Ehemalige neuapostolische Kirche als Vereinshaus ausgebaut Kleintierzüchter feiern 90. Geburtstag
Der Kleintierzuchtverein Gröningen 1922 und Umgebung ist vor 90 Jahren gegründet worden. Das Gründungsdatum kennt niemand genau, aber gefeiert wird am 18. Mai mit einem Brunch.
Gröningen l Das Vereinshaus des Gröninger Kleintierzuchtvereins war früher eine neuapostolische Kirche. "Sie stand lange leer", erzählt Dieter Heinemann, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. "Im Jahre 2006 wurde sie uns als Vereinshaus angeboten." Die Vereinsmitglieder überlegten nicht lange und griffen zu. Orgel und Altar, überhaupt alles, was einst zum Kirchenleben gehört hatte, wurde entfernt. "Viele Stunden Arbeit waren nötig, um aus einem Gotteshaus ein funktionstüchtiges Vereinshaus zu machen", erzählt Vereinsfreund Ralf Staufenbiel, "vieles konnte nur mit Hilfe von Sponsoren und der Stadt Gröningen bewältigt werden."
Ein Schmuckstück ist es allemal geworden, schon außen zeigen Wandmalereien mit nostalgischen Motiven rund ums Geflügelleben, wer jetzt der Hausherr ist.
Im November 2007 war es geschafft und seither treffen sich die Kleintierzüchter in ihrem eigenen Vereinsheim. "Endlich können wir in unserem eigenen Haus Geflügel- und Kleintierschauen ausrichten", sagt Dieter Heinemann, "Wir nutzen das Haus auch für die Versammlungen und natürlich für die Vereinsfeier anlässlich unseres 90. Geburtstages."
Das genaue Gründungsdatum konnte Heinemann trotz intensiver Recherchen nicht ausfindig machen. "Ich habe in alten Zeitungen und im Archiv nachgeschaut", sagt er, "aber mehr als April 1922 war nicht herauszubekommen." Dennoch ist über die Geschichte noch allerhand überliefert. "Die Anfänge des Zusammengehörigkeitsgefühls der ersten Geflügelzüchter war sicherlich den Auswirkungen des verlorenen ersten Weltkrieges und dem damit verbundenen Streben nach Ruhe, Frieden und Geborgenheit geschuldet", vermutet Ralf Staufenbiel. Fritz Bösenberg war der erste Vorsitzende, als weitere Gründungsmitglieder sind Paul Rux, Heinrich Krebs, Gottfried Fricke und Franz Petri überliefert.
"Damals züchtete man sämtliche Geflügelrassen, die es gab", erinnert Ralf Staufenbiel, "Hühner und Enten sowieso, aber auch Bronze-Puter, japanische Höckergänse, Zwerghühner, Tauben und Fasanen." Der Verein hieß damals noch "Verein der Rassegeflügel- und Kaninchenzüchter".
Der nächste Weltkrieg legte das Vereinsleben lahm, aber bereits 1947 wagten die Züchter einen Neuanfang. "Am ersten Sonntag im Jahre 1948 fand die insgesamt achte Ausstellung statt", so Staufenbiel. Von einem festen Vereinssitz konnten die Züchter damals nur träumen. Sie trafen sich in Gaststätten und stellten in Turnhallen aus.
Jetzt hat der Verein ein Schmuckstück als Vereinshaus, doch ein anderer Wermutstropfen mischt sich in die Geschichte. "Zu uns gehören noch 18 Mitglieder", sagt Dieter Heinemann, "die meisten sind über 60 Jahre alt." Nachwuchs ist nicht in Sicht. Die Zeiten von 1952, als der Verein 128 Mitglieder zählte, gehören wohl endgültig der Vergangenheit an. Entmutigen lassen sich die Züchter dennoch nicht. "Der Verein hat schon schlimmere Zeiten überstanden", fasst Staufenbiel zusammen, "Krankheiten und Seuchen wie Myxomatose, brachten so manchen Züchter schier zur Verzweiflung."
In dieser Zeit sind es eher flexible Arbeitsorte und Arbeitszeiten, die einem eventuellen Züchternachwuchs das Leben schwer machen.
Die Ziele der Züchter sind jedoch immer noch die gleichen wie vor 90 Jahren. "Wir züchten die Tiere artgerecht und immer in der richtigen Richtung", fasst Heinemann knapp zusammen. Die Wesensmerkmal der Rassen sollen auch für künftige Generationen klar erkennbar sein.
Am 18. Mai wird Vereinsvorsitzender Siegfried Ehlert und sein Team ab 10 Uhr jedenfalls Gäste zu einem zünftigen Brunch im Vereinshaus empfangen. "Natürlich verwöhnen wir Kleintierzüchter unsere Gäste auch mit frischen Eiern", verspricht Dieter Heinemann.