Hochschule Wie Magdeburg Vietnam zu mehr Bausand verhilft
In Vietnam wird viel gebaut - es gibt mehr Bauprojekte, als Bausand vorhanden ist. Jetzt wird an der Hochschule Magdeburg-Stendal geforscht, wie man Rückstände aus dem Titanbergbau dafür nutzbar machen kann.
Magdeburg/VS. - Schon von weitem hört man die Siebmaschine in der Laborhalle der Hochschule Magdeburg-Stendal vibrieren. Hier wird aber nicht irgendein Sand oder Elbsand untersucht, sondern Sand aus Vietnam. Das sind die Gründe.
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Von schwarzen Punkten durchzogen, liegt eine kleine Probe davon in Schüsseln neben der Siebmaschine. Bei den Punkten handelt es sich um ein vielseitig einsetzbares und daher sehr begehrtes, titanhaltiges Mineral, das vor allem zur Produktion von Weißpigment verwendet wird. Lacke, Kunststoffe und sogar Zahncremes – die weiße Pigmentierung beruht auf dem Element Titan, dem Namensgeber des Projektes Reno-Titan.
Das Bildungsministerium fördert das Magdeburger Projekt
Das Verbundprojekt startete im April 2023 und wird vom Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. R und e stehen als Abkürzung für das englische Wort „reuse“ , was Wiederverwendung bedeutet. N und o kommen von der Bezeichnung „Naturally occuring radioactive material“ , also natürlich vorkommende radioaktive Stoffe, abgekürzt NORM.
„Der Sand enthält zwar schwere titanhaltige Minerale, aber auch radioaktive Stoffe. Je mehr das gewünschte Mineral aufkonzentriert wird, umso mehr werden auch radioaktive Elemente angereichert“, erklärt Conrad Dorer, Diplom-Biochemiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Reno-Titan. Das Aufkonzentrieren erfolgt mittels Wendelscheidern, in denen der Sand anhand unterschiedlicher Dichten getrennt wird.
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Mit zwei weiteren deutschen und drei vietnamesischen Partnern untersucht das Projekt aus dem Fachgebiet Ingenieurökologie die bergbaulichen Rückstände der Titanindustrie aus Vietnam. Dort herrscht seit längerer Zeit eine Bausandknappheit, was vor allem auf den vermehrten Neubau zurückzuführen sei, so Dorer. Die Rückstände sollen in Deutschland und Vietnam auf ihre Wiederverwertbarkeit als Baustoff geprüft werden. Bereits im Titanbergbau in Vietnam wird bei einigen Stoffen Radioaktivität gemessen. Radioaktivität umgibt uns laut Bundesamt für Strahlenschutz täglich und überall in unserer Umwelt, auch in unseren Nahrungsmitteln.
Radioaktivität ein Thema beim Sandaufbereiten
„Bei Radioaktivität denken viele an unbewohnbare Orte und gesundheitsgefährdende Strahlungen“, sagt Kazi Nafiul Hassan. Er studiert Water Engineering im Master an der Hochschule Magdeburg-Stendal und arbeitet seit März als wissenschaftliche Hilfskraft bei Reno-Titan. „Mit unseren Untersuchungen wollen wir unter anderem herausfinden, wie man fachgerecht mit natürlichen radioaktiven Stoffen umgeht und ob sich kreislauffähige Lösungen finden lassen“, so Hassan.
Aktuell laufen die Untersuchungen auf Hochtouren. Die Sandproben werden durch unterschiedlich feine Siebe gesiebt, um sie so in Fraktionen zu teilen und zu charakterisieren. Je mehr die Projektpartner über die Eigenschaften und Verhaltensweisen der Materialien wissen, desto eher kann entschieden werden, wofür sie sich in der Weiterverarbeitung eignen könnten. Im September steht eine Studienreise der vietnamesischen Partner nach Deutschland an, bei der alle gemessenen Daten besprochen werden. Bis dahin untersuchen Dorer und Hassan die vietnamesischen Sandproben bis aufs letzte Korn.