Fitnesscoach für SCM und FCM Wie ein Kolumbianer sich in Magdeburg einen Traum erfüllt
Im Trainingszentrum von Samir Ruiz gehen die Profisportler von SCM und FCM ein und aus. Wie der Kolumbianer nach Magdeburg kam.
Magdeburg - Koordinatives Training für Arme und Oberkörper mit dem Fitnessband steht auf dem Programm. Samir Ruiz motiviert seinen Klienten mit Zurufen und unterstützt ihn mit jahrelanger Berufserfahrung. Nach ein paar Minuten geht es dann ans Training der Beinmuskulatur. Währenddessen spielen Queen und Bowie im Hintergrund und sorgen für eine entspannte Stimmung.
Mit dem Zentrum für Gesundheit und sensomotorisches Training, wo er neben Privatpersonen auch Profisportler betreut, hat sich Samir Ruiz einen Lebenstraum erfüllt. Der 63-Jährige ist 2001 aus Kolumbien nach Magdeburg gekommen, ohne große Deutschkenntnisse, aber mit großen Zielen. Er eröffnet sein eigenes Zentrum und baut seine Familie weiter auf.
Sportwissenschaftler zieht die Zukunft in Magdeburg
Samir Ruiz’ Verbindung zu Deutschland beginnt, als er 1997 seine Frau Ulrike Boße in Kolumbien, genauer gesagt Cali, kennenlernt. Sie ist zu der Zeit aus beruflichen Gründen in der Hauptstadt des Salsa. Er studiert Sportwissenschaften und Gesundheit in der Millionenstadt, bis er sich Ende 2001 endgültig dazu entscheidet, mit seiner Frau nach Deutschland zu gehen.
Ulrike Boße ist gebürtige Magdeburgerin und hatte eigentlich nicht geplant, wieder in die Landeshauptstadt zu ziehen. Doch ihr Mann war überzeugt, erzählt sie: „Er hat die Zukunft in Magdeburg gesehen.“ Seitdem leben sie mit ihren inzwischen drei Kindern hier und erfreuen sich an der Elbuferpromenade und dem vielen Grün.
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Samir Ruiz’ Plan, kaum angekommen in Deutschland, war von Anfang an klar: Innerhalb von fünf bis sechs Jahren wollte er alles lernen, was man für den Start in die Selbstständigkeit braucht, und dann das Projekt starten. Innerhalb von etwa acht Jahren habe er das dann auch realisieren können, erzählt er. Sein Projekt ist das Trainingszentrum in der Geißlerstraße. Bereits in Kolumbien hatte er mit einem ähnlichen Projekt angefangen, in Deutschland habe er sich dann immer mehr Wissen angeeignet. Das sei nicht ohne Hürden gewesen, sagt der Sportwissenschaftler.
In seinen Fortbildungen 2002 habe die englische Sprache keine sonderlich große Rolle gespielt. So sei er quasi dazu gezwungen gewesen, Deutsch zu lernen. „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und danach abends Deutsch gebüffelt.“
Integration braucht Verständnis auf beiden Seiten
Sein Ziel hatte er dabei immer vor Augen, und es spornte ihn an. Die eigenen Erwartungen an das Zentrum hat er inzwischen schon übertroffen. So hätte er sich nie vorstellen können, professionelle Sportler von erfolgreichen Vereinen zu betreuen. Mit der jetzigen Anzahl an Klienten sei er sehr zufrieden. Es sollen auch nicht mehr werden, sagt er, damit der Spaß an der Arbeit bleibt.
Seinen Erfolg begründet Samir Ruiz zum einen mit seiner Liebe zum Beruf und seiner Einstellung. „In diesem Beruf kann man niemanden bequatschen, hier zählen nur die Ergebnisse“, weiß er.
Mit seiner Geschichte möchte er ein Beispiel sein für erfolgreiche Integration. Es würden viele Ausländer nach Deutschland kommen, die etwas bieten können, ist er überzeugt. Für eine erfolgreiche Integration brauche es aber Verständnis auf beiden Seiten. Besonders jetzt, da es leider auch „so viel Hass gegen Migranten“ gebe, will Samir Ruiz ein gutes Beispiel und eine Hoffnung sein. An Kolumbien vermisse er nichts, betont er. „Alles was ich brauche, ist hier – meine Familie.“