Mieter Schulz: "Wann wird saniert?" - Geschäftsführer Lippelt: "Investieren jährlich Tausende Euro" Frust über den Sanierungsstau -Der dritte Rohrbruch in drei Jahren im Wobau-Haus
Gerhard Schulz aus der J.-Wolfgang-v.-Goethe-Straße ist frustriert. Das dritte Mal in drei Jahren ist in seinem Haus ein Warmwasserrohr geplatzt. Dieses Mal im Bad der Wohnung über ihm. Er ärgert sich über den Sanierungsstau.
Wanzleben l Ein fast waschmaschinengroßer Trocknungslüfter läuft in dem kleinen Bad von Gerhard Schulz seit Tagen rund um die Uhr. Alle acht Stunden muss er den Wasserkanister leeren. Der Grund: ein Wasserrohrbruch.
Als sich das Wasser in den Morgenstunden des 1. März seinen Weg von der Wohnung über ihm in seine darunter befindlichen vier Wände suchte, war er nicht zu Hause. "Ich war erst am 5. März aus Berlin zurück. Als ich die Tür aufgemacht habe, traf mich fast der Schlag. Der Fußboden stand unter Wasser, die Tapete wellte sich von den Wänden und war bereits schwarz und in der Wohnung roch es fürchterlich nach Kloake. Das Wasser stand in der Wohnzimmerdecke und die Küchenwand war klitschnass", erzählt der 78-jährige Wanzleber.
Den Fußboden aus dem Bad habe er bereits entfernt. Überall liegen nun Handtücher auf dem Boden, die ihm den Weg durch die Wohnung weisen. Im Beseitigen von Wasserschäden hat der Rentner in seiner Plattenwohnung bereits mehrfach Erfahrungen sammeln müssen. "Das ist mittlerweile der dritte Rohrbruch in drei Jahren", berichtet der Wobau-Mieter. Seit Dezember 1983 wohne er in diesem Block. "Seither wurde hier in diesem Aufgang nichts an den Rohren gemacht", erzählt Schulz. Im rechten Zug des Eingangs Nummer 32 seien die Rohre bereits erneuert worden. "Meine Nachbarin nebenan hatte vor der Sanierung binnen drei Jahren fünf Rohrbrüche."
Als er am 5. März seinen Wasserschaden bei der Wobau gemeldet habe, sei der Rohrbruch in der Wohnung über ihm bereits repariert und aus dem Grund ja auch schon bekannt gewesen. "Wieso hat mich eigentlich keiner informiert, oder warum hat niemand nach dem Rohrbruch bei mir in der Wohnung nachgesehen", fragt sich der 78-Jährige. "Was wäre eigentlich passiert, wenn ich noch länger weggeblieben wäre?" Bis zum 19. März habe sich jedenfalls bei ihm in der Wohnung nichts getan. "Es kam keiner vorbei, um sich den von mir geschilderten Schaden mal anzuschauen", ärgert er sich. Erst auf mehrfachem Drängen und Bitten hin wären zwei Mitarbeiter der Wobau am 19. März zu einem Vor-Ort-Termin vorbeigekommen, sagt er. "Es lief mir ja immer noch das Wasser an den Wänden herunter. Ich war fix und fertig." Erst mit der Begehung sei endlich Bewegung in die Geschichte gekommen. Am 20. März sei der Elektriker dagewesen, seit dem 21. März dröhnt der Lüfter und trocknet die Wände für die von der Wobau angekündigten Malerarbeiten. Der Ärger im Wohnblock sitzt tief. Der Mieter fragt: "Wann werden endlich die alten Rohre ersetzt?"
Geschäftsführer der Wobau Rainer Lippelt: "Wann wir hier die Leitungen sanieren werden, steht noch nicht fest." Er sagte aber zu: "Für die Zeit, in der die Räume nicht genutzt werden konnten, gibt es natürlich eine Reduzierung der Miete. Der durch das Wasser entstandene Schaden wird in Ordnung gebracht." Der Geschäftsführer sagte eine Erneuerung des Bades zu, verwies aber darauf, dass jährlich Tausende Euro in die Modernisierung des Wohnungsbestandes investiert werden. Man sei dabei, den Sanierungsstau abzuarbeiten, aber es gehe nur Schritt für Schritt. "Bei den alten Leitungen, die wir teilweise noch haben, wird es möglicherweise leider auch nicht der letzte Rohrbruch gewesen sein", so Lippelt.
Nach dem veröffentlichten Geschäftsbericht der Wohnungsbaugesellschaft 2010, der für 2011 erscheint erst Ende dieses Jahres, gab die Wobau Wanzleben rund eine halbe Million Euro für den Bereich Instandhaltung aus, damit werden zehn Euro pro Quadratmeter Wohnfläche in den Wohnungsbestand investiert. Des Weiteren, so der Bericht, seien natürlich auch Investitionen in das Wohnumfeld (182000 Euro) geflossen. Insgesamt belaufen sich die Investitionen der Wobau für das Jahr 2010 auf 2,5 Millionen Euro. Im Bestand waren im Berichtszeitraum 937 Wohn-, davon 14 Gewerbeinheiten. Trotz eines 15-prozentigen Leerstands und einer damit verbundenen Erlösschmälerung von 400000 Euro habe die Wobau im Kalenderjahr 2010 dennoch einen Jahresüberschuss in Höhe von 175349,95 Euro erwirtschaftet. Das Gesamtvermögen der städtischen Gesellschaft belief sich 2010 auf 28,427 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 27,598 Millionen Euro. Im Ausblick des Lageberichts 2010 heißt es: Im Geschäftsjahr 2011 soll es zu erheblichen Investitionen in die Bestände kommen. Dies soll auch in den Wirtschaftsplan des Geschäftsjahres 2012 einfließen. Die Modernisierungen der Bestandswohnungen sollen zur besseren Vermietungsqoute führen und somit zur Senkung der Leerstandszahlen beitragen.