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Bildung Oschersleben: Mit welchen Problemen die Musikschule Kurt Masur zu kämpfen hat

Rund 700 Musikschüler besuchen derzeit die Einrichtung in Oschersleben. Neben dem klassischen Klavier- und Gitarrenunterricht, erlebt derzeit der frühmusikalische Bereich in Krabbelgruppen einen Boom. Die starke Nachfrage trifft auf eine Herausforderung.

Von Jan Dahms 03.10.2023, 19:00
Das Erlernen eines Instrumentes ist in Oschersleben nach wie vor beliebt.
Das Erlernen eines Instrumentes ist in Oschersleben nach wie vor beliebt. Symbolfoto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Oschersleben - Seit 2012 ist Bernd Hohmann der Leiter der Kreismusikschule Kurt Masur in Oschersleben. Die Einrichtung sei eine „kleine aber feine Musikschule“, erklärt der 52-Jährige, der in diesen Räumen schon als Kind das Akkordeon-Spielen gelernt hat. Nach eigenen Angaben besuchen aktuell rund 700 Schüler die Einrichtung. Demnach sei die Anzahl der Musikschüler konstant, mit einem „leicht kontinuierlichen Drall nach oben“, so Hohmann.

Das beliebteste Instrument sei das Klavier mit etwa 170 Klavierschülern, gefolgt von 155 Gitarrenschülern. In den vergangenen zehn Jahren würden sich diese beiden Fachbereiche in der Beliebtheit ständig abwechseln. Im gleichen Zeitraum wird ein Instrument aber immer unbeliebter. „Im Bereich der Blechblasinstrumente klagen alle Musikschulen, dass die Nachfrage sehr gering ist“, berichtet Hohmann.

Einen Boom erlebt stattdessen der sogenannte frühmusikalische Bereich, der „enorm nachgefragt“ sei. In den Krabbelgruppen können hier Babys ab 18 Monaten mit ihren Eltern spielerisch erste musikalische Elemente kennenlernen. „Hier können wir die starke Nachfrage nicht abdecken“, erklärt Schulleiter Hohmann mit Blick auf die aktuelle Warteliste. Diese umfasse für alle Angebote der Musikschule derzeit rund 100 Interessenten. Eine rechtzeitige Anmeldung neuer Musikschüler sei deshalb erforderlich, denn die Verweildauer auf der Warteliste könne sich bis zu einem Schuljahr erstrecken.

Bernd Hohmann ist  Leiter der Musikschule Kurt Masur.
Bernd Hohmann ist Leiter der Musikschule Kurt Masur.
Foto: Jan Dahms

In jedem Jahr gibt es einen Musiklehrer weniger

Grund dafür ist auch die angespannte Personalsituation. „Ich verliere jedes Jahr mindestens einen Kollegen“, so der Schulleiter. Seit 2012 sei demnach die Anzahl der Lehrer so von 32 auf 23 gesunken. Als Gründe nennt der Schulleiter unter anderem die „unlukrative“ Bezahlung und die eher familienunfreundlichen Arbeitszeiten in den Nachmittags- und Abendstunden. Durch die „Ausweitung des schulischen Engagements“ bleibe zudem immer weniger Zeit für den einzelnen Schüler. „Das geht an den Musikpädagogen nicht spurlos vorbei“, so das Fazit von Bernd Hohmann.

Dennoch zeigt er sich zufrieden, was die jährliche Teilnahme der Oschersleber Schule am bundesweiten Musikwettbewerb „Jugend musiziert“ betrifft. So würden jährlich etwa zehn bis 20 Jugendliche zum Regionalwettbewerb fahren, rund die Hälfte würde sich dann für den Landeswettbewerb qualifizieren. Diese Zahlen seien zwar nicht groß. Als Musikschule, die einen großen ländlichen Raum im südlichen Bördekreis abdecke, stehe man aber vor strukturellen Herausforderungen. „Es ist schwierig für jemanden, der nicht in Oschersleben wohnt, in die Musikschule zu kommen, weil er einfach eine Entfernung überwinden muss. Und diese Spitzenförderung durch ’Jugend musiziert’ ist mit einer Unterrichtsstunde in der Woche nicht möglich. Da hat es ein Flächenkreis relativ schwer“, erklärt der 52-Jährige.

Aufgrund des großen Zuständigkeitsbereiches würde der Unterricht deshalb nicht ausschließlich in Oschersleben stattfinden. Man setzte auch auf viele Kooperationen mit Kitas und Schulen, etwa in Wanzleben, Eilsleben und Harpke, um Unterricht auch vor Ort anbieten zu können.Gute Nachrichten gibt es unterdessen von den Gebühren. Trotz aller Widrigkeiten, etwa durch Corona und die Inflation, sei der Jahresbeitrag für Schüler der Musikschule von rund 600 Euro in den vergangenen Jahren konstant geblieben. „Die Kosten sind gestiegen, aber der Träger hat sich bereit erklärt, die Kosten zu tragen“, erklärt Hohmann.