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Kunst Wie Eros Ramazzotti zum künstlerischen Erfolg von Robert Hettich beitrug

In der Galerie Fabra Ars in Magdeburg sind Bilder des Künstlers Robert Hettich zu sehen. Warum er sich für die Kunst entschied und nicht für die Musik und welcher Umstand die Ausstellung beinahe platzen ließ, erzählt er im Volksstimme-Gespräch.

Von Christina Bendigs 15.06.2021, 00:01
Robert Hettich lebt seit 2001 von der Malerei. Seit Sonnabend stellt er Bilder unter dem Titel ?Stream? in der Galerie Fabra Ars aus.
Robert Hettich lebt seit 2001 von der Malerei. Seit Sonnabend stellt er Bilder unter dem Titel ?Stream? in der Galerie Fabra Ars aus. Foto: Christina Bendigs

Magdeburg - Es muss ein Horrormoment für einen Maler sein, wenn kurz vor einer Ausstellung gleich mehrere Bilder beschädigt werden. Als Robert Hettich aus Hannover seine Gemälde für die Ausstellung in der Galerie Fabra Ars am Ulrichplatz vorbereitete und sie mit Firnis besprühte, veränderte die Glanz- und Schutzschicht bei zwei Bildern die Farbe. „Sie sahen aus, als hätte jemand mit einer sehr dünnen Wandfarbe darüber gemalt“, erzählt Hettich, der es noch immer nicht fassen kann. Die Bilder wirkten matt, die teils leuchtenden Farben wie hinter einem Nebelschleier. Die Sorge war groß, dass vielleicht noch mehr Bilder betroffen sein könnten. Doch zum Glück blieb es bei den zweien. Und so konnte am Freitag vor der Ausstellungseröffnung der Transporter mit den Bildern entladen werden und der Aufbau der Ausstellung beginnen. Die Vernissage fand am Sonnabend statt.

Etwas Leichtes sollte es nach dem langen Corona-Lockdown zu sehen geben. Und so präsentiert die Galerie seit Sonnabend neue und selten gezeigte City-Landschaften, in denen sich Menschen auch ganz ohne Corona-Abstand begegnen. Die sind das Markenzeichen des Künstlers und lassen viel Raum für Entdeckungen. Das würden ihm auch Fans immer wieder sagen, die Bilder von ihm besitzen und auch Jahre nach dem Kauf noch Neues darin entdecken.

In einer Metropole gelebt habe er noch nicht, berichtet Hettich, der 1964 in der ehemaligen Sowjetunion geboren wurde und kurz vor der Wende nach Hannover kam. Doch in aller Welt umhergereist, hat er dennoch viel Zeit in Metropolen verbracht, die ihn zu seinen Bildern inspiriert zu haben scheinen. Meistens wohnte er in den höchsten Etagen von Hotels, die den Blick über die jeweilige Stadt ermöglichten. Auch seine Ateliers lagen oft im Dachgeschoss. „Diesen Raum brauche ich auch“, sagt er. In vielen Teilen Europas, aber auch in China und Russland hat Hettich seine Bilder schon gezeigt und an Symposien teilgenommen.

Blick über die Stadt ist Raum, den Hettich braucht

Es war auch ein Hotel, mit dem Hettich nach dem Malerei- und Grafik-Design-Studium den ersten Durchbruch in der Kunstszene erreichte. Damals habe er sich für die Gestaltung des Sheraton-Hotels in Hannover beworben. Mit seinem Mäppchen sei er vor die Manager und Entscheidungsträger getreten. Und die hätten ihm gesagt, sie würden nur mit namhaften Künstlern zusammenarbeiten. Zum Glück lag eine Ausgabe eines Hannoveraner Stadtmagazins aus, in dem gerade ein Bericht über Hettich veröffentlicht war. Seine Entwürfe wurden ausgewählt und hängen bis heute in der einstigen Pelikanfabrik, die heute als Hotel genutzt wird. Das war 2001. Zwei Jahre später, 2003, war alles fertig, und Eros Ramazzotti habe im Hotel gewohnt und sich für zwei Bilder begeistert. Ein Verkauf an den berühmten Sänger sei letztlich nicht zustande gekommen, doch dass der Weltstar Ramazzotti sie haben wollte, habe sich herumgesprochen. Am nächsten Tag habe Hettichs Telefon nicht stillgestanden. „Alle wollten genau diese Bilder“, erzählt er. Seitdem wurde es leichter. 20 Jahre ist das her, und trotz des Erfolgs, der sich einstellte, wird er des Malens nicht müde: „Das ist wie Wasser trinken“, beschreibt Hettich seinen unausweichlichen Schaffensdrang. Nur ganz so viel unterwegs sein, das möchte der Maler, der auch zwei Kinder hat, nicht mehr.

