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Umbau Neues Leben im Cokturhof

Ende November 2019 bezieht das Unternehmen der Wegehaupt-Gruppe den Cokturhof in Schönebeck. Das Areal soll belebt werden.

Von Bianca Oldekamp 17.10.2019, 10:55

Schönebeck l Es geht voran auf dem Cokturhof-Areal. Von außen betrachtet, ist das zwar kaum zu sehen, doch im Inneren des denkmalgeschützen Cokturgebäudes tut sich einiges.

Rote Klebestreifen am Rahmen der Flügeltür, schützen den zukünftigen Besprechungsraum der Wegehaupt-Gruppe vor Baustaub aus den angrenzenden Räumen. Die werden nämlich gerade saniert. In ihren zukünftigen Besprechungsraum hatte das Familienunternehmen, das das Cokturhof-Areal gekauft hat, am späten Dienstagnachmittag nicht nur die Presse, sondern auch Landrat Markus Bauer (SPD) und Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) geladen, um Politik und Öffentlichkeit über den aktuellen Stand rund um das Cokturhof-Areal zu informieren. Noch verströmt der zukünftige Besprechungsraum allerdings den Charme vergangener Zeiten – inklusive glitzernder Tapete. Doch das soll sich schon bald ändern, der Stuck des denkmalgeschützten Gebäudes aber natürlich erhalten bleiben.

Denn die Wegehaupt-Gruppe aus Eggersdorf, bestehend aus Architekten-, Haustechnik- und Immobilien-GmbH, wird den hinteren Teil des Backsteingebäudes mit ihren Unternehmen bis Ende November zu beziehen. Nach den Räumen, die für den bevorstehenden Umzug bereits renoviert werden, soll dann auch der künftige Besprechungsraum in neuem Glanz erstrahlen. Die glitzernde Tapete gefällt Anke Wegehaupt, die am Projekt als Architektin beteiligt ist, nämlich gar nicht.

Statt wie bisher in Eggersdorf befindet sich der Hauptsitz der Unternehmensgruppe dann in Schönebeck. Und so hat Familie Wegehaupt, bestehend aus Jürgen und Andrea Wegehaupt und den Töchtern Anke und Katja Wegehaupt, ihr Schönebecker Großinvestition immer im Blick.

Lang allein bleiben die Wegehaupts und ihre Mitarbeiter, die ebenfalls alle am Projekt „Cokturhof“ beteiligt sind, auf dem etwa 1,79 Hektar großen Gelände allerdings nicht. Am kommenden Mittwoch stehe nämlich der Verkauf des ebenfalls denkmalgeschützten Fachwerkhauses an, in dem sich früher die Zulassungsstelle befunden hat. Das teilte Jürgen Wegehaupt während der Projektpräsentation am Dienstag mit.

Ein Finanzberater-Unternehmen aus Braunschweig will das Fachwerkhaus kaufen und dort Büros und ein Schulungszentrum einrichten. Um sich und ihr Unternehmen vorzustellen, waren auch die beiden Geschäftsführer Kolja Schneider und Enis Eisfeld zum Termin am Dienstag gekommen.

„Wir müssen expandieren“, berichtet Kolja Schneider über die Hintergründe des bevorstehenden Kaufs. Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt sei das Unternehmen auf das nahe der Elbe gelegene Gelände in Schönebeck aufmerksam geworden. Derzeit habe das Unternehmen, das im Oktober 2018 gegründet wurde, 120 Mitarbeiter, die im Bereich Finanz- und Immobiliendienstleistungen sowie Kreditvergabe deutschlandweit tätig sind.

Zusätzlich zum Gebäude der ehemaligen Zulassungsstelle sollen am Mittwoch auch zwei Grundstücke, auf denen Einfamilienhäuser entstehen sollen, an die beiden Geschäftsführer verkauft werden. Dort könnten Kolja Schneider und Enis Eisfeld dann selber einziehen. Aktuell stehe nämlich die Frage im Raum, ob das Unternehmen seinen Hauptsitz in Zukunft von Braunschweig nach Schönebeck verlegt. „Das hängt sicherlich von steuerlichen Hebesätzen ab“, merkt Jürgen Wegehaupt mit einem Augenzwinkern an und sagt: „Vielleicht finden Sie ja einen Interessenten für den Biomarkt.“

Bisher habe sich für die Idee der Wegehaupts, in den zwei Gebäuden entlang der Barbyer Straße (früher Lagerhaus, zuletzt Archiv des Altkreises Schönebeck) einen Biomarkt unterzubringen, nämlich noch kein Investor gefunden. „Wir geben diese Idee aber noch nicht ganz auf“, versichert Jürgen Wegehaupt.

Die Wegehaupt-Gruppe selbst will im Cokturgebäude, dem ehemaligen Sitz der Hauptverwaltung des Altkreises Schönebeck, allerdings nicht allein einziehen. Im Erdgeschoss des vorderen Gebäudeteils soll ein Restaurant mit Terrasse integriert werden. Im Ersten Obergeschoss soll ein kleines Hotel mit 15 Zimmern entstehen und darüber fünf Wohnungen. Ebenfalls Wohnungen sind in dem Block geplant, in dem einst das Kreis-Bauordnungsamt untergebracht war. „Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist alles in Sack und Tüten“, versichert Jürgen Wegehaupt bei der Präsentation und hofft auf einen baldigen Start der Bauarbeiten.

Bevor die Wegehaupt-Gruppe das Cokturhof-Areal im Jahr 2016 vom Salzlandkreis gekauft hatte, war es einst Sitz der Preussag-Bohrverwaltung und zuletzt Sitz der Kreisverwaltung des Altkreises Schönebeck. Als die ehemaligen Kreise Bernburg, Schönebeck und Aschersleben-Staßfurt schließlich zum Salzlandkreis zusammengeschlossen, und Bernburg neue Kreisstadt wurden, verlagerte sich auch der Sitz der Kreisverwaltung nach Bernburg.

Seither standen die Gebäude auf dem Gelände am Salinekanal weitgehend leer, bis die Wegehaupt-Gruppe 2016 den Zuschlag für das Areal bekommen hat. Zuvor wurde die Planung von Architektin Anke Wegehaupt, die sie bereit 2014 erstmals in Angriff genommen hatte, genau unter die Lupe genommen. Der Schönebecker Stadtrat schaffte mit seiner Entscheidung den Bebauungsplan insofern abzuändern, dass aus der reinen Verwaltungsnutzung ein Mischgebiet mit touristischem Hintergrund entstehen kann, im Oktober 2018 dann endlich Baurecht.