1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oebisfelde
  6. >
  7. Video: Rekord-Rentner radeln mit Draisine über Schienen in Oebisfelde

Spaß-Erfinder in Action Video: Rekord-Rentner radeln mit Draisine über Schienen in Oebisfelde

Otto Troppmann und Winfried Ruloffs sind bekannt für ihre skurrilen Ideen, die schon für einige Einträge ins Guinnessbuch der Rekorde sorgten. Ihr neuester Clou: Eine Draisine Marke Eigenbau, mit der die beiden rüstigen Rentner nun auf den Schienen am Bahnhof Oebisfelde radelten. Mehr im Video.

Von Ines Jachmann Aktualisiert: 04.07.2023, 21:29
Otto Troppmann (81, links) aus Weyhausen und Winfried Ruloffs (85) aus Platendorf sind bekannt für ihre verrückten Ideen. Diesmal fahren die beiden rüstigen Rentner auf einer selbstgebauten Draisine  auf den Schienen am Oebisfelder Bahnhof.
Otto Troppmann (81, links) aus Weyhausen und Winfried Ruloffs (85) aus Platendorf sind bekannt für ihre verrückten Ideen. Diesmal fahren die beiden rüstigen Rentner auf einer selbstgebauten Draisine auf den Schienen am Oebisfelder Bahnhof. Fotos: Ines Jachmann

Oebisfelde - Morgens um zehn am Bahnhof in Oebisfelde: Auf dem Gelände der Altmark-Rail hält ein schwarzer Geländewagen mit Anhänger. Darauf befestigt ein eigenartiges Konstrukt mit Rädern. Es handelt sich um eine Draisine. Selbstgebaut von Otto Troppmann und Winfried Ruloffs. Und die Rentner werden darauf gleich zwei Räder montieren und damit auf den Schienen fahren.

Binnen weniger Minuten ist das ungewöhnliche Gefährt auf die Schienen gesetzt, und die mitgebrachten Fahrräder, die mit Akku angetrieben werden, montiert. Die beiden Herren lassen es sich nicht nehmen, ihre Draisine allein aufzubauen. „Das ist Leichtbau“, sagt Otto Troppmann. „Damit können wir auf jeder Spurbreite der Welt fahren und bis auf 600 Millimeter runtergehen. Das heute hier ist die größte Breite, deutsche Norm, 1435 Spurweite.“ Der 81-Jährige zeigt auf die Räder an der Draisine. „Die sind auch außergewöhnlich. Fast lautlos.“

 
Video: Ines Jachmann / Schnitt: Christian Kadlubietz

Troppmann bringt die Räder in die vorgesehene Halterung, Winfried Ruloffs steht mit Schraubenschlüssel bereit und dreht alles fest. Die Draisine haben sie selbst konstruiert und gebaut. Und das Schienengefährt ist nicht das einzige, was in ihrer Tüftlerwerkstatt entstanden ist. Die beiden sind alte Kumpels und tragen das „Daniel-Düsentrieb-Virus“ in sich. Es gibt fast nichts, was die inzwischen über 80-Jährigen noch nicht erfunden haben. „Wir haben die gleichen Gene, stimmt’s Winfried?“, sagt Troppmann und grinst dabei. Sein Kompagnon hebt den Kopf, nickt und schraubt weiter.

Zahlreiche Einträge ins Guinnessbuch der Rekorde

Angefangen habe alles 1983, erzählt Troppmann. Damals hörten sie von einem, der das größte Fahrrad der Welt gebaut haben sollte. „Das können wir besser“, sagten sie sich und tatsächlich: Wenig später knackten sie mit ihrem Tandem den Rekord und sicherten sich damit den ersten Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Wenig später entstand in ihrer Werkstatt nach 500 Arbeitsstunden das kleinste fahrbare Fahrrad der Welt. Es passt in eine Hand und ist lediglich 58 Millimeter groß (Nabenabstand). Die Räder messen nur 19 Millimeter Durchmesser und bestehen aus gehärtetem Kunststoff.

