Magdeburg l "OB Trümper und Frau Müntzer-Rendell von den MVB an den Galgen" steht in falscher Schreibweise auf einem Zettel, der an der Magdeburger Bushaltestelle an der Johannes-R.-Becher-Straße gefunden wurde. In einem weiteren an die Geschäftsführerin der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) gerichteten Schreiben heißt es mit Blick auf die kommende Bürgerversammlung im Kannenstieg unter anderem: "Ziehen sie sich mal warm an. Man ,freut' sich auf sie".
Die Drohschreiben tauchten nach der Fällung von 121 Bäumen entlang der künftigen Straßenbahnstrecke im Kannenstieg auf. Mindestens vier unterschiedliche solcher Anfeindungen wurden in den vergangenen Tagen dort entdeckt. "Es stimmt, an zwei Haltestellen wurden handschriftliche Zettel mit Beschimpfungen ausgehängt. Diese haben wir abgenommen", bestätigt MVB-Sprecher Tim Stein auf Volksstimme-Nachfrage.
Weil niemand sagen kann, wie konkret die Gefahr ist, bat MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel bei der Stadtverwaltung Magdeburg um Amtshilfe. Schließlich wird die neue Trasse im Auftrag der Stadt gebaut. Daher wird das Ordnungsamt bei der Veranstaltung am 14. März 2019 ab 18 Uhr in der Grundschule Kannenstieg, Pablo-Picasso-Straße 20, vor Ort sein.
"Wir haben eine Anfrage der MVB zur Unterstützung erhalten und werden diese auch gewähren", teilt Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra auf Volkstimme-Anfrage mit. Eine Stellungnahme zu den Drohungen auch gegen ihn wollte OB Lutz Trümper nicht geben.
Birgit Münster-Rendel erklärt hingegen der Volksstimme: "Ich verstehe natürlich den Unmut vieler Bürger über die Baumfällungen im Kannenstieg. Ich bin selber im Viertel groß geworden und die gefällten Bäume zu sehen, stimmt auch mich traurig. Aber mit den geschmacklosen Drohungen ist die Grenze des Anstands und der Vernunft eindeutig überschritten worden. Darum habe ich mich entschlossen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten."
Allein im Kannenstieg werden 131 neue Bäume gepflanzt, erklärt sie weiter. Mit Verweis auf die neuen Strecken in Reform und in der Wiener Straße sagt sie: "Ich bin sicher, wenn die Bahn erst einmal da ist, will sie keiner mehr missen."
"Wir können uns nur auf die Bürgerversammlung gut vorbereiten und auf alle Fragen der Bürger auch Antworten haben. Allerdings wird es nicht darum gehen, ob die Straßenbahn kommt, sondern um das ,Wie'", betont Tim Stein.
Und die MVB-Chefin ergänzt: "Ich hoffe auf einen fairen Austausch mit den Bürgern. Wir sollten uns auch nach diesem Abend noch in die Augen schauen können. Drohungen, Anfeindungen und dergleichen haben da keinen Platz."
Die Polizei in Magdeburg hat Kenntnis von den Drohungen, wird die Veranstaltung aber nicht begleiten, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte.
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