Das 7. Schleppertreffen in Altbrandsleben zieht hunderte Technikfreunde an 1937 kostet Lanz Bulldog 7300 Reichsmark
Für Freunde alter, stabiler Technik wurde Altbrandsleben am Sonntag zum Mekka. Hunderte Schlepperfreunde pilgerten von überallher auf den Sportplatz und fachsimpelten mit den Ausstellern.
Altbrandsleben l "Vor sieben Jahren haben wir mit 40 Fahrzeugen angefangen", sagt Herbert Wilke, "heute stehen hier mindestens 150." Der Hauptorganisator des Altbrandsleber Schleppertreffens ist zufrieden, zumal auch unglaublich viele Besucher den Weg gefunden haben. "Ohne unsere vielen Helfer und Sponsoren könnten wir das gar nicht bewältigen", bedankt er sich. Wilke erklärt auch gleich, was Schlepper eigentlich sind. "Ackerschlepper ist der Urbegriff des Traktors", sagt er, "das Wort Traktor kam erst nach dem Krieg aus dem Russischen zu uns."
Friedrich Kiesel ist mit so einem Nachkriegsbauwerk gekommen. "Ich habe meinen 63 Jahre alten Ursus Bulldog C45 vor 13 Jahren als Schrott gekauft", erzählt der 72-jährige Seehausener. Der Ursus stammt aus Polen und inzwischen ist er wieder hübsch und fahrtüchtig. Kiesel fährt damit vor allem zu Ausstellungen, bis zu 2400 Kilometer kommen im Jahr zusammen. Das klingt nicht viel, aber wenn man diese Kilometerzahl mit nur 30 Stundenkilometer zurücklegt, brauchen die Strecken eben ihre Zeit. "Außerdem ist Bulldog fahren Schwerstarbeit", sagt Friedrich Kiesel, "so ein Schlepper hat keine Lenkhilfe."
Der Passion des Schlepperbauens frönt längst nicht nur die reife Generation. Der 30-jährige Ronny Reinhardt aus Siegersleben hat seinen ZT V8 selbst flott gemacht. "250 PS", sagt er, "und 12,5 Liter Hubraum." Bei diesem Gefährt fehlt die klassische Traktorverkleidung, der ZT V8 zeigt sich pur. "Man muss haben, was andere nicht haben", sagt der Landmaschinenmechaniker, bei dem Hobby und Beruf verschmelzen. Reinhardt fährt mit seinem Schlepper allerdings nicht auf der Straße. "Er ist nicht zugelassen", sagt er "wir transportieren ihn auf einem Tieflader." Mit seinem Fahrzeug kann man aber wunderbar beim Traktorpulling gewinnen. Traktorpulling ist ein Kräftemessen der Schlepper im Baumstämme- oder Bremswagenziehen.
Roman Hentschel ist mit seinem Lanz Bulldog aus Gröningen gekommen. "Ein Re-Import aus Australien des Baujahres 1949", erzählt er. Hentschel zeigt, wie der Motor erst minutenlang mit einer Heizlampe aufgewärmt werden muss. Schließlich zieht Hentschel das Lenkrad aus seiner herkömmlichen Vorrichtung, steckt es ins Schwungrad und dreht. "So wirft man den Motor an." Das Gefährt tuckert urig. Technik, die alle Umstehenden begeistert.
Der älteste Lanz Bulldog auf dem Platz stammt aus dem Jahr 1937. "Mein Vater hat ihn für 7300 Reichsmark gekauft", sagt Siegfried Drebenstedt. Der 75-jährige Hohendodeleber erinnert sich, dass bis etwa 1948 damit gedroschen wurde.
Beim Schleppertreffen werden jedoch nicht nur Lanz Bulldogs gezeigt. Das Publikum begutachtet auch alte Autos und Motorräder. Allerdings sollte sich auf dem Platz jeder gut benehmen, denn der Abschnittsbevollmächtigte (ABV) hat ein wachsames Auge auf das Treiben. Uwe Böttcher (49) aus Alikendorf ist in eine alte Uniform geschlüpft und trägt sogar ein altes Sprechfunkgerät am Gürtel. "Auch das gehört in die Zeit der Oldtimer", grinst er.
Franziska Müller ist extra aus Hamburg gekommen. Die 20-jährige ist in Hadmersleben aufgewachsen. "Mein Vater restauriert ebenfalls Lanz Bulldogs", sagt sie, "ich teile das Interesse mit ihm und habe Respekt, dass sich die Leute so sehr dafür begeistern."