Zoo Magdeburg Warum musste kleine Giraffe sterben?
An der Totgeburt der kleinen Giraffe im Zoo Magdeburg nehmen Tierfreunde weltweit Anteil. Doch ein Verein wirft dem Zoo Inzucht vor.
Magdeburg l Am Freitagmorgen sah im Giraffenhaus im Zoo Magdeburg noch alles normal aus. Zoochef Kai Perret und seine Tierpfleger freuten sich auf die kurz bevorstehende Geburt der kleinen Giraffe. Seit Tagen fieberten sie diesem Ereignis entgegen.
In der Nacht zum 24. Mai 2019 war bei Giraffe Femke dann die Fruchtblase geplatzt. Seit 3 Uhr verfolgte Perret das Geschehen - wie Hunderte andere Tierfreunde in aller Welt auch - live via Webcam. Ab etwa 6 Uhr war die erste Hufe des Jungtieres zu sehen. Gegen 7.30 Uhr fuhr Perret in den Zoo. Nichts deutete bis dahin auf Komplikationen hin.
Gegen 9.30 Uhr dann der Schock: Der kleine Nachwuchs, den Giraffen-Mutter Femke gerade zur Welt gebracht hatte, bewegte sich nicht. Perret und die Tierpfleger merkten sofort: Da stimmt was nicht. Innerhalb weniger Minuten versuchten sie, Femke aus der Box zu holen. Dann schauten sie sich den kleinen Bullen genauer an. "Wir haben alles versucht, das Tier doch noch zu reanimieren", erklärte Perret gegenüber der Volksstimme.
Sie befreiten die Nase vom Schleim, massierten die Muskulatur, schauten nach den Augen - doch nichts half. "Vermutlich war es bereits eine Totgeburt", so Perret. Die Trauer im Zoo Magdeburg ist groß. Die Anteilnahme der Tierfreunde ebenso. Über Facebook kamen sofort Beileidsbekundungen herein, auch auf dem Account der Magdeburger Volksstimme.
Aufschlüsse soll nun die veterinärmedizinische Untersuchung in Stendal ergeben. Erste Ergebnisse könnten schon am Sonnabend vorliegen, hofft Perret.
Die Untersuchung soll auch Erkenntnisse darüber bringen, ob das Jungtier erst durch die Geburt oder vielleicht schon im Mutterleib gestorben ist. Fakt ist: Der Nachwuchs war im Vergleich zu anderen Jungtieren eher klein.
Giraffenkuh Femke konnte sich nach der Geburt noch von ihrem Jungtier verabschieden. Sie wurde im Anschluss von einem Tierarzt versorgt. Perret: "Femke war nach der Geburt natürlich erst einmal ein bisschen schlapp. Sie hat unter anderem etwas für den Kreislauf bekommen."
Das Giraffenhaus im Zoo Magdeburg bleibt vorerst für Besucher geschlossen. Eventuell wird es am Sonnabend wieder geöffnet. Das hängt aber vom Zustand von Femke ab. Die anderen Giraffen Shani und Zarah können aber auf der Außenanlage besucht werden.
Trotz aller Trauer guckt Perret positiv in die Zukunft. „Natürlich wäre der Nachwuchs ein schöner Beitrag für unsere Giraffenzucht gewesen, aber wir schauen jetzt nach vorn. Femke kann noch weitere Jungtiere bekommen. Und noch in diesem Jahr soll ein neuer Bulle im Haus einziehen", erklärte er gegenüber der Volksstimme.
Unterdessen gab es Kritik vom Verein EndZoo. In einer Mitteilung an die Volksstimme erklärte er, dass die Paarung von Femke und dem mittlerweile verstorbenen Yoda eine Inzucht gewesen sei. Perret widerspricht: „Die beiden wurden eigens vom Zuchtbuchkoordinator als Paar zusammengebracht. Und der achtet peinlichst darauf, dass es zu keiner Inzucht kommt.“
Für Femke war es die dritte Geburt. Tochter Shani lebt mit im Zoo. Der zweite Nachwuchs war nach einem Tag gestorben.