Coronavirus Überlebenskampf täglich aufs Neue
Die beiden Familien der Zirkusse Malford und Happy, die in Buchhorst leben, führen einen Überlebenskampf, der täglich von Neuem beginnt.
Buchhorst l Tradition, Ehre und Herzblut sind die Säulen von Menschen, die in der Zirkuswelt groß geworden sind. Der Senior und ehemaliger Zirkusdirektor vom Circus Malford, Georg Sperlich, wurde am gestrigen Donnerstag 77 Jahre alt. Eigentlich ein Grund, diesen Ehrentag besonders zu feiern. Doch dem einstigen Zirkusdirektor ist die Stimmung für das Feiern vergangen. Wie die anderen Mitglieder der Nachfolgegenerationen muss er sich um die elementarsten Dinge für das Überleben der beiden Zirkusse kümmern – die Tiere eingeschlossen.
Eigentlich sollte die Gastspielsaison im März in Oebisfelde starten. Doch statt frischem Geld, dank Kunststücken und Clownerie unterm Zirkuszelt, ließ die Corona-Krise die Motivationsblase platzen.
„Wir hatten von jeher als kleiner Zirkus immer wieder Probleme. Mussten zusehen, dass wir mit unseren Gastspielen in Städten und Orten das Zelt zumindest einigermaßen gut befüllt bekamen. Das wurde mit der Zeit immer schwieriger. Doch wir haben bis zum heutigen Tag überlebt und konnten den nachfolgenden Generationen eine Zukunft in der Manege bieten. Und nun das, Corona“, rafft Sperlich senior die letzten Jahrzehnte in wenigen Sätzen zusammen.
„Unsere wirtschaftliche Situation ist durch die strikt zu befolgenden Auflagen aufgrund der Corona-Pandemie bedenklich, wenn nicht sogar kritisch“, heißt es von Gabriele Hein, die mit Georg Sperlich junior die beiden Zirkus-Unternehmen geschäftlich leitet. Die Ausgangslage war noch im vergangenen Herbst mit Abschluss der Gastspielsaison eine völlig andere, wie Gabriele Hein berichtet. Zudem standen für die Zeit im Buchhorster Winterquartier noch mehrere Schulprojekte aus, darunter eins mit den Schülern der Oebisfelder Grundschule „Drömlingsfüchse“ (Volksstimme berichtete). „Mit diesen Einnahmen konnten wir, wie in den Jahren zuvor, die laufenden Kosten für den Zirkusbetrieb und unser tägliches Auskommen decken“, heißt es von Sperlich junior. Keine leichte Aufgabe, wie er erläutert: „Der gesamte Fuhrpark, Energiekosten, Futter für die Tiere, die Unterhaltung der beiden Zirkuszelte und die gesamte Ausrüstung, von der Kleidung bis zur Tontechnik, gehen schon ins Geld. Allein die technische Überprüfung eines Zeltes, die alle drei Jahre ansteht, kostet mindestens 1000 Euro. Und dann müssen wir Zirkusleute ja auch etwas zum Beißen zwischen den Zähnen haben“, vermittelt der Juniorchef einen Eindruck über das wirtschaftliche Alltagsleben der Zirkusse.
Mit den behördlichen Auflagen gegen die Ausbreitung der Corona-Krise begann der Überlebenskampf. Das finanzielle Polster ist mittlerweile aufgebraucht. Es wird versucht, über die Agentur für Arbeit und das Sozialamt finanziell das Auskommen abzusichern. Auch erhielt Gabriele Hein Unterstützung durch Kirchengemeinden. Futter für die Tiere ist ebenso knapp, weil auch die Landwirte mit ihren Tieren unter Futterknappheit leiden.
Wer den Zirkusfamilien in irgendeiner Art und Weise helfen möchte, kann sich dort telefonisch unter 0152/57 40 10 62 melden.