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Erinnerung Gedenktafel für Arzt und Botaniker

1583 starb Arzt und Botaniker Johannes Thal nach einem Unfall in Peseckendorf. Mehr als 400 Jahre später wird ihm ein Denkmal gesetzt.

Von Yvonne Heyer 13.09.2017, 01:01

Peseckendorf l War es ein ähnlich sonniger Morgen, als vor mehr als 400 Jahren der Arzt Johannes Thal in Peseckendorf in die Kutsche stieg, um einen Patienten in Eggenstedt aufzusuchen? In Schermcke scheuten die Pferde, Johannes Thal wurde aus der Kutsche geschleudert und schwer verletzt. Der Arzt aus Nordhausen wurde zurück nach Peseckendorf gebracht, wo er trotz aufopferungsvoller Pflege verstarb.

Johannes Thal war nicht nur Arzt, sondern auch ein bekannter Botaniker. Sein Werk „Sylva hercynia“ gilt als Pionierleistung in der Botanik. Thal schuf ein Pflanzenverzeichnis des Harzes. Das Besondere daran: Nicht nur medizinisch wirksame Pflanzen wurden darin beschrieben, sondern alle Pflanzen des Harzes. Johannes Thal schrieb das Buch 1577, es erschien erst 1588.

Mehr als 400 Jahre später finden ein Chefarzt der Bördeklinik Neindorf, Steffen Rickes, der sich im Walter-Krienitz-Verein neben der Förderung der Medizin auch mit Medizin-Geschichte beschäftigt und der Vorsitzende des Peseckendorfer Kultur- und Heimatvereins Mario Engelmann zusammen, um Johannes Thal ein Denkmal zu setzen.

„Wollen wir nicht irgendwas machen, was in Peseckendorf an Johannes Thal erinnert?“ Dieses Ansinnen hat inzwischen seinen Weg genommen. Und an dieser Stelle kommen Schüler des Gymnasiums Oschersleben ins Spiel. Die Teilnehmer des Wahlpflichtkurses Kunst nahmen gemeinsam mit Kunstlehrer Andreas Boldt die Herausforderung an, im Rahmen ihres Unterrichts den Entwurf einer Gedenktafel, eines Epitaphs, als Erinnerung an Johannes Thal zu schaffen.

Nun wurden die Entwürfe vorgestellt. Unter der Schirmherrschaft von Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer wählte eine Jury den besten Entwurf aus. Während der Präsentation bekamen die heutigen Zwölfklässler die Gelegenheit, ihre Arbeiten zu erklären. Dabei kam heraus, dass sich die Jugendlichen umfassend mit dem Leben Johannes Thals und seinem Werk beschäftigt haben. Der Siegerentwurf stellt wichtige Stationen seines Lebens dar. Mitgearbeitet am Siegerentwurf haben Svenja Lange, Sophie Meyer, Annemarie Bode, Erik Trenker und Kamilla Frank.

Unter den Gästen der Präsentation im Peseckendorfer Dorfgemeinschaftshaus weilte auch der 86-jährige Halberstädter Heinz Lüders. Der einstige Buchdruckermeister, der sich im Harzvorland auch einen Namen als Hobbybotaniker gemacht hat, überreichte Mario Engelmann eine in Leder gebundene „Sylva hercynia“. „Ich weiß, dass sie hier in guten Händen ist, wenn ich einmal nicht mehr bin“, so Lüders bewegt. Ein nicht minder bewegter Mario Engelmann nahm das Geschenk entgegen. Vom berühmten Buch Johannes Thals waren einst 300 Exemplare gedruckt worden, 150 in Leder, 150 in Karton. „Ich habe das Buch 1979 für 125 DDR-Mark erworben und es immer sehr gehütet“, so Heinz Lüders.

Die Gedenktafel für Johannes Thal soll ihren Platz im Wasserturm des Peseckendorfer Schlossparkes bekommen. Deshalb machten sich sie Gäste der Präsentation schließlich auf den Weg zum Wasserturm. Vorbei an Kirche und Gutshaus ging es schließlich in den Park, dessen Sanierung und Gestaltung unter den wachsamen Augen des Denkmalschutzes der Kultur- und Heimatverein maßgeblich vor zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Stadt Oschersleben vorangetrieben hat. Versorgt mit vielen interessanten Details zu Schlosspark, Gutshaus und Wasserpark ging es schließlich zurück zum Dorfgemeinschaftshaus, wo die Veranstaltung auch zu Ende ging.