Seine Kinder vereinen zwei von Hettichs Leidenschaften: Kunst und Musik. Sein Sohn sei musikalisch, seine Tochter künstlerisch aktiv. Dabei habe er sich immer gewünscht, dass die beiden einen sicheren Beruf ergreifen wie ihre Mutter, die Mathematikerin und Informatikerin ist.

Hettich selbst musste sich irgendwann zwischen der Kunst und der Musik entscheiden. Als Kind und Jugendlicher habe er sowohl eine Malschule als auch eine Musikschule besucht und wurde Schlagzeuger. Ein wenig waren es Drogen und Alkohol, die ihn von der Musik abhielten. Seine Mutter fand, dass Musik nicht so viele Sicherheiten biete. Und so wurde es schließlich die Kunst – obwohl auch sie nicht mehr Sicherheit bot, wie Hettich schmunzelnd erzählt.

Auf Tiefen folgten immer wieder Höhen

„Es gab immer wieder Phasen der Verzweiflung, in denen ich überlegt habe, ob meine Entscheidung richtig war“, sagt Hettich, in denen er sich im Sturzflug befunden habe. „Doch dann kam eine Einladung zu einem Symposium oder etwas anderes und es ging wieder nach oben“, blickt er zurück. Manchmal komme er mit dem Malen gar nicht so schnell hinterher, wie die Bilder gekauft werden würden. Doch alles ist im Fluss.

Der Ausstellungstitel für die Galerie Fabra Ars hätte kaum besser gewählt werden können: „Stream“. Damit sei nicht die Übertragung aus dem Internet gemeint, die in Corona-Zeiten so verbreitet war, betont er, sondern, das, was in ihm ist und aus ihm heraus fließt.

Die Pandemie habe ihn nach der ersten Verwirrung, in der keiner wusste, was richtig oder falsch ist, und er nichts auf die Leinwand brachte, viel aktiver werden lassen. Er habe seine Energie auf die Bilder konzentrieren können. „Wenn ich eine Ausstellung habe, brauche ich zwei Wochen für die Vorbereitung“, erklärt er. In dieser Zeit sei kaum Zeit zum Malen. Doch in der Pandemie seien auch dämonische Bilder entstanden. „Irgendwann werde ich sie zeigen“, sagt er. Sie zu übermalen, komme für Hettich nicht infrage: „Die anderen würden es nicht sehen, aber ich wüsste immer, was dahinter ist“, sagt er und mimt eine fratzenhafte Gestalt.

Maler übersetzt Musik in Farbe

Die Musik sei nach wie vor Teil seines Lebens. Hettich malt nach Musik. „Ich übersetze sie in Farbe“, sagt er. Teils male er im schwungvollen Legato, mal im klopfenden Staccato.

Ob er den abstrakten Künstlern oder den expressionistischen zuzuordnen sei, darüber hätten sich Kritiker bereits gestritten. Er selbst sieht sich mal als Neo-Impressionisten, mal als Neo-Expressionisten, „auf jeden Fall neo“, sagt er.

Immer wieder nimmt er auch an Plein-Air-Veranstaltungen teil. Bekannte Maler werden dazu eingeladen, um in der freien Natur zu malen. Jeder bekomme seine Leinwand. Auch Galeristen seien dann vor Ort.

Manchmal malt Hettich mit den Fingern

Die Veranstaltungen seien schön und eine Form, in Kontakt zu bleiben. Anspruchsvoll sei die vorgegebene Zeit, innerhalb der dabei ein Bild entstehen müsse. Zumeist würden sie dann versteigert.

Dass die Farbe sein Ausdrucksmittel ist, zeigt sich auch beim Ausstellungsaufbau in der Galerie Fabra Ars. An der Hand ist noch ein wenig Farbe zurückgeblieben. „Manchmal male ich auch mit den Fingern“, erzählt er. Er habe mal seine Tochter porträtiert – mit der Farbe, die noch von einem anderen Gemälde an seinen Händen haftete, erinnert er sich.

Ob er noch Ziele habe? „Ja, eine Einzelausstellung in einem Museum“, sagt er. Viermal habe er schon in Museen ausgestellt. Allerdings in Gemeinschaftsausstellungen.