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Bahnverkehr Halt in Blumenberg vor dem Aus

Nach Jahrzehnten geht im Bahnverkehr eine Ära zu Ende. Ab Dezember werden keine Personenzüge mehr im Bahnhof Blumenberg halten.

Von Mathias Müller 23.07.2018, 01:01

Blumenberg l Das rote Backsteingebäude des Blumenberger Bahnhofs ist seit längerer Zeit in einem jämmerlichen Zustand. Die Fenster und Türen sind verrammelt. Der Gang durch den Tunnel zu dem einen noch verbliebenen Bahnsteig wird zur Mutprobe. Kürzlich wurde dort eine Frau von zwei bislang unbekannten Tätern überfallen. Auf den Bahnsteigen, die vom Tunnel her mit Gittern versperrt sind, wuchert die Natur. Kurzum. Der Bahnhof Blumenberg scheint dem Untergang geweiht.

Noch aber halten einige der Züge des Harz-Elbe-Express auf ihrer Fahrt von Magdeburg über Oschersleben nach Halberstadt und umgekehrt in Blumenberg. Jedoch nicht mehr lange. Anfang Dezember ist Schluss damit.

Die Deutsche Bahn AG bestätigt auf Nachfrage der Volksstimme, dass das Empfangsgebäude des Bahnhofs Blumenberg im kommenden Jahr verkauft werden soll. „Da vom Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr, der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa) ab dem Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres in Blumenberg keine Verkehrshalte mehr bestellt sind, werden dort nur noch Leistungen beauftragt, um die Verkehrssicherungspflicht zu gewährleisten“, schreibt die Pressestelle der Bahn in Leipzig weiter.

„Keine Verkehrshalte mehr bestellt sind?“. Was hinter dieser Formulierung steckt, wollte die Volksstimme von der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt wissen. „Dass heißt, mit dem Fahrplanwechsel werden vom 9. Dezember an keine Züge mehr in Blumenberg halten“, erklärt Wolfgang Ball, Pressesprecher der Nasa. Er begründet die Entscheidung der Nasa, die Personenzüge ab Dezember nicht mehr in Blumenberg halten zu lassen, mit zu wenigen Passagieren, die dort ein- und aussteigen würden. Hinzu komme, dass die Deutsche Bahn in absehbarer Zeit die Strecke von Magdeburg in den Harz ausbauen wollen, so dass die Züge dort eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern erreichen würden. Damit sei auch ein Ausbau der Bahnsteige in Blumenberg erforderlich, da sie in ihrer jetzigen Ausführung den Bestandsschutz verlieren würden. „Das wäre mit viel Geld verbunden. Jedoch lohnt sich der Aufwand nicht, weil die Anzahl der Bahnreisenden dort zu gering ist“, verdeutlicht Ball. Der zu betreibende Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Bedarf. Hinzu komme ein erforderlicher barrierefreier Zugang zum Bahnsteig, der über den jetzt vorhandenen Tunnel nicht möglich sei.

„Damit wird praktisch der Bahnhof für Wanzleben geschlossen. Das kann nie ein gutes Zeichen sein“, sagt Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos). Seiner Ansicht nach sollte jedoch die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs mit Bussen und Bahnen zunehmen. „Ich nehme an, dass die Fahrgastzahlen den Ausschlag geben“, vermutet Kluge. Das Hauptaugenmerk müsse nun darauf gerichtet werden, die Busverbindungen nach Magdeburg zu erhalten. Dies könne von Wanzleben aus über Hohendodeleben und direkt erfolgen. „Hier liegt unser Schwerpunkt. Und das Angebot an Buslinien und Fahrten für die Ortschaften darf nicht weiter reduziert werden“, fordert der Wanzleber Bürgermeister.