Umbau Wobau Magdeburg kauft "Weitling"-Bibliothek
Die Wobau Magdeburg will die ehemalige Stadtbibliothek in der Weitlingstraße zu einer Veranstaltungsstätte umbauen.
Magdeburg l Ein „einzigartig schönes Haus“ nennt Peter Lackner, Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau), das Logenhaus an der Ecke Weitlingstraße/Julius-Bremer-Straße. Das war es früher einmal und das soll es nun auch wieder werden, nachdem das Unternehmen das Gebäude von der Weltkugel-Stiftung erworben hat.
Die in Berlin ansässige Stiftung hatte den 1933 von den Nazis enteigneten Sitz der Magdeburger Loge „Ferdinand zur Glückseligkeit“ seit ihrer Rückführung nach der Wende verwaltet. Seitdem die Stadtbibliothek 1999 ausgezogen war, stand das Haus leer, Verkaufsversuche schlugen bislang fehl. 2015 hatte dann die Wobau im Auftrag des Aufsichtsrats die Verhandlungen aufgenommen. „Wir wollten die Kontrolle über die Entwicklung dieses Bereichs behalten“, sagt Peter Lackner. Mit Erfolg, wie sich jetzt zeigt: Im Januar wechselte der Logensitz den Eigentümer.
Was daraus nun werden soll, dazu hat der Wobau-Chef schon genaue Vorstellungen. „Es soll ein Begegnungszentrum werden“, sagt er und meint damit vorrangig den großen Festsaal im Obergeschoss mit seinen bunten Bleiglasfenstern, der Platz für bis zu 400 Personen bietet. Diesen will das Wohnungsunternehmen für eigene Veranstaltungen und die seiner Wohn- und Gewerbemieter herrichten. „Etwas in dieser Größenordnung haben wir bisher nicht“, sagt Lackner. Als Beispiel für eine mögliche Eigennutzung nennt er ein Skatturnier.
Fremdmieter sind natürlich nicht ausgeschlossen. So habe man bereits mit einem Varieté in Verhandlungen gestanden, das großes Interesse an einer dauerhaften Anmietung zeigte, sich schließlich aber gegen den Standort Magdeburg entschied. Dennoch verspricht sich Lackner eine „tolle Veranstaltungskulisse mit eigenem Charme.“
Dazu wolle man günstige Konditionen anbieten, die auch Jugendlichen die Möglichkeit bieten soll, eigene Veranstaltungen durchzuführen. Das sei anderswo nicht bezahlbar, meint Lackner.
Die Räume im Erdgeschoss, in denen teilweise noch leere Bücherregale stehen und die Böden wegen Wasserschäden hochkommen, sollen als Büros vermietet werden. Die Nutzung ist völlig offen. Wenn es einen passenden Interessenten gibt, könnten womöglich die Kellerräume der Studentenkneipe „Exlibris“ wieder belebt werden. Der 800 Quadratmeter große Bücherspeicher über dem Saal soll erhalten bleiben und als Lager beispielsweise für Tische und Stühle für die Veranstaltungen genutzt werden.
Bis es so weit ist, wird es aber eine Weile dauern. Die Entwicklung steht noch ganz am Anfang. Im Sommer 2017 soll zunächst der Stadtrat Magdeburg zustimmen. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, werden die entsprechenden Abstimmungen mit den Behörden dauern, so der Geschäftsführer weiter.
Für das Projekt sollen Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ beantragt werden. Sollten diese 2018 bewilligt werden, könnte frühestens 2019 die Sanierung beginnen. Die Kosten werden auf über 5 Millionen Euro geschätzt, über die Hälfte wäre Eigenanteil der Wobau. In diesem Zuge sollen auch die Baracken nördlich des Gebäudes abgetragen werden. Dort war bis 2016 die Islamische Gemeinde Magdeburg mehr schlecht als recht untergebracht. Dort wäre ein Anbau denkbar, so Lackner. Auch weitere Parkmöglichkeiten seien möglich.
Der Magdeburger Logensitz ist einer der größten in Deutschland, die Loge selbst gilt als eine der ältesten bundesweit. Richard Wagner hat hier komponiert, verweist Peter Lackner auf die kulturelle Bedeutung des Gebäudes. Auch der Jugendstil der Fassade sei nicht so häufig in der Stadt zu finden.