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Freibad Neue Pläne für den Albertinesee

Architekt hat Kosten von 820.000 Euro für die Umgestaltung des Naturfreibads ermittelt

Von Enrico Joo 21.03.2021, 23:00

Üllnitz

Zehn beidseitig bedruckte Seiten, dazu ein umfangreicher Anhang mit Bildern und Skizzen. Was lange währt, wird wohl gut. Was wird aus dem Albertinesee in Üllnitz? Wird er aufgewertet oder zurückgebaut? Wohin soll die Reise des kleinen Naturfreibads gehen? Über eineinhalb Jahre mussten die Lokalpolitiker auf ein Konzept warten, das die Stadt Staßfurt in Auftrag gegeben hatte. Es liegt nun vor und wurde im Ortschaftsrat Förderstedt erstmals vorgestellt. Eigentlich sollte es auch eine Bürgerrunde dazu geben. Die konnte aber wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden.

Architekt Jürgen Klutzny aus Schönebeck hat sorgfältig den Bestand des Bades analysiert und herausgearbeitet, wo Sanierungsstau herrscht und investiert werden muss. Samt Kosten. Die Summe wirkt auf den ersten Blick erschreckend hoch. Der Architekt hat 820.000 Euro an Gesamtkosten ermittelt. Damit würde das Naturfreibad aber auf Jahre Planungssicherheit haben. Die Stadt Staßfurt hatte das Bad 2018 von privater Hand übernommen und seitdem nur kleinere Arbeiten ausgeführt. Nun soll das Bad generell zukunftsfest gemacht werden.

Folgende Dinge sollen nach Überlegungen des Architekten gemacht werden:

Strandfläche

Derzeit gibt es ein Holzgeländer zur Sicherung der Böschungskante. Dieses soll durch ein Geländer aus verzinktem Profilstahl ersetzt werden samt Beton-Winkelstützen, damit keine Bodenstoffe mehr ins Wasser gelangen. Das Schilf am Ufer soll zurückgeschnitten, der Sandbereich vergrößert und ausgebaut werden. Bei der Schilffläche vor dem Strand braucht es eine Ausbaggerung und einen Rückbau. Bisher endet der Gehweg am Eingang der Strandfläche. Dieser soll verlängert werden, um Sand- und Rasenfläche auch voneinander zu trennen. Dazu soll der neue Weg barrierefrei bis zum Wasser gehen. Es ist ein Handlauf bis zum Wasserufer geplant.

Die Schilffläche im nördlichen Strandbereich soll zurückgebaut werden. Spielsand wird aufgetragen. Sonnenschirme ergänzen den Bereich.

Grünflächen

Die alten Pappeln auf der rechten Seite vom Eingang aus gesehen, die ihr Lebensalter erreicht haben, sollen entfernt werden. Pappeln sind aus Sicht des Architekten ungeeignet, da bei Sturm viele Äste herunterfallen. Als Ersatz sollen Linden den Albertinesee in Zukunft bestimmen. Die neu entstehende Grünfläche soll als geschlossene Rasenfläche angelegt werden.

Spielgeräte/Bänke/Zaun

Zwei Spielgeräteplätze sind für Kinder bis drei/vier Jahre sowie bis zwölf Jahre vorgesehen. Der Spielplatz für kleine Kinder hinter dem Gebäude soll Geräte für Wasserspiele mit Sand und Matsch haben. Kaufmannsladen und Federwippen sollen das Angebot ergänzen.

Für die größeren Kinder ist eine Kletterkombination mit Netz, Rutsche, Hangelsteg und Räuberleiter vorgesehen. Die Tischtennisplatte soll zum Beachvolleyballplatz verlegt werden.

Die vorhandenen Sitzbänke am Gehweg sollen durch Bänke mit Lehnen ersetzt werden. Bänke mit Tischen soll es in Zukunft ebenfalls geben. Das Eingangstor aus Holz soll erneuert, der defekte Maschendrahtzaun um den See soll repariert werden.

Schwimmplattform/Steg

Derzeit gibt es einen Holzsteg am Eingang. In Zukunft soll eine Treppe aus Betonstufen zum Schwimmsteg führen, der dann aus Kunststoff sein soll. Von hier könnten die Badbesucher ins Wasser springen. In 25 Metern Entfernung ist eine Schwimminsel im Wasser eingeplant, ebenfalls aus Kunststoff. Auf der Insel soll es Sitzgruppen und eine Rutsche geben. Die Anlage soll mit Stahlseilen am Bodengrund verankert sein. Bojen sollen die Grenze des städtischen Bereichs des Albertinesees zum privaten Bereich anzeigen.

Fahrräder

Der Fahrradplatz neben der Kasse soll erweitert werden. Auch drei zusätzliche Stellplätze für E-Bikes soll es geben.

Gebäude

Der Architekt hat analysiert, dass das vorhandene Gebäude stark sanierungsbedürftig ist in vielen Bereichen. Die gesamte Sanierung könnte 350.000 Euro kosten. Der Architekt empfiehlt daher aus Kostengründen den Abriss und die Aufstellung von Containern. Vier Containereinheiten soll es geben für Imbiss, Bademeister/Sanitäter, Toiletten und Geräte-/Lagerraum.

Die Stadt Staßfurt hat neben der Umgestaltung auch den Rückbau zu einem Naturbadesee untersuchen lassen. Dieser würde nur 85.000 Euro kosten. Eintritt müsste nicht mehr gezahlt werden, dafür gebe es auch keine Aufsicht mehr. Der Architekt vergleicht den geplanten Zustand mit Seen um Pretzien oder Dannigkow. Alle Gebäude würden zurückgebaut, Tore und Zaun entfernt werden. Spielgeräte und Beachvolleyballplatz kämen weg, genauso wie der Imbiss.

Die Mitglieder des Ortschaftsrates tragen diese Idee des Rückbaus nicht. „Eine solche Anfrage haben wir nie gestellt“, sagte Sven Schneider (FDP). Er wunderte sich zudem, warum die erst vor drei Jahren erneuerten Elektroleitungen erneut marode wären. Er begrüßte zudem, dass es geplant ist, die alten Gebäude abzureißen. Beim Naturbadesee pflichtete Enrico Lärz (CDU) bei: „Wir sagen seit einem Jahr, dass wir keinen Naturbadesee wollen.“ Lärz regte zudem an, eine Tauchstelle für den Tauchverein einzurichten und fragte nach Fördermitteln.

Fachdienstleiterin Ina Siebert: „Wir wollten nur eine Möglichkeit für den Naturbadesee aufzeigen. Das war eine Anregung aus unserem Haus.“ Die Anregungen aus dem Ortschaftsrat sollen geprüft werden. Am Ende muss der Stadtrat in Staßfurt entscheiden, was er möchte. „Wir sind noch am Anfang des Prozesses“, sagte Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD).

Klar ist, dass die gesamten 820.000 Euro nicht mit einmal ausgegeben werden sollen. „Wir wollen es Schritt für Schritt angehen“, sagte Ortsbürgermeister Peter Rotter (CDU). „Es ist gut, dass wir erst einmal ein Konzept haben. Jetzt müssen wir sehen, was wir umsetzen können.“ Die Sanierung des Albertinesees könnte sich demnach über Jahre hinziehen. In 2022 soll es erste Anträge geben.