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Studie Forschen für die Zukunft der Gewässer

Die Interessengemeinschaft Bodelachs und das Leibniz-Institut Berlin arbeiten bei einem Forschungsvorhaben zusammen.

Von Christian Besecke 29.09.2017, 01:01

Oschersleben/Gröningen l Vertreter der Interessengemeinschaft haben entsprechende Gespräche mit Sophia Kochalski, die im Auftrag des Berliner Leibniz-Instituts die Studie erstellen soll, geführt. „Es geht dabei um die Betrachtung von Gewässern in der Region“, erläutert die Mitarbeiterin im Gespräch mit der Volksstimme. „Dabei soll ein Verständnis für die grundlegenden Prozesse in den Gewässern und deren Lebensgemeinschaften entwickelt werden.“

Das Forschungswissen soll die Gesellschaft und Entscheidungsträger in die Lage versetzen, den globalen Umweltveränderungen zu begegnen und wasserbasierte Ressourcen und Ökosysteme zum Wohl des Menschen und der Natur bewirtschaften und zu erhalten. „Dieser Punkt deckt sich auch mit unserem Anliegen, den Bodelachs und andere Fischarten wieder in die Bode anzusiedeln“, sagt Heimo Reilein aus Dedeleben, der Mitglied in der Initiative ist. Auch Eckhard Reinhardt aus Eggersdorf ist hier tätig. Er ist zudem noch Landesgewässerwart des Vereins Deutscher Sportfischer im Landesanglerverband (VDSF/LAV). Beide haben ein sehr ausführliches Gespräch mit der Expertin geführt. Dabei ging es um den aktuellen Stand der Bode und anderer Gewässer, die derzeitigen Probleme und die vorhandenen Möglichkeiten.

„Ich suche im Auftrag des Instituts Kontakt zu den Menschen, die sich vor Ort für die Gewässer einsetzen, erfrage ihre Motivation und die Ziele“, schildert Sophia Kochalski. „Hinzu kommen Kontakte zu Unternehmen, die an den Flüssen tätig sind und diese auch auf vielfältige Art mit nutzen.“ Im Nachgang werde sie die bewusste Studie erstellen. Mit der Fertigstellung sei Ende 2018 zu rechnen. „Mit dem Thema befasse ich mich schon seit März dieses Jahres“, erzählt sie. „Voraussichtlich bin ich dafür noch bis zum Ende Oktober auf Reisen.“

Reilein berichtet von der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der EU, die in etwa aktuell bei 5 Prozent des Umfangs liege. „Das ist schon erstaunlich, da inzwischen schon 17 Jahre seit Ausgabe vergangen sind“, befindet er. „Im Koalitionsvertrag der Landesregierung steht eine Eins-zu-Eins Umsetzung drin.“ Man dürfe auf die weitere Verfahrensweise gespannt sein. „Wir haben als Interessengemeinschaft schon Gespräche mit dem zuständigen Ministerium dazu geführt und unsere Ansichten erläutert“, sagt Reilein. „Es geht ja nicht nur um die Umsetzung der Richtlinie. Es droht die Eröffnung eines Vertragsverletzungsverfahren, welches sehr teuer für Deutschland werden könnte.“ Es sei ein Anliegen der Interessengemeinschaft, Schaden für das Land und die Bürger abzuwenden.

„Frankreich hat ein solches Verfahren zur Nitratbelastung im Grundwasser schon erlebt und ist zu Strafzahlungen in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro verdonnert worden“, weiß Reilein zu berichten. Eigentlich sei zur Umsetzung der Richtlinie eine Frist bis 2015 ausgegeben worden, dann sei eine Verlängerung bis 2021 beantragt worden. Bis zum Jahr 2027 müsse die Bode – als letzter Termin – eine allgemeine Durchgängigkeit aufweisen. „Die Verlängerung muss begründet sein“, hebt Reilein hervor. „Noch ist sie nicht gewährt worden.“ Allerdings arbeite man allgemein so, als wäre das schon geschehen. Große Umweltverbände haben inzwischen schon Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt und fordern die sofor- tige Einleitung des Verfahrens aufgrund der bisherigen Verfahrensweise der Bundesländer.

„Das ist natürlich ein Problem“, befindet der Dedeleber. „Es muss also etwas getan werden.“ Daher mache sich die Initiative Bodelachs auch so aktiv für ihre Ziele stark. „Diese decken sich absolut mit den Zielen der EU-Kommission“, beschreibt er. „Das Institut für Binnenfischerei hat der Bode schon 2007 bestes Potenzial für die Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle bescheinigt.“ Bei einem solchen Projekt sei es wichtig, das ganze Ökosystem einzubeziehen. Die Bode biete den Fischen auch die entsprechende Grundlage, wenn es um die Nahrung gehe.

In die Betrachtung rutschen die Aale auch hinein. Quasi jedes Jahr setzen die Fischer der Anliegervereine des Flusses Jungtiere aus, die aber kaum eine Chance hätten jemals das Laichgewässer in der Sargassosee zu erreichen. „Die Bode ist nicht durchgängig für die Tiere“, erklärt Reilein. „Ohne unseren Einsatz würde es diese Fische hier wohl schon nicht mehr geben.“ Die beschriebene Durchgängigkeit ist auch ein großer Punkt bei den Untersuchungen der Fachfrau aus Berlin.

„Fischtreppen haben wenig praktischen Nutzen“, erläutert Eckhard Reinhardt. „Manche Tiere verweigern sie sogar. Optimal wären Solgleiten.“ Diese Forderung deckt sich übrigens sogar mit denen einiger Kanuverleiher, die ihre Geschäfte entweder mobil oder stationär an der Bode führen (Volksstimme berichtete). Auch sie würden von einer Durchgängigkeit profitieren, da das umständliche Aus- und Einsteigen an den Wehren wegfallen würde.

„Das ist ein klarer Vorteil für die Umwelt im Randbereich des Flusses der übrigens geschützt ist“, stimmt Heimo Reilein zu. Sophia Kochalski hat sich die Anliegen der Fischer eifrig notiert und versteht die Argumente nur zu gut. Sie hat sich mit den Vorgaben der EU beschäftigt und weiß auch um die drohenden finanziellen Folgen für das Land. „Einen großen Teil meiner Betrachtungen nehmen die Wanderfischplätze in Deutschland ein“, sagt sie. „Dabei geht es um Lachs, Aal und Stör. Speziell wird die Bode betrachtet.“ Es sei ein Anliegen, das Große und Ganze wieder herzustellen.

„Der derzeitige Stau muss einfach beseitigt werden, so entstehen nämlich Sedimentablagerungen, die wir allerorten beobachten können“, plaudert Eckhard Reinhardt aus dem Nähkästchen. „Wenn die Bode wieder richtig fließen kann, dann erhalten wir eine saubere Kiessohle, die nicht nur der Ökologie sondern auch dem Kanutourismus zugute kommen wird.“ Jeder Paddler könne bestätigen, dass derzeit tiefer Schlamm im Fluss abgelagert sei, fügt Heimo Reilein abschließend hinzu.