Stellenwechsel: Nach 23 Jahren zieht es die 56-Jährige aus der Börde in die Stadt Brandenburg Pfarrerin Felicitas Haupt schlägt mit Abschiedsrede neues Lebenslauf-Kapitel auf
Pfarrerin Felicitas Haupt lädt am 24. Februar zu ihrem Verabschiedungsgottesdienst in die Groß Rodensleber St.-Petri-Kirche ein. Nach mehr als 23 Jahren verlässt sie die Gemeinde. Es zieht sie in die Stadt Brandenburg. Hier wird die 56-Jährige ab dem 1. April im Städtischen Klinikum als Seelsorgerin arbeiten.
GroßRodensleben l Pfarrerin Felicitas Haupt zieht es aus der Börde nach Brandenburg. Nach mehr als 23 Jahren verabschiedet sich die 56-jährige Diplom-Theologin von ihren rund 900 "Schäfchen". Zu ihren Gemeinden zählen neben Groß Rodensleben, Hemsdorf, Klein Rodensleben und Hohendodeleben, auch seit Februar 1995 Domersleben und seit Juni 1997 Schleibnitz.
Ab dem 1. April wird Felicitas Haupt im Städtischen Klinikum der Stadt Brandenburg als Klinikseelsorgerin arbeiten. Derzeit schreibe sie an ihrer Abschiedspredigt. Ein guter Zeitpunkt, um die vergangenen zwei Jahrzehnte Revue passieren zu lassen, erzählt die Theologin, die bis 1987 in Leipzig studiert hat. Nach ihrem Vikariat (Vorbereitungsdienst) in Erfurt entschied sie sich nach einem Blitzbesuch in der Börde für die Stelle in Groß Rodensleben. "Damals gab es viele freie Stellen. Nach einem kurzen Abstecher im September 1990 waren wir von dem regen Gemeindeleben Groß Rodenslebens so angetan, dass wir bereits am 1. Dezember mit Kind und Kegel ins hiesige Pfarrhaus eingezogen sind", erzählt sie. "Wir sind hier von Anfang an herzlich aufgenommen worden. Am 23. Dezember stand, ich weiß es noch wie heute, unsere liebe Marie-Luise Schulze, die von allen Marlies genannt wird, mit einer bereits fertig gebratenen Weihnachtsente vor unserer Haustür, um mir so die Vorbereitungen auf das Fest zu erleichtern. Herzlicher kann eine Gemeinde nicht sein." Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits mit ihrer zweiten Tochter schwanger. "Agnes wurde am 31. März 1991 geboren. Mit ihr im Kinderwagen bin ich im Juni \'91 in den Magdeburger Dom, um mein zweites Staatsexamen abzulegen", erinnert sich die Mutter von vier Töchtern.
Nach dem Unfalltod von Agnes 2006 sei ihr Glaube auf eine harte Probe gestellt worden, sagt sie. "In dieser schweren Zeit, fühlten wir uns hier in Groß Rodensleben gut aufgehoben. Eine Gemeinde ist wie ein Kleinkosmos der großen Welt. Als Pfarrerin treffe ich auf viele Schicksale, begleite beispielsweise Schwerkranke lange Zeit auf ihrem letzten Weg. Deshalb ist jeder Pfarrer auch ein Seelsorger. Diese Arbeit ist und war mir immer wichtig."
Die Zusatzausbildung zur Seelsorgerin hatte die Theologin in den 90er Jahren in Halle absolviert. Nach dem Verlust ihrer Agnes habe sie selbst auch Hilfe bei einer Seelsorgerin gesucht. "Trotz des Schicksalsschlages ist mir der Glaube an das Wort Gottes und die Auferstehung Jesus Christus geblieben", sagt Felicitas Haupt heute.
In jenem Schicksalsjahr hatte sie die Idee des "Lebendigen Adventskalenders" erstmals in Groß Rodensleben initiiert. Domersleben und Hohendodeleben folgten. "Das Konzept hatte ich damals aus unserer Partnergemeinde Marburg mitgebracht. Und mittlerweile findet diese schöne Adventsaktion in so vielen Orten der Börde statt. Das ist einfach großartig. Auch nach meinem Wegzug wird es die Aktion weiterhin im Ort geben. Genauso wie die seit 1999 alljährlich organisierte Kirchen-Fahrradtour. Die Planung hierfür wird Dr. Reinhild Lotz aus Hohendodeleben übernehmen." Der Termin für die nächste Tour stehe auch schon fest - "am 21. April heißt es wieder kräftig in die Pedale treten".
Bereits am 1. April tritt sie ihre neue Stelle als Seelsorgerin im Städtischen Klinikum (600 Betten) der Stadt Brandenburg an. Die Betreuung "ihrer" Börde-Gemeinden wird dann Pfarrerin Dorothee Sparfeldt übernehmen. "Da die Stelle mit dem Bereich Wanzleben zusammengelegt wird", erklärt Felicitas Haupt, die ihren Verabschiedungsgottesdienst am Sonntag, 24. Februar, um 14 Uhr in der St.-Petri-Kirche halten wird. Zudem wird sie am 10. März den Gemeinde- sowie auch noch den Karfreitaggottesdienst übernehmen.
Nach dem Eheaus vor zwei Jahren wird sie nun mit ihrer jüngsten Tochter Theresa (12) allein nach Brandenburg ziehen. "Man kann schon sagen, dass ich ein neues Leben anfangen werde", sagt sie sichtlich gerührt, während sie im Pfarrhaus Umzugskisten aus über 23 Jahren Familienleben packt. Loslassen und Abschied nehmen fällt ihr sichtlich schwer.
Ihre älteste Tochter Maria (25) bleibe mit ihrem Sohn Philip (4) im Ort wohnen. Ihre Cordula arbeitet seit sieben Monaten in Nicaragua und komme erst im September wieder. "Dort absolviert sie derzeit ein sozial-ökologisches Jahr", berichtet Haupt stolz.
Die Arbeit mit Kindern sowie die Sanierung der Kirchen habe der kreativen Pfarrerin in all den Jahren besonders am Herzen gelegen. "Von Anfang an haben wir allerorts fast jedes Jahr gebaut. 1998/1999 hatten wir fünf Baustellen, in fast jeder Gemeinde eine." Dank der positiven Fördermittelanträge konnten so in all den Jahren Millionenbeträge in die Sanierung von sechs Gotteshäuser gesteckt werden. In den vergangenen zehn Jahren hat die zierliche Pastorin zudem 60 Lektoren im Kirchenkreis Egeln ausgebildet. "Die Freude, das Wort Gottes zu vermitteln, war stets eine schöne Aufgabe. Deshalb werde ich die Lektorenausbildung in Brandenburg wahrscheinlich auch weiterhin fortführen."