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Lehrerin Chana begrüßt Schüler mit einem Wuff

27.01.2013, 18:04

Das Lehrer-Team der Sekundarschule V in Oschersleben hat vor kurzem Zuwachs erhalten. Die "Neue" heißt Chana und ist ausgebildete Therapiebegleiterin. Ungewöhnlich dabei: Chana ist erst fünf Jahre alt, steht auf allen Vieren und begrüßt die Schüler gern mit einem "Wuff".

Oschersleben l Sie ist die Ruhe selbst, auch wenn um sie herum dutzende Mädchen und Jungen kreischen, laufen und johlen. Eine Eigenschaft, die ihr im bevorstehenden Berufsleben noch des öfteren abgefordert wird. Sie heißt "Chana" und ist Therapiebegleiterin. Dass sie einen solch\' anspruchsvollen Beruf bereits im zarten Alter von fünf Jahren ausübt, dürfte ihr den Titel "Wunderkind" einbringen. Aber eigentlich müsste man bei ihr eher von "Wunderhund" sprechen. Denn "Chana" ist eine Rhodesian-Ridgeback-Hündin - und das jüngste Mitglied im pädagogischen Team der Oschersleber Sekundarschule V.

Auf ihre ungewöhnliche Berufslaufbahn hat sie Frauchen Marion Riedel bereits im Welpenalter vorbereitet. Ihre Kindergartenzeit verbrachte "Chana", die mit vollem Namen "Chana - Charie of Kimberley\'s Diamonds" heißt, bei Welpenspielstunden mit Gleichgesinnten.

Danach drückte sie selbst die Schulbank, lernte das Abc des Hunde-Daseins. Nachdem Sitz!, Platz! und Bleib! ausreichend verinnerlicht waren, folgte Ausbildungsschritt Nummer Drei. Beim sogenannten Obedience Training wurden die Kenntnisse vertieft und erweitertet - alles ohne Leine. Dabei verschmolzen Hündin und Frauchen zu einer Einheit. Beide wussten nach einigen Übungsstunden genau, was der andere will und wie diesem Willen Folge zu leisten ist.

Ihren "Schulabschluss" erreichte "Chana" mit der erfolgreichen Begleithundeprüfung. Danach ging sie im Therapie- und Ausbildungszentrum in Magdeburg in die Lehre und ließ sich von echten Profis und ihrem Frauchen Marion Riedel zur Therapiebegleithündin ausbilden. Als "Lehrer auf vier Pfoten" hat sie im Dezember ihre Stelle am Diesterwegring übernommen.

Kinder sind aufgeschlossener und halten mehr Ordnung

"Wir waren von Anfang an Feuer und Flamme, als Frau Riedel mit der Idee auf uns zukam", erinnert sich Schulleiterin Sigrid Schubert. Marion Riedel unterrichtet seit 24 Jahren an der Sekundarschule V. Die Hundezüchterin sagt, sie habe zu Beginn "nach einer sinnvollen Aufgabe" für ihre sanfte und kinderliebe Hündin gesucht. Es folgten medizinische Untersuchungen, eine Wesensüberprüfung für soziale Einrichtungen und eine Gesamtkonferenz, auf der Lehrer, Schüler und Eltern einstimmig die Aufnahme von Schulhund "Chana" in ihre Reihen beschlossen.

Seitdem sind Marion Riedel und "Chana" auch im Berufsleben unzertrennliche Partner. Und das mit Erfolg, wie die Englisch-, Russisch- und Geschichtslehrerin nach den ersten gemeinsamen Stunden in den Klassenräumen resümiert. "Die Kinder sind aufmerksamer - und halten sogar mehr Ordnung." Das hat einen einfachen Grund. Wer seinen Ranzen achtlos offen neben dem Tisch stehen lässt, der wird von "Chana" auf einem ihrer Gänge durch die Schulbankreihen mit Sicherheit ertappt."Der größte Erfolg ist aber, dass durch die bloße Anwesenheit der Hündin die Schüler aufgeschlossener sind, sich die Lernatmosphäre positiv verändert und sogar Gefühle bei den \'ganz Coolen\' geweckt werden. Für die Kinder ist die Anwesenheit von \'Chana\' beruhigend und gleichzeitig animierend", sagt Marion Riedel. Sie kommunizieren viel mit dem Hund, auch ohne Worte.

In den Hofpausen darf "Chana" dann auch mal aus ihrem Berufsalltag ausbrechen. Bei kurzen Spaziergänge genießt sie ihr zweites, ihr Hundeleben. Bis die Stundenklingel sie zurück in den Unterricht ruft.