – so sehen, stark verkürzt, die Visionen aus, die Studierende verschiedener Länder in einem Workshop für Magdeburger Siedlungen der Moderne erarbeitet haben.
Fünf Tage hatten die Studierenden aus Ungarn, Polen, Finnland und Italien Zeit, um ihre Ideen exemplarisch für die Gartenstadt-Kolonie Reform, die Hermann-Beims-Siedlung und die Siedlung Cracau auszuarbeiten. Ziel war, Freiräume nachhaltig zu entwickeln. Dabei galt es, die Vegetation zu erhalten oder zu ergänzen, Bereiche zu schaffen für private, gemeinschaftliche und öffentliche Nutzung, verschiedene Formen der Mobilität verträglich zu kombinieren sowie den nachhaltigen Umgang mit Regenwasser zu bedenken.
Am Ende präsentierten die Studierenden Ideen, die viele Magdeburger sicherlich grundsätzlich begrüßen würden, doch deren praktische Umsetzungen noch lange Wege vor sich haben. Denn die Voraussetzungen für die Umgestaltungen sind nicht nur städtebaulicher Natur, sondern bedürfen auch einer veränderten Einstellung eines jeden Bürgers gegenüber dem gemeinschaftlichen und nachhaltigen Leben.
Ein Leben, welches die Studierenden offenbar bereits verinnerlicht haben. Denn sie sagen sinngemäß: Für junge städtische Leute spielt das Besitzen und Fahren eines Autos in der heutigen Zeit keine so große Rolle mehr wie für viele Menschen der Generationen vor ihnen. Deshalb sei es bei der zukunftsorientierten Stadtplanung wichtig, auf mehr Radwege und eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr zu setzen.
Sollte ein Auto dennoch notwendig sein, setzen die Studierenden mehr auf Car-Sharing (Auto teilen). Denn sie sagen auch: Unsere Generation teilt mehr. Gemeinsam Dinge zu besitzen wird wichtiger werden als das individuelle Eigentum.
Dutzende Parkplätze wären somit künftig in den Siedlungen obsolet. Sie könnten zu Grünflächen umgestaltet werden, was die Wohnqualität steigern würde. Radikal gesehen sei es laut den Studierenden begrüßenswert, wenn innerhalb der Quartiere gar grundsätzlich auf Parkplätze verzichtet werden könnte. Fahrzeuge sollten vielmehr außerhalb der Wohnbereiche abgestellt werden. Dort könnten auch die Sharing-Stationen angesiedelt werden.
Mit Blick auf die Umwelt schlagen die Studierenden vor, Dächer zu begrünen und Regengärten anzulegen. Müllsammelstellen sollten zentralisiert werden, nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus funktionalen Gründen. Das würde das Wirtschaftsmanagement vereinfachen.
Um die Gemeinschaft zu fördern, sollte mehr Raum für gemeinsame Aktivitäten geschaffen werden. Solch ein Platz würde beispielsweise durch den Wegfall von Parkplätzen oder die Neustrukturierung von Hausgärten entstehen. Nicht nur Kinderspielplätze, sondern auch Fitnessbereiche könnten angelegt werden.
Von den Ideen der Studierenden, die auf mittel- und langfristige Veränderungen setzen, ist Heide Grosche, Amtsleiterin des Stadtplanungsamtes, positiv überrascht. Sie erklärte: „Sie haben uns Ideen gezeigt, wie Strukturen aufgebrochen werden können.“ Und sie kündigte an: „Wir werden diese Ideen mit den Eigentümern und Bewohnern weiterentwickeln.“
Anja Schulze, die sich mit Mike Rosner als Repräsentanten der Wobau die Ergebnisse des Hochschulworkshops anschaute, meinte: „Ich kann mir zwar noch nicht vorstellen, mein Auto außerhalb zu parken, denn ich stamme aus der Generation, die am liebsten mit dem Auto bis vor die Tür fährt, aber ich finde die Idee des Teilens sehr gut.“ Auch sei es toll, dass die Begrünung der Dächer als Vorschlag aufgenommen wurde, „doch ich weiß, dass wir in der Beimssiedlung derzeit statische Probleme damit hätten“. Sie gibt zu bedenken, dass eine Verstärkung der Dächer mit hohen Kosten verbunden wäre.
Der internationale Hochschulworkshop wurde unter anderem von Cornelius Scherzer, Professor für Freiraumplanung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, begleitet sowie vom Stadtplanungsamt und dem Kompetenzzentrum Stadtumbau Sachsen-Anhalt mitorganisiert.