Lebendiges Dorf : Raketen, Rummel und Raritäten
Badeleben lebt! Frei nach dieser Devise ließ das Dorf zum runden Jubiläum aufhorchen und zelebrierte seine 900-Jahr-Feier mit ausgelassener Stimmung im rustikalen Ambiente.
Badeleben l "Mein Badeleben, du bist der Ort, der mir gefällt" - so heißt es in dem eigens zum Dorfjubiläum geschriebenen und am Sonntag vom Männergesangverein "Frohsinn" uraufgeführten Badeleber Lied. Dass mit dieser Zeile ein Nerv getroffen wurde und den etwas mehr als 300 Einwohnern ihr Heimatdorf am Herzen liegt, wurde mit der 900-Jahr-Feier am Wochenende eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In großer Zahl bevölkerten die Gäste den Festplatz an der Villa und verlebten zwischen Bauernmarkt und Rummel, zwischen Kindermusical und Feuerwerk, zwischen Tanznacht und Frühschoppen erinnerungswürdige Stunden, die gewiss auch einen ehrenvollen Platz in der Chronik finden werden.
"Die 900 Jahre haben schon zu einigen Diskussionen geführt, weil Badeleben doch eigentlich älter ist", führte Ortschronist Otto Siebert vor der feierlichen Enthüllung des Gedenksteins an der Eiche gestern Morgen aus, "und ja, das stimmt auch, aber was dabei zählt ist die offizielle verbriefte Ersterwähnung - und die datiert urkundlich aus dem Jahre 1112." Siebert ging kurz auf historische, bauliche und natürliche Besonderheiten Badelebens ein und hob betont das Gemeinschaftsgefühl im Ort hervor: "Das war immer stark, macht weiter so! Und möge der Gedenkstein uns und die nachkommenden Generationen daran erinnern."
Größte Aufmerksamkeit wurde den Ausstellungen des Heimatvereins Völpke/Badeleben zuteil: dichtes Gedränge an den Schautafeln im Dorfgemeinschaftshaus, die von den Mitgliedern in mühevoller Kleinarbeit bestückt wurden. In thematischer Ordnung konnten so zum Beispiel das Vereinsgeschehen, die Gewerbeentwicklung, bauliche oder infrastrukturelle Veränderungen im Verlauf von knapp hundert Jahren nachverfolgt werden. Postkarten und persönliche Wünsche zu Anlässen wir Konfirmation oder Hochzeit, aber auch Briefe aus der Kriegsgefangenschaft ließen vergangene Zeiten aufleben. Ein eigener Bereich widmete sich eingehend der Geschichte der Badeleber Familie Schönborn-Dolle; deren Nachfahre Rüdiger Schönborn wusste dem geneigten Betrachter vieles aus seinem Stammbaum zu berichten.
Eine echte Rarität, machte Hans-Joachim Schell deutlich, sei die Aufnahme der Kindergartengruppe, die während des Ersten Weltkriegs entstand: "Schon damals hatten wir einen Kindergarten, was bestimmt nicht gang und gäbe war. Und ich musste lange rätseln, wo das Foto überhaupt aufgenommen wurde, weil die heutige Bebauung am Damm erst später, in den 1920er Jahren, erfolgte."