Prozessionsspinner Blattaustrieb bestimmt Bekämpfen der Raupenplage im Drömling

Oebisfelde
„Wir sind in dem Maße wie in den Vorjahren gewappnet, um die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners in bewohnten Gebieten wirksam einzudämmen“, gibt sich der Ordnungsamtsleiter der Einheitsgemeinde Stadt Oebisfelde-Weferlingen, Detlef Meyer, zuversichtlich für eine spürbare lokale Eindämmung der Raupen-Population. Die Spinnerraupen mit ihren gesundheitsgefährdenden Härchen und Gespinsten komplett aus dem Drömling zu entfernen, das hält Meyer für eine Utopie. Die Menschen vor gesundheitlichen Belastungen und Gefahren in den Lebens- und Wohnräumen zu schützen, ist für Meyer das reale Ziel der EPS-Bekämpfungsmaßnahmen. Für den jetzigen Start stehen der Kommune erst einmal 82.600 Euro zur Verfügung. Weitere Geldmittel stehen auf Abruf bereit.
In diesem Frühjahr braucht es aber noch einiges an Temperatur, damit die Eichen ihr Blattwerk austreiben. Erst dann schlüpfen die EPS-Larven und machen sich als Raupen über die jungen Triebe her.
Exakt zu diesem Zeitpunkt rücken die Mitarbeiter eines Fachbetriebes aus und versprühen ein Biozid in Eichenbestände und benetzen ebenso einzeln stehende Bäume. Diese Methode hat in den vergangenen Jahren für eine spürbare Abnahme der EPS-Vorkommen gesorgt. In einem weiteren Schritt müssen dann EPS-Vorkommen samt ihren Nestern manuell und mit besonderer Schutzausstattung aus den Bäumen abgesaugt werden. Das erfordert einen erheblichen Zeitaufwand und ist entsprechend kostenintensiv, aber aufgrund des Gewässerschutzes im Drömling die einzige Wahl, heißt es vom Ordnungsamtsleiter.
Wie der Eichenprozessionsspinner nachhaltig bekämpft werden kann, soll hingegen ein zweijähriges Forschungsprojekt im Biosphärenreservat Drömling liefern.
Alternative Anwendungen werden derzeit erforscht
Wie die Landes-Umweltministerin Claudia Dalbert dazu erläutert: „Wir wollen die Menschen, die im Drömling leben oder dort die einzigartige Natur genießen wollen, schützen. Gleichzeitig wollen wir die Artenvielfalt im Drömling, dem Land der tausend Gräben, erhalten. Gerade an und um Eichen leben rund 500 Tierarten, so viele wie an keiner anderen Baumart. Wir benötigen andere Methoden, als den Einsatz eines Biozids, um die Eichenprozessionsspinner-Population nachhaltig einzudämmen. Ich freue mich, dass die Hochschule Anhalt im Biosphärenreservat Drömling ein Forschungsprojekt begonnen hat, das auch nachhaltige Alternativen zur Biozid-Bekämpfung untersuchen wird.“
Das Forschungsvorhaben der Hochschule Anhalt startete Mitte Februar im Biosphärenreservat Drömling. Es sollen innovative, nachhaltige Alternativen wie beispielsweise das Heißwasserinfiltrationsverfahren oder Nematoden, also Fadenwürmer, und nachhaltige Präventivmaßnahmen wie ein höheres Angebot an Nistkästen untersucht werden.
Im Mittelpunkt des Projekts steht dabei, wie wirksam die Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner sind und wie sie sich auf die Biodiversität auswirken. „Wenn wir die natürlichen Fraßfeinde der Raupe fördern, dann verschiebt sich die EPS-Belastung zu Ungunsten des Eichenprozessionsspinners“, meint Dalbert. Dabei könnte auch die Kohlmeise eine Rolle spielen, die nach bisherigen Erkenntnissen auch EPS-Raupen frisst. Durch Nistkästen soll die Kohlmeisenpopulation unterstützt werden.
Lösungen aus Forschung und Praxis erwartet
Biologische Methoden, wie die Förderung von Fraßfeinden, wurden bisher in der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nur wenig untersucht. Es gibt erste erfolgversprechende Erfahrungen aus den Niederlanden. Außerdem wurde in Niedersachsen der Einsatz innovativer Bekämpfungsmethoden, wie eben die Verwendung von Nematoden oder das thermische Heißwasserinfiltrationsverfahren „EPS-SOLVE“ erfolgreich in der Fläche angewendet. Für das Forschungsprojekt findet ein fachlicher Austausch mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und weiteren Praxispartnern statt. Weiterhin sollen Empfehlungen und Strategien für ein nachhaltiges Bekämpfungskonzept für die Region erarbeitet werden. Eine Übertragung der Ergebnisse auf weitere Regionen in Sachsen-Anhalt soll erfolgen. Das Forschungsprojekt läuft bis zum Ende 2022. Das Landesministerium fördert das Forschungsprojekt mit rund 150.000 Euro.
