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Premiere eines Unternehmerfrühstücks im Hermsdorfer Mehr-Generationen-Haus Gemeinde Hohe Börde will sich Sorgen der Firmen vor Ort auf den Tisch holen

Von Maik Schulz 12.11.2011, 04:29

Engeren Kontakt sucht die Gemeinde Hohe Börde mit den Unternehmen und Selbständigen aus der Region. Gestern Vormittag trafen sich beide Seiten zu einem zwanglosen Gespräch beim ersten Unternehmerfrühstück in Hermsdorf.

Hermsdorf l Die Gemeinde Hohe Börde macht ernst. Erst am Mittwoch hatte sie nach Bebertal zum Auftakt einer sechsteiligen Bildungs- und Eltern-Stammtisch-Serie an den sechs Grundschulstandorten eingeladen (Volksstimme berichtete). Gestern lud die Gemeinde zu einem wirtschaftlichen Forum in lockerer Atmosphäre: zum ersten Unternehmerfrühstück, das Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel zufolge nun vierteljährlich seine Fortsetzung finden soll.

Bundesverband des Mittelstands ist mit im Boot

Mit ins Boot holte die Gemeinde für diesen Erfahrungsaustausch in gemütlicher Runde die Kreisgeschäftsführerin des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), die Niederndodeleber Unternehmerin Ingrid Rosenburg.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates Hohe Börde mit "Ball Packaging" in Hermsdorf und Agrobördegrün aus Niederndodeleben zwei "Leuchttürme" der Unternehmenslandschaft aus der Hohen Börde besucht, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Mit dem Unternehmerfrühstück soll nun eine dauerhafte Austauschplattform der Gemeinde mit einem größeren Firmenkreis - vom einzelnen Handwerker bis hin zu größeren mittelständischen Unternehmen geschaffen werden.

Mit dem gestrigen Zuspruch waren die Einladenden zufrieden.

Sich vernetzen und besser wahrgenommen werden

Etwa 30 Firmenvertreter einer breit gestreuten Branchenpalette waren der Einladung gefolgt - von der Versicherungsagentur über Landwirtschaftsbetriebe, Handwerker bis hin zu größeren Mittelstandsunternehmen wie dem Berufsbekleidungsausstatter "kuntze burgheim" mit 83 Beschäftigten aus Hermsdorf.

Ingrid Rosenburg warb eindringlich für den Vernetzungsgedanken von Unternehmen, den ihr Bundesverband verfolgt. "Und auch dieses Treffen heute passt genau in unsere Philosophie. Gemeinsam mit der Gemeinde möchten wir gern in den Mittelstand vor Ort hineinhören, wollen uns über Probleme austauschen und ein Netzwerk aufbauen, das Antworten auf immer wieder auftretende Fragen gibt. Zum Beispiel: Wie halte ich meine guten Fachleute im Unternehmen? Wo finde ich geeignete Lehrlinge? Dazu kann unser Bundesverband mit seinen vielfältigen Angeboten wie auch die Gemeinde mit ihren Möglichkeiten bei der Unterstützung von Firmen und Selbständigen einen Beitrag leisten. Sie sollen das Gefühl bekommen, wahrgenommen zu werden", erklärte die BVMW-Kreisgeschäftsführerin.

Genau jene vermisste Wahrnehmung von Unternehmen hatte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses der Gemeinde, Matthias Schwenke, bei den bisherigen Gesprächen und Besuchen bei und mit Unternehmensvertretern erfahren können. Das hatte Schwenke erst im Volksstimme-Interview in der Donnerstagsausgabe bekräftigt.

Durch die Bank begrüßten die Firmenvertreter im Hermsdorfer Mehr-Generationen-Haus die Idee des Unternehmerfrühstücks, einige boten selbst an, solche Treffen in ihren Unternehmen stattfinden zu lassen.

Nach einem üppigen Frühstücksbüfett mit Leckereien aus allen 14 Ortschaften der Hohen Börde wurden in der anschließenden Vorstellungsrunde auch die Zungen locker.

Als ein Problem, dem sich viele Unternehmen heutzutage gegenüber sehen, ist die aufwändige Suche nach geeigneteten Fachkräften und nach Auszubildenden.

So erklärte der geschäftsführende Vorstand der Agrargesellschaft "Börde" aus Rottmersleben, Thomas Seeger: "Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist schwierig. Wir haben große Probleme, geeignete Lehrlinge zu bekommen, obwohl wir gleich mehrere Ausbildungsberufe anbieten." Dem Irxleber Elektromeister Götz Denecke ist es in den letzten drei Jahren nicht gelungen, einen passenden Azubi zu finden. Ähnliches war von Vertretern einer Hydraulik-Firma aus Hermsdorf zu hören, die unter anderem Mechatroniker ausbildet. Gisela Klitschke vom Altenbetreuungszentrum Niederndodeleben beklagte schwer zu findendes Pflegepersonal.

Hohe Wasserpreise und wilde Ausschilderung sind Probleme

Mit Problemen ganz anderer Art hat "kuntze burgheim" im Hermsdorfer Gewerbegebiet zu kämpfen. Manager Steffen Dürrmann bat die Gemeinde Hohe Börde um Hilfe, in Gesprächen mit dem WWAZ für verlässliche und nicht ständig steigende Wasser- und Abwassergebühren zu sorgen. An anderen Standorten des Unternehmens seien die Preise viel niedriger. "Wollen wir erweitern, brauchen wir verlässliche Kalkulationsgrößen. Wenn in der Richtung etwas geschehen könnte, wären wir Ihnen dankbar".

Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel notierte fleißig - auch den Hinweis, dass die bisher eher wilde bis fehlende Ausschilderung der Unternehmen von Hermsdorf bis Irxleben und Hohenwarsleben durch ein geordnetes Leitsystem ersetzt werden sollte und die Firmen so schneller gefunden werden.