Einheitstag Besucher treffen auf Zeitzeugen
Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn hat den 28. Jahrestag der Deutschen Einheit mit einem Fest der Begegnung gefeiert.
Marienborn l Auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung hat die Gedenkstätte Deutsche Teilung nichts an Anziehungskraft verloren. Zum Fest der Begegnung am 3. Oktober waren erwartet viele Menschen aus dem In- und Ausland angereist, um mehr über das geschichtsträchtige Gelände in Erfahrung zu bringen. Bereits am frühen Mittwochmorgen ergriffen erste Besucher die Gelegenheit, sich zu informieren, Zeitzeugen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Mit dem traditionellen ökumenischen Bittgottesdienst unter dem Dach der ehemaligen Zollabfertigung, dessen Motto für 2018 „Unterwegs zum Frieden“ lautete, nahm die Ganztagesveranstaltung Fahrt auf.
Im weiteren Verlauf trugen geführte öffentliche Rundgänge dazu bei, die unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Grenzabfertigungsanlagen der DDR genauer zu begutachten. Viele der Besucher erklommen den Kommandoturm. Vom Turm ließ sich das gesamte Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle überblicken. Sonderrundgänge zur Kontroll-, Funk- und Fernmeldetechnik zogen die Besucher magisch an.
Junge Festbesucher vertrieben sich an der Mal- und Bastelwerkstatt die Zeit. Für sie standen auch besondere Rundgänge im Programm. „Eine Grenze durch Deutschland“ hieß es und unter fachkundiger Anleitung erkundeten Familien mit Kindern und Jugendlichen das Gedenkstättengelände.
Bis auf den letzten Platz besetzt war der Veranstaltungsraum der Gedenkstätte, wenn Zeitzeugen von ihren Schicksalen berichteten. Einer der Betroffenen ist Mischa Naue. In krassen Bildern schilderte er den Zuhörern eine Hölle, in die er geraten war. Wegen seiner Versuche, aus der DDR zu fliehen, wurde Naue 1983 im Alter von 19 Jahren festgenommen. Nach Verhören und Einzelhaft in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen war er acht Monate in der Strafvollzugseinrichtung Naumburg eingesperrt. Von der Bundesrepublik freigekauft, lebt er seit 1985 in West-Berlin. Für Reisen in Richtung Hannover oder München nutzte er die Transitwege durch die DDR. Unter dem Verdacht, seinen Wagen als „Funkerauto“ für illegale Zwecke zu verwenden, wurde Naue 1987 an der Grenzübergangsstelle Marienborn festgehalten.
Seine im Jahr 2017 geführte fotografische Auseinandersetzung mit dem historischen Ort steht unter dem Titel „Digitale Fotokompositionen“.