Rohrbruch in der Lazarettstraße war zweiter Vorfall dieses Jahr - TWM will Leitung erneuern Anwohner: "Wir leben auf einer Zeitbombe"
Nach dem nächtlichen Rohrbruch in der Oschersleber Lazarettstraße sind die Aufräumarbeiten im vollen Gange. Anwohner Steve Fichtelmann befürchtet, dass es nicht der letzte Vorfall dieser Art war. Der Trinkwasserversorger will die Leitung 2013 ersetzen.
Oschersleben l Die Folgen des nächtlichen Wasserrohrbruchs in der Oschersleber Lazarettstraße sind eine Woche später noch an vielen Ecken deutlich zu erkennen. In den frühen Morgenstunden war eine Trinkwasser-Hauptleitung geplatzt. Acht Grundstücke entlang der Straße standen wenig später unter Wasser.
Der Vorgarten von Rosemarie und Jürgen Körber ist von den Schlamm-Massen gezeichnet, die am frühen Mittwochmorgen auf ihr Haus zurollten. Kurze Zeit später stand auch der Keller des Einfamilienhauses unter Wasser. "Wir sind sehr zufrieden mit der Reaktion des Unternehmens", sagt Rosemarie Körber eine Woche nach der Havarie. Zu Wochenbeginn war ein Mitarbeiter der Trinkwasserversorgung Magdeburg (TWM) zu Besuch bei Körbers gewesen, hatte sich die Schäden im und am Haus angesehen und zügige Hilfe zugesichert. "Aber in diesem Jahr wird nichts mehr passieren", sagt Rosemarie Körber. Der verschlammte Vorgarten soll im Frühjahr aufgeräumt und die aufgequollene Kellertür ersetzt werden. "Wir hatten Glück, dass es die Tage nach der Havarie gutes Wetter gab", sagt die Oschersleberin. So konnten sie und ihr Mann das Hab und Gut aus dem Keller vor dem Haus trocknen und abwaschen.
Die Aufräumarbeiten sind auch bei Hans Mock und seiner Gattin zur tagesfüllenden Aufgabe geworden. In ihrem Keller stand das Wasser bis zu 1,10Meter hoch an den Wänden. Wie groß die Schäden sind, könne noch nicht beziffert werden. Zunächst hatten Mitarbeiter einer Reinigungsfirma alle Hände voll zu tun, den Fußboden des Kellers von einer zentimeterdicken Lehmschicht zu befreien. Demnächst wird ein Spezialfirma die Wände entfeuchten. "Wir haben drei Tage lang mit fünf Pumpen das Wasser aus dem Haus geholt", sagt Mock. Eine im Keller aufgebaute Küche war regelrecht durch das Untergeschoss des Einfamilienhauses geschwommen, nachdem eine der zwei Kellertüren dem Druck des Wassers nachgegeben hatte. Binnen einer Stunde hatten sich am Mittwochmorgen 600Kubikmeter Wasser aus der geplatzten Hauptversorgungsleitung den Weg durch Gärten und Grundstücke gesucht.
"Ich habe Verständnis dafür, dass die Leitung durch unsere Straßen führt. Aber dann muss sie sicher sein."
Steve Fichtelmann, Anwohner der Lazarettstraße in Oschersleben
Für Hans Mocks Nachbar Steve Fichtelmann war die Havarie allerhöchstes Alarmsignal. "Es war ja nicht der erste Vorfall", sagt der Oschersleber. Bereits Ende Februar sei eine Leitung geplatzt. Damals entstanden bei ihm 3000 Euro Schaden. Wieviel es diesmal sein wird, ist noch nicht abzuschätzen.
Fichtelmann will einen Gutachter einschalten, der das Mauerwerk des Kellers auf Folgeschäden überprüft. Im Hinblick auf diese zwei Vorfälle und eine Havarie vor fünf Jahren, von denen seine Nachbarn berichteten, spricht Fichtelmann von einer "Zeitbombe", auf der die Anwohner der Lazarettstraße leben. "Ich habe Verständnis dafür, dass diese Leitung durch unsere Straße führt. Aber dann muss sie sicher sein." Der junge Mann, der seit drei Jahren in der Lazarettstraße wohnt, hofft auf eine baldige Sanierung der alten TWM-Leitungen. In Magdeburg hatte man dazu lange auf grünes Licht aus Oschersleben gewartet.
Die TWM wollte die Leitungen ursprünglich erst dann erneuern, wenn die Hornhäuser Straße im Bereich Bahnübergang erneuert wird. Laut Plänen der Stadt Oschersleben und der Deutschen Bahn soll aber zunächst der Bahnübergang in der Schermcker Straße durch einen Tunnel ersetzt werden. Zukünftig soll der Verkehr an dieser Stelle unterhalb der Gleise hindurchgeführt werden. Annegret Stertz vom Oschersleber Tiefbauamt dazu: "Wir können nicht beide Straßen gleichzeitig sperren." Baubeginn an der Schermcker Straße ist für Frühjahr 2013 geplant. "Wann es dann in der Hornhäuser Straße weitergeht, ist noch nicht zu sagen", so Annegret Stertz weiter.
Eine Antwort auf diese Frage will die TWM nicht mehr abwarten, sagt Jens Zimmermann auf Volksstimme-Nachfrage. Der TWM-Bereichsleiter Süd stellt in Aussicht, dass Mitte nächsten Jahres die Leitung erneuert wird - "und zwar unabhängig vom Bau in der Hornhäuser Straße". Zimmermann habe drei Jahre lang auf eine verbindliche Zusage der Stadt gehofft. Nun will die TWM das Projekt allein umsetzen. "Gestern haben die Planungen dazu begonnen."
Die alte Leitung in der Lazarettstraße wurde in dieser Woche repariert und gestern Nachmittag wieder in Betrieb genommen, so Zimmermann weiter. Hauseigentümer, die durch den Wassereinbruch Schäden an Hab und Gut zu verzeichnen haben, sollen sich an ihre Versicherungen wenden und alle Schäden auflisten. Die eigene Hausratversicherung springt ein und rechnet die Schäden im Nachgang mit der Versicherung der TWM ab, informiert Zimmermann.