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Tangerhütterin Sabine Klimm fand ihr Glück und wanderte vor sieben Jahren aus Malerei, Mexiko und Mañana-Mentalität

Von Thomas Pusch 02.02.2012, 05:24

Mit Mitte 40 ein neues Leben anfangen, das traut sich wohl kaum jemand. Die Tangerhütterin Sabine Klimm wagte den Schritt und machte in Mexiko einen Neuanfang. Nun erschien darüber ein Buch.

BajaCalifornia/Tangerhütte l Alles begann mit einer Trennung. Die 43-jährige Sabine war verzweifelt und suchte nach einem neuen Sinn in ihrem Leben. Trost fand sie in der Malerei und lernte dann noch einen Mann kennen, der ihr Leben so richtig auf den Kopf stellte und mit ihr nach Mexiko ging. Das erfährt der Leser auf dem Einband des jüngst erschienenen Buches "Ausgerechnet Mexiko". Autorin ist die Tangerhütterin Sabine Klimm, die darin die vergangenen sieben Jahre ihres Lebens beschreibt.

23 Jahre lang war sie verheiratet, 30 Jahre lang arbeitete sie als Kindergärtnerin. Dass sie sich fast von heute auf morgen dazu entschied auszuwandern, war für sie sehr ungewöhnlich. Sie kannte ihren Mann erst seit acht Monaten und entschied sich für den gewagten Schritt. Kennengelernt hatten sich die beiden im Internet. "Wir suchten gemeinsam nach neuen, ganz anderen Zielen, etwas, was wir beide noch nie gemacht hatten", schreibt die Autorin der Volksstimme. Natürlich fiel es ihr schwer, sich von ihren Eltern und den Kindern zu trennen, doch ihre Familie wollte sie wieder glücklich sehen. Durch die moderne Technik seien sie aber immer miteinander verbunden und stets füreinander da.

Und viele kleine Schritte sollten folgen, durch verschiedene Länder und in so manche Katastrophe hinein. "Wir wollen noch nicht zu viel verraten, es soll ja spannend bleiben", meint Klimm. Ein Beispiel nennt sie denn aber doch. So fuhr sie 1600 Kilometer auf einer der letzten Abenteuerstraßen der Welt, der Mex 1, und lernte die Schönheiten verschiedener Nationalparks kennen. Heimisch geworden ist sie auf einem Anwesen in Cabo San Lucas auf der Halbinsel Baja California, dem nördlichsten Bundesstaat Mexikos. In der Villa entstand auch ein Feriendomizil, das nach einer umfangreichen Renovierung eröffnete. "Ich selbst nähte hunderte Meter Gardinen", erzählt sie. Der Stoff stammte übrigens aus der Heimat, aus Fischbeck. Zu den Gästen gehörten schon Prominente wie die amerikanische Punkrock-Gruppe Green Day. Im Juni dieses Jahres findet der G-20-Gipfel in Cabo San Lucas statt, und die beiden bemühen sich derzeit in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft, das Haus für die Unterbringung von Gästen zur Verfügung zu stellen.

"Pünktlichkeit, wie wir sie kennen, gibt es nicht"

Sabine Klimm hat sich recht gut in ihrer neuen Heimat eingelebt, aber an einige Unterschiede konnte sie sich bis heute nicht gewöhnen. In erster Linie zählt sie dazu die mexikanische Mentalität. "Pünktlichkeit, wie wir sie kennen, gibt es nicht, es ist eher die Mañana-Mentalität", beschreibt sie. Das heißt, es könne morgen sein, aber auch übermorgen oder gar nicht. Allerdings überwiegen für sie die Vorteile. Das Leben in Mexiko empfindet sie als einfacher und viel entspannter. Und dennoch gibt es Dinge, die ihr aus der Heimat fehlen. Neben Familie und Freunden, den vier Jahreszeiten und der Natur ist dies auch etwas ganz Alltägliches: "Ich vermisse deutsches Brot."