Die beiden Rentner bauten auch  das kleinste fahrbare Rad der Welt.  Es passt in eine Hand und ist  58 Millimter groß.
Die beiden Rentner bauten auch das kleinste fahrbare Rad der Welt. Es passt in eine Hand und ist 58 Millimter groß.
Ines Jachmann

Für viel Aufsehen sorgte das Erfinder-Duo auch 2011 mit ihrem „Guinnessweltrekordballweitwurfschleuderschussgerät“. Dabei handelt es sich um eine Maschine, mit der man handelsübliche Boßelkugel so weit wie möglich fliegen lassen kann. Eine zugegeben etwas außergewöhnliche Wurfdisziplin, die jedoch einen weiteren Weltrekord einfuhr.

Inzwischen stehen sie mit unzähligen Rekorden im Guinnessbuch der Rekorde. Wie viel genau es sind, wissen sie nicht.

Das neueste Projekt, was die Tüftler in ihrer Werkstattschmiede, eine alte Scheune, ausgebrütet haben, ist ein Amboss als tragbares Musikinstrument.

Troppmann und Ruloffs sind trotz des hohen Alters noch erstaunlich fit. Geistig wie körperlich. „Das liegt wohl an der Bastelei“, mutmaßen sie. Troppmann, mit seiner Sonnenbrille und dem Basecap auf dem Kopf, und Ruloffs, mit lockerem Sweatshirt und Jeans, sind, trotz grauer Haare und Falten, irgendwie jung geblieben. „Ich bin heute noch gern ein Kind“, sagt Otto und lacht verschmitzt. Ebenso sein Freund Winfried.

Mittlerweile ist die Draisine startklar. Michael Frick, Chef der Altmark-Rail, hat für die Fahrt eine Schienen-Teststrecke auf seinem Gelände am Bahnhof Oebisfelde zur Verfügung gestellt. Ruloffs prüft die Hupe. Funktioniert. Aufsitzen und schon geht es los. Nach wenigen Metern dann plötzlich ein Stopp: „Ich glaube, der Sattel ist zu tief.“ Anhalten, den Sattel auf die richtige Höhe justieren, aufsitzen und weiter.

Spaß an der Technik und Freude am Leben

Die Räder der Tandems werden an der Draisine festgeschraubt und dann kann der Spaß auf Schienen auch schon beginnen.
Die Räder der Tandems werden an der Draisine festgeschraubt und dann kann der Spaß auf Schienen auch schon beginnen.
Ines Jachmann

Werner Jahns von der Altmark-Rail steht an der Weiche bereit. Viel in die Pedale treten müssen die Herren nicht. Durch den Akkuantrieb gleiten sie sanft, fast lautlos, über die Schienen, vorbei an Eisenbahn-Waggons, raus aus Oebisfelde. „Ja, mir san mit’m Radl da ..." hallt es aus der Ferne. Nach ein paar Hundert Metern geht es wieder zurück. Ihre Augen leuchten. Auch wenn die Fahrt nur kurz war, sie haben jede Sekunde davon genossen.

Ihr schräger Ausflug auf den Schienen hat ihnen sichtlich Freude bereitet. „Wir haben immer noch ein bisschen Spaß am Leben, sonst würden wir so etwas nicht machen“, meint Winfried Ruloffs. Und solange es geht, wollen sie daran auch weiter festhalten. Schließlich gibt es in Deutschland noch einige private Draisinenstrecken. Für heute haben die Spaß-Erfinder aber erst einmal genug. Jetzt geht es wieder heim, zu den Frauen. Man darf gespannt sein, was die beiden als Nächstes in ihrer Scheune austüfteln werden. Forschen, entwickeln und experimentieren liegt ihnen einfach im Blut. Sie haben Spaß an der Technik. Und die Freude am Leben ist ihre größte Motivation.