Erinnerung an Dreißigjährigen Krieg Wie die „Magdeburger Bluthochzeit“ wieder Thema in der Stadt wird
Vor 393 Jahren wurde die Stadt bei der „Magdeburger Bluthochzeit“ dem Erdboden gleichgemacht. Wie in diesem Jahr der Verbrechen gedacht wird und warum die Tat so aktuell ist wie lange nicht mehr.
Magdeburg - Er gilt als dunkelster Tag in der Geschichte Magdeburgs: Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges fielen am 10. Mai 1631 Truppen von General Tilly in die Stadt ein.
Etwa 20.000 Menschen, knapp 90 Prozent der damaligen Bevölkerung, wurden an einem einzigen Tag brutal ermordet. Auch wer überlebte, erlitt Gewalt oder wurde als Geisel verschleppt.
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Drei weitere Tage nach dem Überfall wurde die Stadt geplündert, während des Angriffs brach ein Feuer aus, das die Stadt dem Erdboden gleichmachte. Nur das Gebiet um den Dom und einige Randgebiete wie das Fischerufer blieben verschont.
Dreißigjähriger Krieg zerstört Magdeburg: Stadt hat bei „Magdeburger Bluthochzeit“ Stellung in Europa verloren
Die als „Magdeburger Bluthochzeit“ bekanntgewordene Eroberung kam einer Apokalypse gleich. „Es dauerte 200 Jahre, bis sich die Stadt von diesem Schicksalsschlag erholt hatte“, erzählt Christoph Volkmar, Direktor des Stadtarchivs.
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Magdeburg erreichte nie wieder seine frühere Position als europäische Metropole.
393 Jahre sind seit diesem Tag vergangen. Doch an Aktualität habe die Stadtgeschichte keineswegs verloren, ist Christoph Volkmar überzeugt.
Dreißigjähriger Krieg und „Magdeburger Bluthochzeit“ so präsent wie nie zuvor
„Noch immer ist die Brutalität eine Mahnung dafür, welches Ausmaß kriegerische Zerstörung haben kann“, sagt er und bezieht sich unter anderem auf den aktuellen Krieg in der Ukraine.
Um dieses Bewusstsein in der Stadt insbesondere an diesem geschichtsträchtigen Tag in der Stadt zu stärken, findet am kommenden Freitag ein Gedenktag statt, organisiert vom Kuratorium Friedensforum Johanniskirche.
Die Johanniskirche dient als Veranstaltungsort für das dreiteilige Programm.
Glocken läuten in Magdeburg am 10. Mai 2024 um 10 Uhr
Bei einem gemeinsamen Gebet, einem Konzert, bei dem unter anderem Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule Magdeburg mitwirken, und einem Vortrag soll ein Diskussionsforum eröffnet werden, um über das Vergangene zu sprechen und auch über die Stadtgrenzen hinaus daran zu erinnern, dass Krieg in Europa wieder grausame Realität geworden ist.
Denn laut Aussage der Veranstalter bleibe Magdeburgs Schicksal ein Sinnbild für globale Menschheitsfragen und für die langfristigen Folgen von Krieg und Gewalt.
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Wie im vergangenen Jahr werden dafür am 10. Mai 2024 um 10 Uhr die Glocken in der Stadt läuten – als Parallele zur „Magdeburger Bluthochzeit“.
Denn auch an diesem Tag vor knapp 400 Jahren hatten die Glocken die Magdeburger davor gewarnt, dass der Feind in der Stadt steht, erzählt Christoph Volkmar. Doch vor dem Unheil gerettet hatte es die wenigsten.
Auf der Website 1631-2031.de berichtet das Kuratorium über seine weitere Arbeit und über seine Vorbereitungen für den 400. Jahrestag 2031.