Windkraft Kritik an Plänen für Windräder bei Hötensleben
Soll das Areal um den sogenannten Haarstrang im Hötensleber Gemeindegebiet mit Windrädern bebaut werden? Im Gemeinderat gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen.
Hötensleben - Es geht um einen Windpark mit 14 Anlagen, der von der Ebert Erneuerbare Energien Wind GmbH & Co. KG mit Sitz in Kiel zur perspektivischen Errichtung in vier bis sieben Jahren bei der Gemeinde Hötensleben angefragt ist.
Konkret hinterlegt ist das Interesse für das von den Orten Hötensleben, Ohrsleben, Wackersleben, Neubau und Kauzleben umringte Gebiet, in dem sich auch die sogenannte Haarstrang-Erhebung befindet. Der Investor stützt sich dabei auf eine interne Machbarkeitsstudie und stellt der Gemeinde einen nicht unbeträchtlichen jährlichen Schenkungszuschuss in Aussicht. Im Gemeinderat gibt es dennoch große Vorbehalte gegen das Projekt.
Bürgermeister: Frühzeitig einsteigen
Bürgermeister Stephan Löffler (parteilos) ist ein klarer Fürsprecher. Aus seiner Sicht könne die Gemeinde den finanziellen Aspekt nicht einfach in den Wind schlagen: „Ich bin grundsätzlich dafür. Wir sollten rechtzeitig auf den Zug der erneuerbaren Energien aufspringen, um etwas davon zu haben“, betont Löffler.
Er führt erklärend an, dass generell vom Gesetzgeber vorgesehen sei, dass die Bundesländer in den kommenden zehn Jahren zunehmend Flächen für Windenergie zur Verfügung stellen müssen. Daraus resultiere laut Stephan Löffler: „Wir werden uns so oder so mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Die Frage ist also nicht ob, sondern wann – und wir haben jetzt die Möglichkeit, frühzeitig einzusteigen.“
Viele Flächen in Privatbesitz
Die Gemeinde könnte mit einem Anteil von 0,2 Cent je produzierter Kilowattstunde rechnen; das ergäbe etwa eine halbe Million Euro pro Jahr. „Das ist mit Blick auf die Kassenbestände und den Haushalt der Gemeinde eine interessante Sache“, stellt der Bürgermeister fest. „Schließlich müssen wir das auch vor dem Hintergrund aller baldigen, nötigen und gewünschten Investitionen in unserer Gemeinde betrachten – und da müssen wir schlichtweg handlungsfähiger werden.“
Ein nicht unwesentlicher Punkt in dem Vorhaben ist der Umstand, dass es sich bei den angedachten Bebauungsflächen nicht um Gemeinde-, sondern um Privatbesitz handelt. Die Gemeinde ist sozusagen lediglich Erlaubnisgeber in planungsrechtlicher Hinsicht.
Kritik am Standort
An dieser Stelle setzt scharfe Kritik von Ratsmitglied Bernd Bassüner (CDU-Fraktion) ein: „Es herrscht unter dem großen Stichwort Energiewende jetzt Goldgräberstimmung in der Branche und ebenso bei den Grundstückseigentümern. Da wird von den Investoren schon im dritten Satz mit dem großen Geld gelockt, das noch gar nicht da ist. Es besteht erstmal nur auf dem Papier, und so schlecht geht es der Gemeinde Hötensleben nicht, dass wir unsere Seele verkaufen müssten, wo wir doch seriöse Entscheidungen für die Zukunft und nachfolgende Generationen treffen sollten. Mir persönlich macht das ein schlechtes Gewissen, wenn wir das einfach durchwinken. Da wird Klimaschutz zulasten des Umweltschutzes betrieben.“
Was dem Wackersleber wie auch anderen Räten vor allem ein Dorn im Auge ist: Der Standort. Bernd Bassüner ergänzt: „Ich bin nicht gegen Windenergie und auch kein Maschinenstürmer, der sich per se dagegen wehrt, aber die Windräder sollten da stehen, wo sie hingehören – und das ist nicht inmitten einer Dörferregion.“ Auf einer großen Landkarte verdeutlicht er seine Standortkritik mit 14 roten Pinnadeln, die er auf dem gut vier mal drei Kilometer messenden Haarstrang-Areal verteilt. „Die 14 Anlagen sollen hier mittenrein geknallt, die Landschaft zwischen den Ortschaften somit weiter verspargelt werden. Das beeinflusst sowohl unsere Lebensqualität als auch Flora und Fauna. Und nebenbei bemerkt: Wir haben bereits spür- beziehungsweise hörbare Auswirkungen von den Windenergieanlagen im Bereich Söllingen.“
Infoveranstaltung gefordert
Bernd Bassüner zeigt sich außerdem unzufrieden mit der bisherigen Informationspolitik in der Sache: „Es geht uns alle an, daher ist es unzureichend, das allein im Gemeinderat zu besprechen. Der Bürgermeister kann nicht davon ausgehen, dass alle Bescheid wissen, bloß weil das Thema auf der Tagesordnung steht. Und wenn man sich in den Dörfern umhört merkt man, dass kaum einer was davon weiß. Deshalb sollte jetzt schleunigst die Öffentlichkeit mitgenommen werden, beispielsweise in Form einer Infoveranstaltung, wo sich jeder selbst ein Bild machen kann.“